Politik
Globale Gesundheitssysteme vor dem KO
Die Gesundheitsversorgung steht weltweit unter Druck. Eine neue PwC-Studie zeigt: Ohne tief greifende Reformen droht vielen Systemen bis 2020 der finanzielle Kollaps. Es sei daher eine Ausrichtung an globaler "Best Practice" für die nachhaltige Entwicklung in Deutschland erforderlich.
08.12.2005
Die Gesundheitssysteme stehen weltweit unter Druck. Bei allen nationalen Unterschieden kämpfen Leistungserbringer und -träger in den Industrienationen mit ähnlichen Problemen: Die steigende Nachfrage führt zu immer höheren Kosten, gleichzeitig verlieren die Patienten zunehmend das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung. Ohne tief greifende Reformen werden viele Gesundheitssysteme die kommenden 15 Jahre nicht überstehen, so das Fazit der Studie "HealthCast 2020" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).
Auch in Deutschland gibt es bislang noch kein Rezept gegen die seit Jahren bestehende Finanzkrise des Gesundheitssystems. "Und es ist zu befürchten, dass weitere wertvolle Zeit verloren geht, bevor echte Reformen angegangen werden", so Harald Schmidt, Partner und Leiter des Geschäftsbereichs Healthcare bei PwC. Die Koalitionsvereinbarung der künftigen schwarz-roten Bundesregierung bleibt beim Thema Gesundheitsfinanzierung vage: Die Konzepte der "Solidarischen Gesundheitsprämie" (CDU und CSU) und der
"Bürgerversicherung" (SPD) ließen sich nicht "ohne weiteres miteinander vereinbaren", heißt es dort. Eine Kommission soll im Laufe des kommenden Jahres nach einer Lösung suchen.
Die vorliegende PwC-Studie zeigt, dass kein Land das "Ei des Kolumbus" für sein Gesundheitssystem gefunden hat. "Aus dem internationalen Vergleich lässt sich jedoch eine globale Best Practice heraus kristallisieren, die Leitbild für die Schaffung eines nachhaltigen Gesundheitssystems in Deutschland sein kann", konstatiert Michael Burkhart, Partner bei PwC.
Kostenexplosion
Seit 1997 steigt in den OECD-Ländern der Anteil des Bruttoinlandprodukts (BIP), der für Gesundheit ausgegeben wird, kontinuierlich an. Nach Ansicht von knapp der Hälfte der Befragten wird sich der Anstieg in den kommenden 15 Jahren sogar noch beschleunigen. Mit gleich bleibenden Wachstumsraten oder einer Stagnation der Gesundheitsausgaben rechnen lediglich 22 Prozent.
Im Jahr 2002 gaben die 24 OECD-Länder insgesamt 2,7 Billionen US-Dollar - umgerechnet gut 2,3 Billionen Euro - für Gesundheit aus. PwC schätzt, dass sich die Gesundheitsaufwendungen der OECD-Länder bis zum Jahr 2020 mehr als verdreifachen und etwa 10 Billionen US-Dollar (8,5 Billionen Euro) erreichen. In den USA beläuft sich der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt dann auf rund 21 Prozent, in den übrigen OECD-Staaten im Durchschnitt auf voraussichtlich 16 Prozent. "Dieser Trend gilt auch für Deutschland, wie die jüngsten Schätzungen der Krankenkassen bestätigen. Dies würde einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge und eine weitere Verteuerung des Faktors Arbeit bedeuten, mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung steht in absolutem Gegensatz zu den arbeitsmarktpolitischen Zielen der neuen Bundesregierung", so Harald Schmidt.
Einsparungen & Qualität
Die Begrenzung des Kostenanstiegs ist eine zentrale Bedingung für Nachhaltigkeit in der Gesundheitsversorgung. Dabei müssen Einsparungen nicht zu Lasten der Qualität gehen. Das Beispiel der USA zeigt, dass ein teures Gesundheitssystem nicht automatisch eine gute Versorgung gewährleistet: Während in den Vereinigten Staaten gemessen am BIP je Einwohner mehr Geld für Gesundheit ausgeben wird als in jedem anderen OECD-Staat, liegt das Land bei der durchschnittlichen Lebenserwartung nur auf Rang 22 von 30. Im Vergleich: Deutschland liegt bei den Ausgaben in Relation zum BIP hinter den USA und der Schweiz auf Platz 3 und belegt Platz 13 bei der durchschnittlichen Lebenserwartung.
Die Hauptverantwortung für den falschen Einsatz der Mittel im Gesundheitsweisen tragen nach Ansicht der befragten Experten vor allem Regierungen (20 Prozent der Befragten), Ärzte (19 Prozent) und Kliniken (16 Prozent). In erster Linie den Patienten in der Pflicht sehen 15 Prozent, während nur acht Prozent bei den Pharmakonzernen die größten Einsparpotenziale identifizieren.
