Politik

UN warnt vor explodierenden Lebensmittelpreisen

Die explodierenden Lebensmittelpreise stellen nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO eine Bedrohung für Millionen von Menschen in den ärmsten Ländern dar. Allein im Vorjahr sind die Preise für Lebensmittel um 40 Prozent gestiegen, erklärt die Organisation. Für viele Länder sei der Import von Lebensmitteln daher nicht mehr möglich.

03.01.2008

Der Aufruf der FAO will eine Unterstützung von Bauern in den ärmsten Ländern der Welt zum Ankauf von Samen und Düngemitteln erreichen. Die FAO fordert aber auch, dass das Thema Agrotreibstoffe vor diesem Hintergrund neu diskutiert wird. Nach Angaben der UN-Organisation sind 37 Länder durch Konflikte und Katastrophen von Hungersnöten bedroht. "Ohne Unterstützung der Bauern in den am schlimmsten betroffenen Staaten, werden die Menschen es nicht schaffen", erklärt FAO-Direktor Jacques Diouf. Der derzeitige Preis für Lebensmittel liegt auf dem höchsten Niveau seit 1990 und ist von 2006 auf 2007 um 25 Prozent gestiegen.

Hungergefährdet sind mehrere Millionen Menschen - vor allem in afrikanischen Staaten, aber auch in Asien wie beispielsweise in Nord-Korea, Afghanistan, Bangladesch, Pakistan, Indonesien und Nepal. In Mittelamerika sind Haiti, die Dominikanische Republik und Nicaragua nach Überschwemmungen betroffen, nach Zerstörungen durch Wirbelstürme auch die Karibikinseln Dominica, St. Lucia und Jamaika. Das einzige hungergefährdete Land Europas ist die Republik Moldau - zugleich auch eines der ärmsten Länder Europas.

Zur Erhöhung des Nahrungsmittelpreises haben auch großräumige Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten beigetragen. Chinas Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten und vor allem nach Fleisch haben der Problematik noch Zündstoff gegeben. Zudem ist die moderne Landwirtschaft stark erdölabhängig. Das ist ein Mitgrund dafür, dass die Preise für die Endprodukte deutlich höher liegen als in den Jahren zuvor. Das Thema Agrotreibstoffe - hier insbesondere die Verwendung von Lebensmittel für die Herstellung von Treibstoffen - wird in einer Konferenz, die kommendes Jahr im Juni über die Bühne gehen wird, thematisiert. Diouf geht jedenfalls davon aus, dass die steigende Nachfrage nach alternativen Treibstoffen die Nachfrage nach nutzbaren Pflanzen verstärkt hat.

Für Kritiker ist der FAO-Bericht keine besonders große Überraschung: "Dass es um die Zukunft der industrialisierten Landwirtschaft schlecht bestellt ist, prophezeie ich seit Jahren", meint der Wiener Humanökologe und Umweltethiker Peter Weish im Gespräch. Eine erdölabhängige Lebensmittelproduktion, wie sie heute üblich ist, sei nicht zukunftsfähig. Weish kritisiert in diesem Zusammenhang die fehlende Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Entwicklungen im gesamten Systemzusammenhang. "Diese fehlt nämlich auch bei der Frage, ob Gentechnik eingesetzt werden soll oder nicht. Von Wirtschaft und Politik instrumentalisierte Expertengremien produzieren Unbedenklichkeitsbestätigungen, Skeptiker werden als inkompetente Pessimisten bezeichnet. Ökologische Systemzusammenhänge sowie Neben- und Spätfolgen spielen in diesen Entscheidungen keine Rolle", kritisiert Weish.

Der Ausweg aus dieser Krise könne nur in einer vielfältig, lokal angepassten kleinräumigen Form der Landwirtschaft möglich werden. Weltweit wächst die Einsicht, dass die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft nur auf dem Weg der Ökologisierung möglich ist. "Das bedeutet Wirtschaften mit der Natur, Schließen der Stoffkreisläufe, lokal angepasste kleinräumige Strukturen mit reicher Sortenvielfalt. Auf diesem Weg ist die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig möglich und es sind hohe Flächenerträge zu erzielen."

Über Erfolge berichtet die FAO aus dem ostafrikanischen Land Malawi: Hier konnte mit Hilfe von Koupons für Bauern der Maisertrag um eine Mio. Tonnen übertroffen werden. Profitiert haben dabei sowohl die Kleinbauern als auch die Bevölkerung.
Quelle: pte
 
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