Politik
Eine Lanze für die Globalisierung
Aus ökonomischer Sicht gebe es keine Situation, in der die Öffnung eines Landes für Handel nicht für alle beteiligten Länder Vorteile brächte. Dumpfe Globalisierungskritik, die ökonomische Aufholprozesse negiere, laufe auf ein Verweigern von Entwicklung im Süden der Weltwirtschaft hinaus. Diese Lanze für die Globalisierung bricht Prof. Dr. Paul J.J. Welfens, Präsident des Europäischen Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Universität Wuppertal, Jean Monnet Lehrstuhl für Europäische Integration.
27.08.2007
Mit Rückblick auf die deutsche G8-Präsidentschaft und hier vor allem
den Gipfel in Heiligendamm in diesem Sommer meint Welfens, dass nicht
gerade für die politische Reife in Europa zu Beginn des 21.
Jahrhunderts spreche, wenn ein Weltwirtschaftsgipfel nur unter sehr
massivem Polizeischutz stattfinden konnte. Der Bundesregierung hätte es
gut angestanden, im Vorfeld des Gipfels die vielen positiven Argumente
zur Globalisierung fundiert darzustellen und die wenigen kritischen
Negativ-Punkte ernsthaft zu reflektieren, erklärt Welfens weiter. Hier
die Stellungnahme des Wuppertaler Ökonomen, 2007/2008 Alfred Grosser
Professor am Science Po in Paris und Mitherausgeber von International
Economics and Economic Policy, im Wortlaut:
Vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Deutschland in 2007 gibt es allerlei öffentliche Aufregung über die Gipfel-Agenda und vor allem die Grundfragen der Globalisierung. Es gibt prinzipielle Gegner der G-8-Gipfel, in dem man eine Art verkappte Weltregierung sieht, die ohne Legitimierung agiere. Diese Sichtweise ist nicht überzeugend, denn eine Art faktische ökonomische Weltregierung käme nur zustande, wenn man auch China und Indien sowie Brasilien und Indonesien dazu bitten wollte. Das käme vermutlich vielen G-8-Kritikern auch nicht gelegen, da man sich dann einer Art politisch-ökonomischer Übermacht von noch größerem Kaliber gegenübersähe. Hier liegt ein Widerspruch, denn im Interesse demokratischer Prinzipien und ökonomischer Vernunft sollte man sicher einen größeren Kreis von Ländern zusammenrufen, also etwa G-12; aber damit riefe man sicher noch größeren Protest hervor - allein mit Blick auf China als Zusatz-Mitglied beim Gipfel fänden sich wohl mehrere Kritikpunkte der Globalisierungsgegner.
Protest als Suche nach alter Gemütlichkeit?
Der politische Protest ist teilweise eine Art von Widerstand gegen Globalisierung im Sinn von zunehmender Bedeutung internationaler Handels- und Kapitalverkehrsbeziehungen; diese werden als anonyme und im Zweifelsfall dunkle Mächte wahrgenommen. Hier trifft sich die Suche nach kleinbürgerlicher Gemütlichkeit des Typs "Mein Dorf soll schöner werden" mit einer diffusen Sehnsucht nach einem Mehr an politischer Gestaltung gegen die anonymen internationalen Marktkräfte.
Staaten sollen mehr Macht haben, dann wird alles besser? Wo doch Staatsversagen in der Weltwirtschaft mehr noch ein Problem ist als gelegentliches Marktversagen. Noch ein Widerspruch ergibt sich hier: Denn wenn schon die G-8 als Übermacht empfunden werden, wie wäre es dann erst, wenn die Staaten allesamt noch mehr Macht hätten? Vor allem spielt der Argwohn gegen multinationale Unternehmen eine große Rolle; im Zweifelsfall gibt es hier auch ein Stück Anti-Amerikanismus, der mit der großen Zahl von US-Multis zusammenhängt. Dann gibt es da noch das Unbehagen gegen angeblich wachsende Einkommensungleichheit in der Weltwirtschaft und zudem eine verbreitete Sorge um den Treibhauseffekt im Kontext von C02-Emissionen.
