Politik

Die verheerenden ökonomischen Kosten von Kriegen

Eine aktuelle Studie des IfW hat ergeben, dass Kriege nicht nur menschliches Leid verursachen, sondern auch enorme volkswirtschaftliche Kosten. Von zerstörter Infrastruktur bis hin zu globalen BIP-Verlusten – die Auswirkungen sind weitreichend. Und wer trägt die Hauptlast?

27.02.2024

Die verheerenden ökonomischen Kosten von Kriegen

Eine neue Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), die über 150 kriegerische Auseinandersetzungen seit 1870 untersucht hat, zeigt: Die Kosten sind für das Land, in dem der Krieg geführt wird, am höchsten. Aber auch die Nachbarländer tragen einen großen Teil der Kriegskosten durch höhere Inflation und geringeres Wachstum.

Basierend auf Erkenntnissen aus vergangenen Kriegen wird prognostiziert, dass die Ukraine bis zum Jahr 2026 voraussichtlich einen Verlust von etwa 120 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftsleistung erleiden wird, während der Kapitalbestand des Landes um beinahe eine Billion US-Dollar schrumpfen könnte. Drittländer, die nicht direkt in den Konflikt involviert sind, dürften BIP-Verluste von ungefähr 250 Milliarden US-Dollar verzeichnen, wovon allein 70 Milliarden US-Dollar auf die Europäische Union entfallen könnten.

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Kriege verursachen oft massive wirtschaftliche Schäden. In den von Konflikten betroffenen Gebieten wird der Bestand an Kapitalgütern wie Maschinen und Gebäude zerstört. Gleichzeitig ist ein durchschnittlicher Rückgang der Wirtschaftsleistung um etwa 30 Prozent zu verzeichnen, begleitet von einem Anstieg der Inflation um etwa 15 Prozentpunkte über einen Zeitraum von fünf Jahren. Doch auch nicht direkt am Krieg beteiligte Drittländer tragen erhebliche Kosten, vor allem die Nachbarländer des unmittelbaren Kriegsschauplatzes: Hier sinkt das reale Bruttoinlandsprodukt durchschnittlich um zehn Prozent nach fünf Jahren, während die Inflation um fünf Prozentpunkte steigt. Kriege haben deutliche negative Auswirkungen auf die benachbarten Länder. Für weiter entfernte Länder können die Auswirkungen jedoch positiv sein: In der Weltwirtschaft gibt es sowohl Gewinner als auch Verlierer von Konflikten.

Die vorliegenden Erkenntnisse wurden im Kiel Policy Brief „The Price of War“ zusammengefasst und methodisch fundiert im entsprechenden Kiel Working Paper (Federle et al., 2024) dargelegt. Ein integraler Bestandteil dieser Veröffentlichungen ist ein Online-Tool, das es ermöglicht, unter den genannten Annahmen hypothetische Szenarien abzuschätzen (Price of War Calculator, PCALC).

Beispiel Ukraine – das könnte der Krieg bis 2026 kosten

Basierend auf den Erfahrungen vergangener Konflikte schätzen die Verfasser, dass die russische Invasion bis zum Jahr 2026 voraussichtlich zu einem BIP-Verlust von etwa 120 Milliarden US-Dollar und einem Rückgang des ukrainischen Kapitalbestandes um mehr als 950 Milliarden US-Dollar führen wird. Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Belastung für nicht direkt am Konflikt beteiligte Drittländer auf insgesamt etwa 250 Milliarden US-Dollar geschätzt. Davon entfallen circa 70 Milliarden US-Dollar auf Länder in der Europäischen Union und etwa 15 bis 20 Milliarden US-Dollar allein auf Deutschland.

„Die Berechnungen beruhen auf den Kosten ‚typischer‘ zwischenstaatlicher Kriege in der Vergangenheit. Je nach Dauer und Intensität des Krieges sind weniger oder mehr schwerwiegende Szenarien denkbar“, erklärt Jonathan Federle, Autor der Studie und Forscher am IfW Kiel. „Die von uns berechneten Übertragungseffekte auf andere Länder berücksichtigen vor allem die durch geografische Nähe bedingten Handelsverflechtungen und die Größe der jeweiligen Volkswirtschaft, in der ein Krieg ausbricht.“

Beispiele Taiwan und Iran – unterschiedliche Intensität der Handelsintegration

In Volkswirtschaften, die stark global integriert sind, wie zum Beispiel in Taiwan, tendieren die Schätzungen dazu, den unteren Bereich der erwarteten ökonomischen Kriegskosten abzubilden. In einem solchen Fall prognostizieren die Forscher innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren weltweite BIP-Verluste in Höhe von etwa 2,2 Billionen US-Dollar.

Sollte der Iran, beispielsweise, zum Kriegsgebiet werden, könnten sich die Kosten in Form von globalen BIP-Verlusten über fünf Jahre auf bis zu 1,7 Billionen US-Dollar belaufen. Aufgrund von Sanktionen und einer geringeren Einbindung in den Welthandel ist der Iran nicht so stark in die globale Wirtschaft eingebunden, weshalb die von den Forschenden geschätzten externen Kosten in diesem Szenario wahrscheinlich am oberen Rand liegen dürften.

Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel und Ko-Autor der Studie fasst die zentralen Einsichten zusammen. „Der russische Angriff auf die Ukraine hat enormen wirtschaftlichen Schaden in der Ukraine, aber auch in den Nachbarländern und in Deutschland angerichtet. Insgesamt zeigen die Berechnungen einmal mehr, wie hoch auch ökonomisch der Wert des Friedens ist und wie katastrophal ein Krieg auf eigenem Boden in jeder Hinsicht ist. Militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung, die Angriffe von außen unwahrscheinlich machen, sind insofern auch aus ökonomischer Perspektive sinnvoll.“

Quelle: UD/fo
 

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