Politik
Neuer KfW-Indikator macht Nachhaltigkeit messbar
Die KfW-Bankengruppe hat erstmals einen nationalen Nachhaltigkeitsindikator erstellt, der über den Stand und den Fortschritt der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland Aufschluss gibt. Im Fokus stehen dabei die Bereiche Wirtschaft, Umwelt und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Die ersten Ergebnisse zeigen: Trotz einiger Erfolge gibt es noch viel Handlungsbedarf.
30.10.2007
Bislang standen Politik und Wirtschaft beim Thema Nachhaltigkeit vor
dem Problem, die verschiedenen Dimensionen, die bei der
Gesamtentwicklung des Bereichs eine Rolle spielen, auf eine einfache
Formel zu bringen. Das größte Dilemma dabei: Die komplexen
Zusammenhänge auf nationaler Ebene ließen sich nur schwer in Zahlen
ausdrücken. Allenfalls einzelne Branchen konnten anhand ihrer
Geschäftsberichte mit aussagekräftigen Daten aufwarten. Es musste also
ein System entwickelt werden, welches den nachhaltigen Fortschritt in
Deutschland objektiv messbar macht. Mit dem Nachhaltigkeitsindikator
hat die KfW-Bankengruppe nun ein solches Instrument vorgestellt.
Grundlage der Berechnung ist die Kombination der Kernbereiche
„Wirtschaft“, „Umwelt“ und „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ mit
signifikanten Schlüsselthemen wie Bildung, Klimaschutz oder Wohlstand.
Diesen Schlüsselthemen wiederum werden Basisindikatoren mit
entsprechendem Zahlenmaterial (im Falle von „Wohlstand“:
Bruttoinlandsprodukt, realer Konsum sowie Arbeitsvolumen pro Kopf)
zugeordnet. Die Entwicklung, die diese Basisindikatoren in den letzten
zehn Jahren vollzogen haben, wird schließlich auf einer Werteskala von
+2 bis -2 Punkten eingetragen, wobei ein positiver Wert Fortschritt,
ein negativer Rückschritt und der Wert 0 Stillstand bedeutet.
Insgesamt positive Entwicklung
Das jetzt veröffentlichte Resultat der ersten von der KfW vorgenommenen Berechnung zeigt: Die Bilanz der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland fällt insgesamt positiv aus - allerdings nur im Vergleich zu den letzten zehn Jahren. Nimmt man hingegen die derzeit von der Politik vorgegebenen Ziele als Messlatte, wird deutlich, dass noch enorme Anstrengungen unternommen werden müssen, um diese zu erreichen. „Handlungsbedarf sehen wir unter anderem in den Bereichen Bildung und Innovationen, beides Themenfelder, die für ein rohstoffarmes und exportorientiertes Land wie Deutschland von zentraler Bedeutung sind“, kommentiert Detlef Leinberger, Vorstandsmitglied der KfW die Ergebnisse in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR). Insbesondere die Schwächen im Bildungssystem geben zu ernsthaften Bedenken Anlass. „Die Verschlechterung der Nachhaltigkeitssituation beim Faktor Bildung ist vor allem auf den starken Anstieg der Quote der Niedrigqualifizierten in der Altersgruppe der 25-30-Jährigen zurückzuführen“, so Leinberger. „Noch schaffen wir es nicht, hinreichend viele junge Menschen zu qualifizieren. Hier besteht für alle Ebenen der Gesellschaft Handlungsbedarf“, mahnt der diplomierte Betriebswirt. Besonders bei der Integration ausländischer Arbeitskräfte seien umfassende Qualifizierungsmaßnahmen nötig. In diesem Bereich weist der Indikator mit -2 Punkten den höchstmöglichen Negativwert auf.
Anders verhält es sich im Wirtschaftssektor: Der Wohlstand in Deutschland hat deutlich zugenommen, und auch die Wirtschaft liegt mit 0,2 Punkten im positiven Bereich. Einziger Wermutstropfen ist die anhaltende Innovationsschwäche. „Innovationen sind mit hohen Kosten und erheblichen, schwer zu kalkulierenden Risiken verbunden. Das erklärt, warum es den Unternehmen schwer fällt, externe Geldgeber für ihre Vorhaben zu gewinnen“, gibt Leinberger zu bedenken. Doch das spreche die Konzerne nicht von ihrer Verantwortung für den Innovationsstandort Deutschland frei. Im Gegenteil: „Nachhaltigkeit ist nicht nur eine staatliche Aufgabe. Der Staat allein kann keine Nachhaltigkeit erzwingen. Auch die Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft müssen ihren Beitrag leisten“, fordert Leinberger.
