Politik

Akhanli: "Nationalismus ist zum Monster geworden"

"Die Hydra ist erwacht. Nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern Europas sind Nationalismus und Rassismus wieder zu gewalttätigen und gewaltverherrlichenden Monstern geworden." So beschreibt der seit den 1980er-Jahren in der Türkei verfolgte Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist Dogan Akhanli die aktuelle politische Situation in seiner Eröffnungsrede zur vierten Auflage der Europäischen Toleranzgespräche, die in Fresach und Villach stattgefunden haben.

28.05.2018

Akhanli: "Nationalismus ist zum Monster geworden"
Autor Dogan Akhanli bei der Eröffnung der Europäischen Toleranzgespräche.

Bei seiner Eröffnungsrede zum Thema "Sehnsucht nach Europa - Über die Suche nach dem verlorenen Paradies" hielt der bekennende Europäer ein Plädoyer für mehr Toleranz und warnte vor den Folgen eines mangelnden Geschichtsbewusstseins. Extremismus und Populismus seien falsche Antworten auf dringende Probleme unserer Zeit. Ganz im Gegenteil: "Wer Menschenrechte für teilbar hält, wer Konkurrenzen zuspitzt und wer Minderheiten abwertet, wird dem Frieden weder hier noch in der Welt helfen", so Akhanli. Ungarns Viktor Orbán, Frankreichs Marine Le Pen, Hollands Geert Wilders, Italiens Matteo Salvini, der deutschen AfD-Führung und ihrer Bündnispartei FPÖ in Österreich erteilt Akhanli eine klare Abfuhr.

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Hannes Swoboda, ehemaliger EU-Abgeordneter und Präsident des Denk.Raum.Fresach, ergänzte, dass Abschottung nicht die Lösung sein kann, um die Sehnsucht vieler Menschen nach Europa zu stillen: "Wir müssen auch andere Orte der Welt attraktiver machen und dabei Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten - kurzum die Werte, für die wir stehen - auch anderen anderenorts ermöglichen." Dabei sei steter Dialog mit anderen nötig, wenngleich die eigenen, nationalen Probleme nicht vernachlässigt werden dürften. "Wir brauchen ein Europa, das die errungenen Rechte und Freiheiten verteidigt, garantiert und dafür kämpft", sagt Swoboda.

Bereit sein, mehr Toleranz zu wagen

Laut Akhanli, der 2010 und zuletzt 2017 aufgrund eines Interpol-Haftbefehls der Türkei in Spanien inhaftiert war, hat Europa schmerzliche Lehren erlitten und die Welt leiden lassen. "Diese Geschichte müssen wir im Blick behalten, wenn wir wirklich zu einem besseren und gerechteren Leben aufbrechen wollen. Möglich ist das", zeigte sich Akhanli trotz politischer Populisten in Europa bei seiner Eröffnungsrede zuversichtlich. "Diese reale Gefahr muss im Gegeneinander der Nationalstaaten und im Kolonialismus bekämpft werden, aus dem sich hierzulande der Rassismus speist", mahnt der seit 1995 in Köln lebende Akhanli.

Für Generalvikar Engelbert Guggenberger hat Europa wichtige Vorarbeit geleistet, was das Denken in Toleranz anbelangt. Und Reinhart Rohr, Erster Präsident des Kärntner Landtags, macht auf die erforderliche Bereitschaft der Menschen zu mehr Toleranz angesichts der zunehmenden Weltbevölkerung aufmerksam: "2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Landflucht nimmt immer deutlicher zu. Das hat Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft, technologische Entwicklung, Menschenrechte, Demokratie und Mitbestimmungsmöglichkeiten. Toleranz ist dafür unumgänglich", meint Rohr.

Quelle: UD/pte
 

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