Wilo-CEO Hermes: „Europa solidarisch denken“
Die Corona-Pandemie stellt Europa vor eine Bewährungsprobe historischen Ausmaßes. Menschen verlieren ihr Leben oder sind von Arbeitsplatz- und Wohlstandsverlust bedroht. Solidarität ist deshalb nicht nur in Gesundheits- sondern zunehmend auch in Wirtschaftsfragen in der Coronakrise das Gebot der Stunde, denkt Oliver Hermes, CEO der Wilo Gruppe.
03.06.2020
„Jedoch stellt sich dabei die Frage von Solidarität und Souveränität innerhalb unserer Staatengemeinschaft nicht erst seit heute in Krisenzeiten. Auch die Frage einer kohärenten europäischen Industriestrategie blieb schon eine zu lange Zeit innerhalb der EU unzureichend beantwortet. Hier liegt nun die Chance in der Krise und Europas Stunde kann noch schlagen“, ist sich Oliver Hermes sicher.
In seinem Essay „Europa solidarisch denken“ stellt Oliver Hermes die Notwendigkeit zur Ausgabe von Eurobonds aus Sicht eines globalen Industrieunternehmens dar. Die wichtigste Konditionalität für die Ausgabe gemeinschaftlicher europäischer Anleihen sieht er in der Entwicklung einer EU-Geostrategie und nachgelagerter sektoraler Strategien, wie zum Beispiel einer Sicherheits- und Industriestrategie sowie der Errichtung eines EU-Zukunftsfonds. Es sind Denkanstöße enthalten, die über das Offensichtliche und damit beyond the obvious hinausgehen.
Ein gemeinsames und solidarisches Europa für die Zukunft
Anlässlich des Jahrestages des offiziellen Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa, der schätzungsweise mehr als 60 Millionen Tote forderte, erinnerte Oliver Hermes:„… nachdrücklich an unsere besondere Verpflichtung, alles für den Frieden und die Verständigung in Europa zu tun.“
Der deutschen Wirtschaft komme bei der Gestaltung einer gemeinsamen europäischen Zukunft weiter eine Schlüsselrolle zu: „Die Gründung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft 1952 diente dazu, aus einem geteilten Deutschland heraus neue Brücken nach Osteuropa zu bauen. Stärke entsteht aus internationaler Zusammenarbeit und Verständigung, nicht aus Konflikten“, so Oliver Hermes, der auch den Vorsitz des Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der Deutschen Wirtschaft e.V. innehat.
Gegen Protektionismus und nationale Egoismen
In den vergangenen 75 Jahren sei aber längst nicht alles erreicht worden: „Gerade in jüngster Zeit haben sich Konflikte innerhalb Europas und zwischen einzelnen Staaten gefährlich verschärft. Die Corona-Krise hat den Europäischen Binnenmarkt und die Freizügigkeit im Schengen-Raum zusätzlich beschädigt. Jetzt ist ein guter Moment, um sich noch einmal klarzumachen: Protektionismus und nationale Egoismen führen in Sackgassen, erfolgreich sind wir in Europa nur gemeinsam.“ Deshalb setze sich der Ost-Ausschuss weiter für eine Integration aller Staaten des Westlichen Balkans in die Europäische Union ein und werbe für einen engen Dialog mit den Ländern der Östlichen Partnerschaft und der Eurasischen Wirtschaftsunion. „Unser großes Ziel bleibt ein gemeinsamer Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok“, betonte Oliver Hermes.