Politik
Interview mit Wangari Maathai, Friedensnobelpreisträgerin 2004
Die kenianische Vize-Umweltministerin Wangari Maathai ist für ihren Einsatz „für nachhaltige Entwicklung, Demokratie und Frieden" mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Die 64-Jährige erhält als erste Afrikanerin diese Auszeichnung. In einem Interview mit der Böll Stiftung sprach sie vor Kurzem über ihre Arbeit und ihre Ziele.
08.10.2004
Die erste grüne Politikerin Afrikas in einer Regierung gründete bereits in den frühen 70er Jahren das Green Belt Movement und kämpfte mit dieser Organisation für den Erhalt des Waldes in Kenia und Ostafrika. Auf die von der Moi-Regierung geschürten ethnischen Unruhen der 90er Jahre reagierte Maathai erfolgreich mit einem eigenen Programm zur Konfliktbewältigung zwischen ethnischen Gruppen des Rift Valley, einer Hochburg der Opposition zu Moi und Hauptschauplatz der blutigen Auseinandersetzungen mit mehreren hundert Toten. Für dieses Engagement musste sie Haft und Repressalien bis hin zu Misshandlungen ertragen. In einem Interview mit der Heinrich Böll Stiftung äußerte sich die heutige Nobelpreisträgerin vor kurzem zu ihren Idealen und ihrer Arbeit.
Frage: Kenias grüne Partei ist nicht sehr stark. Mit welchen Schwierigkeiten hat sie zu kämpfen?
Wangari Maathai: Das Problem ist nicht die Partei selbst, sondern die kenianische Parteienlandschaft, die sich nicht wie in Europa an Themen und Grundsätzen orientiert, sondern an ethnischen Trennlinien. Das macht die Weiterentwicklung einer explizit grünen Partei schwierig. Sie ist eine von fünfzehn Parteien in unserem Land. Ihre Mitglieder haben nach ethnischen Gesichtspunkten entschieden einzutreten. So ist auch ihr Parteiführer ein „ethnischer leader“. Ich würde die Partei eher als eine Bewegung beschreiben und bezeichnen, die sich ständig verändert und wechselnde Mitglieder und Befürworter hat. Daher ist es in Kenia günstiger und erfolgreicher, eine breite grüne Bewegung zu stärken. Unter anderem, indem grüne Ideen so populär gemacht werden, dass sie alle Parteien aufgreifen. Wenn grüne Ideen eine breite Wirkung haben, wird sich auch das politische Denken im Land verändern.
Frage: Worin sehen Sie dabei Ihre Rolle?
Wangari Maathai: Ich verstehe mich als Beraterin und Methodenvermittlerin. Mir geht es vor allem darum, Defizite zu benennen und sie öffentlich zu machen. Wenn es gelingt, auf die politische Elite Einfluss zu nehmen und sie zu überzeugen, dass Gleichheit, Transparenz, Demokratie, Umwelt- und politisches Verantwortungsbewusstsein Teil der Politik werden, ist schon viel erreicht. Grünes und bürgerschaftliches Denken muss Allgemeingut werden.
Frage: Ist es ein Konflikt, einst heftige Kritikerin der Regierungspolitik gewesen zu sein und jetzt selbst in der Regierung zu sitzen?
Wangari Maathai: Überhaupt nicht, ich habe das erreicht, wofür ich gekämpft habe. Im Laufe der letzten Jahre ist die Regierung auch demokratischer geworden. Und ich bin froh, an diesem Prozess beteiligt gewesen zu sein. Ich habe jetzt eine weitaus bessere Position als in der Opposition: Ich sitze am Lenkrand und nicht mehr auf dem Beifahrersitz. Ich kann direkt Einfluss nehmen und immer sagen: Ihr habt dieses oder jenes zugesagt, nun müsst ihr auch dafür sorgen, dass ihr eure Versprechen in die Tat umsetzt.
Frage: Als Frau in Afrika in einer Regierungsposition zu sein, ist nach wie vor etwas Besonderes. Was raten sie Ihren Kolleginnen?
Wangari Maathai: Ich habe alle meine Kampagnen nie mit der Absicht losgetreten, in einem Regierungssessel zu landen. Es ist einfach passiert. Weil die Menschen gemerkt haben, dass ich für sie spreche, dass ich in ihrem Sinne handle. Sie fühlten sich von mir vertreten. Und wenn man - egal ob als Frau oder als Mann - stark engagiert (und erfolgreich) ist, sollte man damit rechnen, auch in eine hohe Position gedrängt zu werden. Für Frauen ist es nach wie vor natürlich schwieriger als für Männer, weil sie noch immer an einem Akzeptanzproblem leiden. Aber ich habe einige Türen aufgestoßen und es möglich gemacht, dass Frauen gleiche Chancen haben wie Männer. Was kann ich Frauen raten? Zu kämpfen und zu arbeiten sowie sich Unterstützung zu holen. Und: Es ist trotz allem etwas anderes, von außen Vorschläge zu machen oder direkt beteiligt zu sein und dafür Sorge zu tragen, dass Reformvorschläge und innovative Ideen umgesetzt werden.
Frage: Haben Sie politische Visionen?
