Politik
Wachsende Ungleichverteilung in Europa
Die sozialen Sicherungssysteme tragen in allen EU-Ländern zur Verminderung des Armutsrisikos bei. Würden sämtliche Sozialtransfers mit Ausnahme der Rentenleistungen wegfallen, hätte die Armutsquote in der EU 2003 statt real 15 Prozent 25 Prozent betragen. Rechnet man auch die Wirkung der Rentensysteme heraus, würden ohne soziale Sicherung sogar 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Zu diesem Schluss kommt die Universität Duisburg-Essen.
21.04.2008
Die europäischen Sozialstaaten werden mit "einer ungleicher werdenden Verteilung der Erwerbseinkommen" konfrontiert, deren Ausgleich sie "zunehmend überfordert", schreibt Prof. Dr. Ute Klammer, Expertin für Sozialpolitik. Ein zentraler Ansatzpunkt bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sei daher eine "Verbesserung der Primärverteilung", also Reformen, die sicherstellen, dass Erwerbseinkommen existenzsichernd sind.
Das gilt nach Analyse der Wissenschaftlerin insbesondere für Deutschland. Die Bundesrepublik liegt bei der Armutsquote im EU-Mittelfeld. Als arm gelten nach EU-Definition Haushalte, die weniger als 60 Prozent des gewichteten mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Allerdings ist die Armutsquote in der Bundesrepublik seit den 90er Jahren angestiegen, während sie im EU-Durchschnitt zwischen 1996 und 2005 stagnierte. Je nach Datenquelle wurden in der Bundesrepublik zuletzt Armutsquoten zwischen 15 und gut 17 Prozent gemessen. Im Gefolge von Arbeitsmarkt- und Sozialreformen der vergangenen Jahre hätten sich verschiedene Armutsrisiken deutlich verschärft, beobachtet die Wissenschaftlerin. Die Professorin nennt vier zentrale Bereiche:
Arbeitslosigkeit: Die Verkürzung der Bezugsdauer sei dafür ein wichtiger Grund. Gleichzeitig würden Langzeitarbeitslose im ALG II häufiger vom Leistungsbezug ausgeschlossen, weil die Einkommen weiterer Mitglieder der häuslichen Bedarfsgemeinschaft stärker angerechnet werden.
Niedrigeinkommen: So gingen Anfang 2007 bereits knapp 1,3 Millionen Bezieher von ALG II einer bezahlten Beschäftigung nach. 480 000 hatten sogar einen Vollzeit-Job.
Armut im Alter: Veränderungen in vielen Erwerbsbiographien, längere Phasen von Arbeitslosigkeit oder niedrige Verdienste, lassen in den kommenden 30 Jahren auch für kontinuierlich beschäftigte Durchschnittsverdiener das Rentenniveau sinken - von heute 63 Prozent des Nettoeinkommens auf rund 43 Prozent.
Kinderarmut: So lebte beispielsweise 1965 laut dem Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerkes jedes 75. Kind unter sieben Jahren von Sozialhilfe. 2006 war es bereits jedes sechste Kind.
Als "wichtigsten Ansatzpunkt" für eine erfolgreichere Armutsbekämpfung identifiziert Prof. Dr. Klammer Maßnahmen, zur Begrenzung von nicht-existenzsichernden Erwerbseinkommen. So sei eine Abkehr "von der Förderung geringfügiger Beschäftigung ebenso erforderlich wie der weitere Einsatz für Mindestlöhne", schreibt die Wissenschaftlerin, "auch wenn Mindestlöhne allein, wie sich im EU-Vergleich zeigt, nicht Garant für niedrige Armutsquoten sind."
Das gilt nach Analyse der Wissenschaftlerin insbesondere für Deutschland. Die Bundesrepublik liegt bei der Armutsquote im EU-Mittelfeld. Als arm gelten nach EU-Definition Haushalte, die weniger als 60 Prozent des gewichteten mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Allerdings ist die Armutsquote in der Bundesrepublik seit den 90er Jahren angestiegen, während sie im EU-Durchschnitt zwischen 1996 und 2005 stagnierte. Je nach Datenquelle wurden in der Bundesrepublik zuletzt Armutsquoten zwischen 15 und gut 17 Prozent gemessen. Im Gefolge von Arbeitsmarkt- und Sozialreformen der vergangenen Jahre hätten sich verschiedene Armutsrisiken deutlich verschärft, beobachtet die Wissenschaftlerin. Die Professorin nennt vier zentrale Bereiche:
Arbeitslosigkeit: Die Verkürzung der Bezugsdauer sei dafür ein wichtiger Grund. Gleichzeitig würden Langzeitarbeitslose im ALG II häufiger vom Leistungsbezug ausgeschlossen, weil die Einkommen weiterer Mitglieder der häuslichen Bedarfsgemeinschaft stärker angerechnet werden.
Niedrigeinkommen: So gingen Anfang 2007 bereits knapp 1,3 Millionen Bezieher von ALG II einer bezahlten Beschäftigung nach. 480 000 hatten sogar einen Vollzeit-Job.
Armut im Alter: Veränderungen in vielen Erwerbsbiographien, längere Phasen von Arbeitslosigkeit oder niedrige Verdienste, lassen in den kommenden 30 Jahren auch für kontinuierlich beschäftigte Durchschnittsverdiener das Rentenniveau sinken - von heute 63 Prozent des Nettoeinkommens auf rund 43 Prozent.
Kinderarmut: So lebte beispielsweise 1965 laut dem Kinderreport des Deutschen Kinderhilfswerkes jedes 75. Kind unter sieben Jahren von Sozialhilfe. 2006 war es bereits jedes sechste Kind.
Als "wichtigsten Ansatzpunkt" für eine erfolgreichere Armutsbekämpfung identifiziert Prof. Dr. Klammer Maßnahmen, zur Begrenzung von nicht-existenzsichernden Erwerbseinkommen. So sei eine Abkehr "von der Förderung geringfügiger Beschäftigung ebenso erforderlich wie der weitere Einsatz für Mindestlöhne", schreibt die Wissenschaftlerin, "auch wenn Mindestlöhne allein, wie sich im EU-Vergleich zeigt, nicht Garant für niedrige Armutsquoten sind."
Quelle: UD