Doch können Gesundheitssysteme nur dann auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie sich zusätzliche Finanzquellen - zum Beispiel zum Abbau des deutschen Investitionsstaus im Krankenhauswesen von rund 50 Mrd. EUR - zum Beispiel über Public-Private-Partnerships erschließen. Andernfalls sind notwendige Investitionen nicht zu finanzieren, wodurch die Kosten langfristig weiter steigen. So ergab eine PwC-Umfrage unter 55 deutschen Kliniken, dass diese selbst Kapitalmangel als Hauptkostentreiber ausmachen: Veraltete Geräte und Einrichtungen erschweren eine effiziente Versorgung der Patienten und führen damit zu höheren Ausgaben als notwendig.
Auch in Deutschland gibt es bislang noch kein Rezept gegen die seit Jahren bestehende Finanzkrise des Gesundheitssystems. "Und es ist zu befürchten, dass weitere wertvolle Zeit verloren geht, bevor echte Reformen angegangen werden", so Harald Schmidt, Partner und Leiter des Geschäftsbereichs Healthcare bei PwC. Die Koalitionsvereinbarung der künftigen schwarz-roten Bundesregierung bleibt beim Thema Gesundheitsfinanzierung vage: Die Konzepte der "Solidarischen Gesundheitsprämie" (CDU und CSU) und der
"Bürgerversicherung" (SPD) ließen sich nicht "ohne weiteres miteinander vereinbaren", heißt es dort. Eine Kommission soll im Laufe des kommenden Jahres nach einer Lösung suchen.
Die vorliegende PwC-Studie zeigt, dass kein Land das "Ei des Kolumbus" für sein Gesundheitssystem gefunden hat. "Aus dem internationalen Vergleich lässt sich jedoch eine globale Best Practice heraus kristallisieren, die Leitbild für die Schaffung eines nachhaltigen Gesundheitssystems in Deutschland sein kann", konstatiert Michael Burkhart, Partner bei PwC.
Kostenexplosion
Seit 1997 steigt in den OECD-Ländern der Anteil des Bruttoinlandprodukts (BIP), der für Gesundheit ausgegeben wird, kontinuierlich an. Nach Ansicht von knapp der Hälfte der Befragten wird sich der Anstieg in den kommenden 15 Jahren sogar noch beschleunigen. Mit gleich bleibenden Wachstumsraten oder einer Stagnation der Gesundheitsausgaben rechnen lediglich 22 Prozent.
Im Jahr 2002 gaben die 24 OECD-Länder insgesamt 2,7 Billionen US-Dollar - umgerechnet gut 2,3 Billionen Euro - für Gesundheit aus. PwC schätzt, dass sich die Gesundheitsaufwendungen der OECD-Länder bis zum Jahr 2020 mehr als verdreifachen und etwa 10 Billionen US-Dollar (8,5 Billionen Euro) erreichen. In den USA beläuft sich der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt dann auf rund 21 Prozent, in den übrigen OECD-Staaten im Durchschnitt auf voraussichtlich 16 Prozent. "Dieser Trend gilt auch für Deutschland, wie die jüngsten Schätzungen der Krankenkassen bestätigen. Dies würde einen Anstieg der Krankenkassenbeiträge und eine weitere Verteuerung des Faktors Arbeit bedeuten, mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Diese Entwicklung steht in absolutem Gegensatz zu den arbeitsmarktpolitischen Zielen der neuen Bundesregierung", so Harald Schmidt.
Einsparungen & Qualität
Die Begrenzung des Kostenanstiegs ist eine zentrale Bedingung für Nachhaltigkeit in der Gesundheitsversorgung. Dabei müssen Einsparungen nicht zu Lasten der Qualität gehen. Das Beispiel der USA zeigt, dass ein teures Gesundheitssystem nicht automatisch eine gute Versorgung gewährleistet: Während in den Vereinigten Staaten gemessen am BIP je Einwohner mehr Geld für Gesundheit ausgeben wird als in jedem anderen OECD-Staat, liegt das Land bei der durchschnittlichen Lebenserwartung nur auf Rang 22 von 30. Im Vergleich: Deutschland liegt bei den Ausgaben in Relation zum BIP hinter den USA und der Schweiz auf Platz 3 und belegt Platz 13 bei der durchschnittlichen Lebenserwartung.
Die Hauptverantwortung für den falschen Einsatz der Mittel im Gesundheitsweisen tragen nach Ansicht der befragten Experten vor allem Regierungen (20 Prozent der Befragten), Ärzte (19 Prozent) und Kliniken (16 Prozent). In erster Linie den Patienten in der Pflicht sehen 15 Prozent, während nur acht Prozent bei den Pharmakonzernen die größten Einsparpotenziale identifizieren.
Doch können Gesundheitssysteme nur dann auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie sich zusätzliche Finanzquellen - zum Beispiel zum Abbau des deutschen Investitionsstaus im Krankenhauswesen von rund 50 Mrd. EUR - zum Beispiel über Public-Private-Partnerships erschließen. Andernfalls sind notwendige Investitionen nicht zu finanzieren, wodurch die Kosten langfristig weiter steigen. So ergab eine PwC-Umfrage unter 55 deutschen Kliniken, dass diese selbst Kapitalmangel als Hauptkostentreiber ausmachen: Veraltete Geräte und Einrichtungen erschweren eine effiziente Versorgung der Patienten und führen damit zu höheren Ausgaben als notwendig.
Quelle: UD