Emotional gesehen mag sich ein G-8-Gipfel ideal als medialer Sündenbock für globalisierungskritische Zeitgenossen eignen, aber die Globalisierungskritiker stehen eben auch für eigene Widersprüchlichkeiten und teilweise überhaupt für das Negieren von Fakten. Überhaupt ist mancher gegen die Billigkonkurrenz aus Asien, aber ein preiswertes schickes Handy hat man doch gerne in der Tasche - wohl auch bei der Mehrheit der Globalisierungsgegner.
Vor dem Weltwirtschaftsgipfel in Deutschland in 2007 gibt es allerlei öffentliche Aufregung über die Gipfel-Agenda und vor allem die Grundfragen der Globalisierung. Es gibt prinzipielle Gegner der G-8-Gipfel, in dem man eine Art verkappte Weltregierung sieht, die ohne Legitimierung agiere. Diese Sichtweise ist nicht überzeugend, denn eine Art faktische ökonomische Weltregierung käme nur zustande, wenn man auch China und Indien sowie Brasilien und Indonesien dazu bitten wollte. Das käme vermutlich vielen G-8-Kritikern auch nicht gelegen, da man sich dann einer Art politisch-ökonomischer Übermacht von noch größerem Kaliber gegenübersähe. Hier liegt ein Widerspruch, denn im Interesse demokratischer Prinzipien und ökonomischer Vernunft sollte man sicher einen größeren Kreis von Ländern zusammenrufen, also etwa G-12; aber damit riefe man sicher noch größeren Protest hervor - allein mit Blick auf China als Zusatz-Mitglied beim Gipfel fänden sich wohl mehrere Kritikpunkte der Globalisierungsgegner.
Protest als Suche nach alter Gemütlichkeit?
Der politische Protest ist teilweise eine Art von Widerstand gegen Globalisierung im Sinn von zunehmender Bedeutung internationaler Handels- und Kapitalverkehrsbeziehungen; diese werden als anonyme und im Zweifelsfall dunkle Mächte wahrgenommen. Hier trifft sich die Suche nach kleinbürgerlicher Gemütlichkeit des Typs "Mein Dorf soll schöner werden" mit einer diffusen Sehnsucht nach einem Mehr an politischer Gestaltung gegen die anonymen internationalen Marktkräfte.
Staaten sollen mehr Macht haben, dann wird alles besser? Wo doch Staatsversagen in der Weltwirtschaft mehr noch ein Problem ist als gelegentliches Marktversagen. Noch ein Widerspruch ergibt sich hier: Denn wenn schon die G-8 als Übermacht empfunden werden, wie wäre es dann erst, wenn die Staaten allesamt noch mehr Macht hätten? Vor allem spielt der Argwohn gegen multinationale Unternehmen eine große Rolle; im Zweifelsfall gibt es hier auch ein Stück Anti-Amerikanismus, der mit der großen Zahl von US-Multis zusammenhängt. Dann gibt es da noch das Unbehagen gegen angeblich wachsende Einkommensungleichheit in der Weltwirtschaft und zudem eine verbreitete Sorge um den Treibhauseffekt im Kontext von C02-Emissionen.
Emotional gesehen mag sich ein G-8-Gipfel ideal als medialer Sündenbock für globalisierungskritische Zeitgenossen eignen, aber die Globalisierungskritiker stehen eben auch für eigene Widersprüchlichkeiten und teilweise überhaupt für das Negieren von Fakten. Überhaupt ist mancher gegen die Billigkonkurrenz aus Asien, aber ein preiswertes schickes Handy hat man doch gerne in der Tasche - wohl auch bei der Mehrheit der Globalisierungsgegner.
Quelle: UD