Politik

Gesundheitliche Versorgung älterer Menschen langfristig bedroht

Ohne eine grundlegende Reform der Sozialversicherung mit einer Stärkung des Präventionsgedankens bedroht der demographische Wandel massiv die gesundheitliche Versorgung älterer Menschen. Zu diesem Besorgnis erregenden Befund kommt die von der Bertelsmann Stiftung eingesetzte Expertenkommission "Ziele in der Altenpolitik" unter dem Vorsitz der ehemaligen Bundestagspräsidentin Professor Rita Süssmuth.

28.03.2005

"Bereits heute entfallen 43 Prozent der Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung auf die älteren Menschen ab 65 Jahren", sagte der wissenschaftliche Leiter der Kommission, Professor Andreas Kruse von der Universität Heidelberg. Während die durchschnittlichen medizinischen Gesundheitsausgaben pro Jahr in der Gruppe der 40-Jährigen derzeit noch bei 2.200 Euro lägen, stiegen sie bei den 60-Jährigen auf 3.850 Euro und in der Gruppe der 80-Jährigen sogar auf 6.800 Euro an. Heute seien lediglich 4 Prozent der Bevölkerung über 80 Jahre. Im Jahr 2050 würden mit knapp acht Millionen Bundesbürgern bereits 11 Prozent zu den Hochbetagten gehören. "Diese Zahlen zeigen den dringenden Handlungsbedarf der Politik", sagte Kruse.

Nach Auffassung der Kommission müssten die Anstrengungen in der Gesundheitsförderung und Prävention erheblich verstärkt werden. Damit könnten viele Erkrankungen im hohen Lebensalter vermieden oder in ihrem Verlauf positiv beeinflusst werden. Der mit sieben Prozent geringe Anteil für Prävention an den Gesamtausgaben für die Gesundheit müsse dringend erhöht werden. Ohne mittel- und langfristig wirksame Maßnahmen der Prävention würden gerade die ausgabenintensiven Erkrankungen erheblich zunehmen. Der Versorgungsbedarf ohne Prävention steige bis 2020 bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 44 Prozent, bei gefäßbedingter Demenz um 74 Prozent und beim Oberschenkelhalsbruch um
63 Prozent.

Durch bessere Prävention könnten jährlich Milliardensummen eingespart werden, so Kruse. Zu den wirksamen Maßnahmen gehörten vor allem Kraft-, Ausdauer- und Bewegungstraining bei älteren Menschen sowie eine ausgewogene Ernährung. Zahlreiche Studien zeigten, dass sich die körperliche "Flexibilität" auch im Alter noch um etwa 60 Prozent steigern lasse. Auch die Pflegeleistungen, die sich heute oft auf die so genannte Grundpflege beschränke, müssten nach Einschätzung der Expertenkommission erheblich verbessert werden. Der prä-ventive Aspekt der Pflege, die so genannte Gesundheitspflege, komme viel zu kurz. Insgesamt gäbe es gravierende Schnittstellenprobleme zwischen der Kranken- und der Pflegeversicherung, sagte Kruse.

Eine von der Gesundheitspolitik besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppe sind nach Auffassung der Kommission vor allem hoch betagte Frauen, die im Alter eine deutlich schlechtere körperliche und psychische Gesundheit aufwiesen. Auch für Menschen aus unteren sozialen Schichten und für Migranten müssten die Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention deutlich ausgebaut werden.
Quelle: UD
 
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