Wangari Maathai: Jede Menge, aber die wichtigste ist momentan die Gründung einer Vereinigung, die all jene Themen ins Parlament einbringen kann, für die wir seit Jahrzehnten kämpfen: insbesondere Umwelt-, Frauen- und Kinderrechte, ganz allgemein Menschenrechte. Wir arbeiten gerade an einer neuen Verfassung, die diese Themen festschreiben soll. Ganz neu ist die Idee, Tierrechte aufzugreifen und Kultur als Lebensgut zu schützen. Dies wurde während der Kolonialzeit zerstört, ist aber enorm wichtig. Die neue Verfassung soll eine Verfassung für eine neue Generation werden.
Frage: Kenias grüne Partei ist nicht sehr stark. Mit welchen Schwierigkeiten hat sie zu kämpfen?
Wangari Maathai: Das Problem ist nicht die Partei selbst, sondern die kenianische Parteienlandschaft, die sich nicht wie in Europa an Themen und Grundsätzen orientiert, sondern an ethnischen Trennlinien. Das macht die Weiterentwicklung einer explizit grünen Partei schwierig. Sie ist eine von fünfzehn Parteien in unserem Land. Ihre Mitglieder haben nach ethnischen Gesichtspunkten entschieden einzutreten. So ist auch ihr Parteiführer ein „ethnischer leader“. Ich würde die Partei eher als eine Bewegung beschreiben und bezeichnen, die sich ständig verändert und wechselnde Mitglieder und Befürworter hat. Daher ist es in Kenia günstiger und erfolgreicher, eine breite grüne Bewegung zu stärken. Unter anderem, indem grüne Ideen so populär gemacht werden, dass sie alle Parteien aufgreifen. Wenn grüne Ideen eine breite Wirkung haben, wird sich auch das politische Denken im Land verändern.
Frage: Worin sehen Sie dabei Ihre Rolle?
Wangari Maathai: Ich verstehe mich als Beraterin und Methodenvermittlerin. Mir geht es vor allem darum, Defizite zu benennen und sie öffentlich zu machen. Wenn es gelingt, auf die politische Elite Einfluss zu nehmen und sie zu überzeugen, dass Gleichheit, Transparenz, Demokratie, Umwelt- und politisches Verantwortungsbewusstsein Teil der Politik werden, ist schon viel erreicht. Grünes und bürgerschaftliches Denken muss Allgemeingut werden.
Frage: Ist es ein Konflikt, einst heftige Kritikerin der Regierungspolitik gewesen zu sein und jetzt selbst in der Regierung zu sitzen?
Wangari Maathai: Überhaupt nicht, ich habe das erreicht, wofür ich gekämpft habe. Im Laufe der letzten Jahre ist die Regierung auch demokratischer geworden. Und ich bin froh, an diesem Prozess beteiligt gewesen zu sein. Ich habe jetzt eine weitaus bessere Position als in der Opposition: Ich sitze am Lenkrand und nicht mehr auf dem Beifahrersitz. Ich kann direkt Einfluss nehmen und immer sagen: Ihr habt dieses oder jenes zugesagt, nun müsst ihr auch dafür sorgen, dass ihr eure Versprechen in die Tat umsetzt.
Frage: Als Frau in Afrika in einer Regierungsposition zu sein, ist nach wie vor etwas Besonderes. Was raten sie Ihren Kolleginnen?
Wangari Maathai: Ich habe alle meine Kampagnen nie mit der Absicht losgetreten, in einem Regierungssessel zu landen. Es ist einfach passiert. Weil die Menschen gemerkt haben, dass ich für sie spreche, dass ich in ihrem Sinne handle. Sie fühlten sich von mir vertreten. Und wenn man - egal ob als Frau oder als Mann - stark engagiert (und erfolgreich) ist, sollte man damit rechnen, auch in eine hohe Position gedrängt zu werden. Für Frauen ist es nach wie vor natürlich schwieriger als für Männer, weil sie noch immer an einem Akzeptanzproblem leiden. Aber ich habe einige Türen aufgestoßen und es möglich gemacht, dass Frauen gleiche Chancen haben wie Männer. Was kann ich Frauen raten? Zu kämpfen und zu arbeiten sowie sich Unterstützung zu holen. Und: Es ist trotz allem etwas anderes, von außen Vorschläge zu machen oder direkt beteiligt zu sein und dafür Sorge zu tragen, dass Reformvorschläge und innovative Ideen umgesetzt werden.
Frage: Haben Sie politische Visionen?
Wangari Maathai: Jede Menge, aber die wichtigste ist momentan die Gründung einer Vereinigung, die all jene Themen ins Parlament einbringen kann, für die wir seit Jahrzehnten kämpfen: insbesondere Umwelt-, Frauen- und Kinderrechte, ganz allgemein Menschenrechte. Wir arbeiten gerade an einer neuen Verfassung, die diese Themen festschreiben soll. Ganz neu ist die Idee, Tierrechte aufzugreifen und Kultur als Lebensgut zu schützen. Dies wurde während der Kolonialzeit zerstört, ist aber enorm wichtig. Die neue Verfassung soll eine Verfassung für eine neue Generation werden.
Quelle: UD