Deutsches Kinderhilfswerk fordert Unterstützung für arme Familien
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert angesichts der Corona-Krise staatliche Unterstützungsmaßnahmen für von Armut betroffene Familien mit Kindern. Die Bundesregierung sollte eine unbürokratische Aufstockung des Regelsatzes prüfen, um finanzielle Nachteile durch die Krise unkompliziert auszugleichen.
18.03.2020
Zugleich könnten beispielsweise die Bewilligungsmodalitäten beim Bildungs- und Teilhabepaket für Lernförderung und soziale Teilhabe gelockert werden.
"Wir sehen ein großes Problem bei der Ausstattung und Versorgung von Kindern in armen Familien. Viele Eltern in prekären Beschäftigungsverhältnissen sind gezwungen ihre verbleibenden finanziellen Mittel für das Notwendigste auszugeben. Der Hartz-IV-Regelsatz ist zu knapp bemessen, und bei vielen Lebensmitteln und Hygieneartikeln sind durch Hamsterkäufe die kostengünstigen Artikel, auf die arme Familien angewiesen sind, oft nicht verfügbar. Auf teurere Produkte auszuweichen, ist im Regelfall aber nicht möglich. Hinzu kommt, dass das kostenfreie Essen in Kitas und Schulen wegfällt, das stellt das viele Familien vor Probleme. Kritisch ist zudem die Schließung vieler Tafeln, die normalerweise rund 500.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland versorgen", betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Bei der Bewältigung der Probleme durch die Schulschließungen in Deutschland drängt das Deutsche Kinderhilfswerk auf ein besonderes Augenmerk auf Kinder aus armen Verhältnissen. Nach Ansicht der Kinderrechtsorganisation drohen insbesondere Schülerinnen und Schülern, die mit ihren Familien staatliche Unterstützungsleistungen beziehen, größere Nachteile als Kindern aus gut-situierten Verhältnissen. So sind in armen Familien durch die oftmals beengten Wohnverhältnisse oder fehlende technische Ausstattung die Möglichkeiten des effektiven Lernens zuhause stark eingeschränkt. Zudem können Eltern mit niedrigem Bildungsniveau oftmals nur unzureichend beim Lernen helfen, gerade wenn die Kinder höhere Klassenstufen erreicht haben.
"Wir befürchten, dass sich das strukturelle Problem der schlechten Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder in Deutschland durch die Schulschließungen weiter verschärft. Das gilt insbesondere dann, wenn die Schulen nach Ostern nicht wieder öffnen. Arme Familien haben kein Geld für Nachhilfelehrer, oder können sich kostenpflichtige Lernplattformen nicht leisten. Durch die meist beengten Wohnverhältnisse ist an ein konzentriertes Lernen oft kaum zu denken. Zudem sind nach Schließung der Kinder- und Jugendeinrichtungen flächendeckend Angebote wie Hausaufgabenbetreuungen weggebrochen. Das Problem könnte sich noch verschärfen, wenn es nach Wiederöffnung der Schulen in einem höheren Lerntempo weitergeht", so Krüger weiter.
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes sollte die Einrichtung eines Sonderfonds für Kommunen geprüft werden, damit dort Bildungsprogramme für arme Kinder finanziert werden können. Und schließlich müssen Lehrerinnen und Lehrer nach Wiedereröffnung der Schulen die ungleichen Bildungschancen von Kindern aus armen Familien noch stärker in den Blick nehmen.