Politik

Bedeutung von Quartieren für die Umsetzung von ESG

Wenn es darum geht, die ESG-Bestimmungen in der Immobilienwirtschaft umzusetzen, liegt das Hauptaugenmerk in der Regel auf einzelnen Objekten. Sinnvoller und wirtschaftlicher wäre es jedoch, dies stärker auf der Ebene von Quartieren und Stadtteilen zu verfolgen. Das stellte auch die jüngste Fachkonferenz der International School of Management (ISM) heraus.

29.11.2023

Bedeutung von Quartieren für die Umsetzung von ESG

ISM-Professorin Natascha Schlömer erinnert sich noch an die Anfänge dieser städtebaulichen Planungen, die inzwischen europaweit beispielhaft für nachhaltige Urbanität steht. Schlömer durfte 2000 (als angestellte Architektin) am Wettbewerb zum Masterplan für die HafenCity mitgestalten – mit Kees Christaanse und hatte dafür zusammen mit weiteren Fachplanern als Team den ersten Preis gewonnen: „Die HafenCity beweist durch den Drittelmix aus Eigentumsfinanzierung, frei finanzierten und sozial geförderten Wohnungen, dass sozialgerechte Stadtquartiere funktionieren können.“

So wurde Wohnraum von Anfang auch gezielt der Umgestaltung für Familien vorbehalten. Am Lohsepark in der Nähe des Elbufers finden nun ebenso Studierende bezahlbare Wohnmöglichkeiten.

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Der Immobilien-Summit an der ISM lenkte den Blick auf weitere Projekte mit ähnlichen Entwicklungszielen. So verwies Hanna Wagener von der Stadt Darmstadt auf ein Bewertungsschema, das bei der preisgekrönten „Lincoln-Siedlung“ entstand. Es hilft, Grundbedürfnisse von Quartiersbewohnern rechtzeitig einzubeziehen. Beispiel: Fortbewegung und Erreichbarkeit nach dem 15-Minuten-City-Konzept. Zu den Erkenntnissen zählt laut Hanna Wagener: "Mobilität in Quartieren nachhaltiger zu organisieren, ist machbar und rechnet sich.“ ISM-Professor Andreas Helferich vom ISM-Campus Stuttgart verwies am Beispiel der IBA 27 auf ein spezielles Bewertungsschema dazu: „Damit können Projekte schon in frühen Phasen prüfen, ob sie an etwas nicht gedacht haben.“

Das Soziale ist ein Standortvorteil - kein nice-to-have

Beispiele zur Nutzung von Abwärme und Nahwärme für Quartiere verbanden das Konzept der sogenannten gemischten Quartiersnutzung mit der Umsetzung der ESG-Kriterien. Beim Thema Energie betonte Moritz Marx, Team Leader Sustainability bei Agradblue: „Ohne den energetischen Quartiersgedanken ist die Transformation zu einem klimaneutralen Gebäudebestand, respektive sind klimaneutrale Städte nicht bzw. nur sehr schwer möglich.“ Auch Effizienzgründe wurden dafür angeführt. „Energetisch nachhaltig Wohnen ist jedenfalls nicht mehr isoliert zu denken“, fügte Sebastian Spitra von BOHNZIRLEWAGEN hinzu. In der Diskussion dazu wurde jedoch deutlich, dass es hierbei noch an Erfahrungen und Auswertungen fehle.

Für Dr. Anne Vogelpohl (Sozialraummanagement der Freien und Hansestadt Hamburg) ist soziale Teilhabe und Nachbarschaft ein unterschätzter Pfeiler der Nachhaltigkeit. Sie betonte, dass Nachhaltigkeit nicht funktioniere, ohne diese verschränkt zu denken, auch mit Blick auf den ökonomischen Nutzen: „Denn das Soziale ist durch und durch ökonomisch, wenn wir das Beispiel Kinderbetreuung nehmen: Wo dies gewährleitstet wird, zahlt es auf den Standortvorteil ein, entlastet Familien und fördert Arbeitskräfte.“ Mehr noch: „Das Soziale ist deshalb auch als Wachstumsbranche zu begreifen: Beispiel Vorsorge. Wenn sie etwa über lokale gut erreichbare Gesundheitszentren sichergestellt wird, entlastet dies Kosten für die Gesundheit.“

Sören Senkfeil, geschäftsführender Gesellschafter Architekten Venus, betonte, dass die ESG-konforme Quartiersentwicklung ein Umdenken bei Investoren und Kommunen erfordere: „Kommunen müssen Investoren als Partner auf Augenhöhe verstehen, die sie dabei unterstützen, ihre stadtplanerischen Ziele umzusetzen. Investoren müssen begreifen, das soziale Nachhaltigkeit kein nice-to-have ist. ESG-konforme Quartiersentwicklung erfordert ein Umdenken auf beiden Seiten.“

Den Mehrwert von digitalen Dienstleistungen, die über das einzelne Objekt hinausgehen, stellte Lukas Schilling von Rockethome dar. Mit Hilfe digitaler Dienste können Mieter mit der Verwaltung kommunizieren und ihren je eigenen Verbrauch einsehen. Auch die Inanspruchnahme von externen Dienstleistungen und die Kommunikation im Umfeld könne dadurch unterstützt werden.

Quelle: UD_pm
 

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