Energieeffizienz stagniert
Besonders auffällig ist die Kluft zwischen gestiegenem Nachhaltigkeitsbewusstsein und der Umsetzung entsprechender Maßnahmen im Kernbereich „Umwelt“. Gemessen am Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre verzeichnet das Barometer zwar einen Fortschritt, der Trend der letzten Jahre jedoch fällt negativ aus. So hat sich etwa der effiziente Energieeinsatz seit der Jahrtausendwende deutlich verlangsamt. Geht es in diesem Tempo weiter, verfehlt die Politik ihr Ziel einer Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2020 um Längen (-2 auf der Werteskala). Es gibt allerdings auch ein positives Zeichen: Die Verbreitung der erneuerbaren Energien hat deutlich zugenommen und weist mit +2 Punkten den Höchstwert des Indikators aus.
Insgesamt positive Entwicklung
Das jetzt veröffentlichte Resultat der ersten von der KfW vorgenommenen Berechnung zeigt: Die Bilanz der nachhaltigen Entwicklung in Deutschland fällt insgesamt positiv aus - allerdings nur im Vergleich zu den letzten zehn Jahren. Nimmt man hingegen die derzeit von der Politik vorgegebenen Ziele als Messlatte, wird deutlich, dass noch enorme Anstrengungen unternommen werden müssen, um diese zu erreichen. „Handlungsbedarf sehen wir unter anderem in den Bereichen Bildung und Innovationen, beides Themenfelder, die für ein rohstoffarmes und exportorientiertes Land wie Deutschland von zentraler Bedeutung sind“, kommentiert Detlef Leinberger, Vorstandsmitglied der KfW die Ergebnisse in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (FR). Insbesondere die Schwächen im Bildungssystem geben zu ernsthaften Bedenken Anlass. „Die Verschlechterung der Nachhaltigkeitssituation beim Faktor Bildung ist vor allem auf den starken Anstieg der Quote der Niedrigqualifizierten in der Altersgruppe der 25-30-Jährigen zurückzuführen“, so Leinberger. „Noch schaffen wir es nicht, hinreichend viele junge Menschen zu qualifizieren. Hier besteht für alle Ebenen der Gesellschaft Handlungsbedarf“, mahnt der diplomierte Betriebswirt. Besonders bei der Integration ausländischer Arbeitskräfte seien umfassende Qualifizierungsmaßnahmen nötig. In diesem Bereich weist der Indikator mit -2 Punkten den höchstmöglichen Negativwert auf.
Anders verhält es sich im Wirtschaftssektor: Der Wohlstand in Deutschland hat deutlich zugenommen, und auch die Wirtschaft liegt mit 0,2 Punkten im positiven Bereich. Einziger Wermutstropfen ist die anhaltende Innovationsschwäche. „Innovationen sind mit hohen Kosten und erheblichen, schwer zu kalkulierenden Risiken verbunden. Das erklärt, warum es den Unternehmen schwer fällt, externe Geldgeber für ihre Vorhaben zu gewinnen“, gibt Leinberger zu bedenken. Doch das spreche die Konzerne nicht von ihrer Verantwortung für den Innovationsstandort Deutschland frei. Im Gegenteil: „Nachhaltigkeit ist nicht nur eine staatliche Aufgabe. Der Staat allein kann keine Nachhaltigkeit erzwingen. Auch die Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft müssen ihren Beitrag leisten“, fordert Leinberger.
Energieeffizienz stagniert
Besonders auffällig ist die Kluft zwischen gestiegenem Nachhaltigkeitsbewusstsein und der Umsetzung entsprechender Maßnahmen im Kernbereich „Umwelt“. Gemessen am Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre verzeichnet das Barometer zwar einen Fortschritt, der Trend der letzten Jahre jedoch fällt negativ aus. So hat sich etwa der effiziente Energieeinsatz seit der Jahrtausendwende deutlich verlangsamt. Geht es in diesem Tempo weiter, verfehlt die Politik ihr Ziel einer Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2020 um Längen (-2 auf der Werteskala). Es gibt allerdings auch ein positives Zeichen: Die Verbreitung der erneuerbaren Energien hat deutlich zugenommen und weist mit +2 Punkten den Höchstwert des Indikators aus.
Quelle: UD