Politik
Alternde Gesellschaft braucht neue Bildungsformen
Der rasche demografische Wandel, der in Europa vor sich geht, bringt die Gesellschaft aus der Balance und erfordert unter anderem neue Zugänge zu Bildung. Zu diesem Schluss kommt Dorothee Braun vom deutschen Rat für Nachhaltige Entwicklung in einem Statement auf der Open Meeting Konferenz in Bonn.
22.05.2009
Die meisten europäischen Länder hätten bisher verabsäumt, Probleme des Bildungssektors wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren. "Inhaltlich muss die Schule das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung vermitteln, sich jedoch auch in ihrer Organisationsform wandeln. Die Zukunft liegt in der fächer- und schulübergreifenden Konkretisierung von Bildungsinhalten nachhaltiger Entwicklung sowie in engerer Zusammenarbeit der Schule mit anderen Akteuren wie Unternehmen oder Jugendeinrichtungen", so Braun. Gesellschaftliche Teilhabe, Flexibilität und Anpassung an den Arbeitsmarkt könnten zudem nur durch lebenslanges Lernen sichergestellt werden.
Starke Änderungen der Zusammensetzung der Gesellschaft sind laut der Nachhaltigkeits-Forscherin in allen Ländern Europas zu beobachten. "Für alle Länder gilt, dass das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Nicht-Erwerbstätigen immer mehr ins Ungleichgewicht kommt." Berechnungen bestätigen dies und prognostizieren ab nächstem Jahr einen Rückgang der Arbeitskräftezahl in Europa. Regional gestalte sich dieser Wandel jedoch durchaus unterschiedlich. "Durch die fortlaufende Abwanderung aus den ländlichen Regionen altern diese weit schneller als urbane Zentren im selben Land. Doch auch in den Städten kann man zugleich Wachstum und Schrumpfung beobachten", so Braun. Statt einer einzigen Lösung des Problems seien unterschiedliche Antworten nötig, die auf die jeweilige Situation eingehen.
Die Menschen zu qualifizieren, um den Bedarf der Gesellschaft zu decken, so lautet eine der notwendigen Maßnahmen. "Die Wohlfahrtssysteme sind nicht über die Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer auffangbar. Obwohl Ingenieure auch im Zuge der notwendigen technologischen Veränderung durch den Klimawandel ständig an Bedeutung gewinnen, werden sie in Europa, das bisher in ökologischen Fragen federführend war, immer mehr zur Mangelware. Schule und Medien sollten bemüht sein, das Interesse dafür stärker zu wecken." Praxisnähe laute die wichtigste Regel für die Schul- und Berufsbildung, weshalb Braun den Wandel hin zum Ausbau von Fachhochschulen und mehr Flexibilität im Bildungssystem, wie etwa verbesserte Durchlässigkeit zwischen Berufsausbildung und Hochschule als "Schritte in die richtige Richtung" sieht. Darüber hinaus komme man aber nicht umhin, auch die Weiterbildung für Berufstätige neu zu organisieren und lebenslanges Lernen stärker zu fördern. "Bis zu 15 Prozent des Wissens wird jährlich neu definiert oder erweitert. Das erfordert von den Bildungseinrichtungen eine große Flexibilität."
Ein strukturelles Bildungsproblem ortet Braun jedoch auch im unteren Gesellschaftsviertel. "Je nach Region verliert die Gesellschaft bis zu einem Viertel der Jugendlichen. Wer nicht über ausreichende Lese- und Rechenfähigkeiten verfügt, hat kaum Zugang zu Hauptschulen oder Ausbildungen. In Folge sind die Jugendlichen kaum in den Arbeitsmarkt integrierbar." Ein stärkeres Zusammenspiel zwischen Schulen und Jugendhilfe könnte hier Besserung bringen, so der Vorschlag der Nachhaltigkeits-Expertin. Ein Grundproblem hinter der hohen Schulabbrecherquote in Deutschland liege in der strukturellen Benachteiligung von Schülern aus Förderschulen. Obwohl diese Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten die Aufgabe haben sollte, sie speziell zu fördern und möglichst zu einem Schulabschluss zu führen, besteht in einem Drittel der deutschen Bundesländer dazu bislang keine rechtliche Möglichkeit.
Starke Änderungen der Zusammensetzung der Gesellschaft sind laut der Nachhaltigkeits-Forscherin in allen Ländern Europas zu beobachten. "Für alle Länder gilt, dass das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Nicht-Erwerbstätigen immer mehr ins Ungleichgewicht kommt." Berechnungen bestätigen dies und prognostizieren ab nächstem Jahr einen Rückgang der Arbeitskräftezahl in Europa. Regional gestalte sich dieser Wandel jedoch durchaus unterschiedlich. "Durch die fortlaufende Abwanderung aus den ländlichen Regionen altern diese weit schneller als urbane Zentren im selben Land. Doch auch in den Städten kann man zugleich Wachstum und Schrumpfung beobachten", so Braun. Statt einer einzigen Lösung des Problems seien unterschiedliche Antworten nötig, die auf die jeweilige Situation eingehen.
Die Menschen zu qualifizieren, um den Bedarf der Gesellschaft zu decken, so lautet eine der notwendigen Maßnahmen. "Die Wohlfahrtssysteme sind nicht über die Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer auffangbar. Obwohl Ingenieure auch im Zuge der notwendigen technologischen Veränderung durch den Klimawandel ständig an Bedeutung gewinnen, werden sie in Europa, das bisher in ökologischen Fragen federführend war, immer mehr zur Mangelware. Schule und Medien sollten bemüht sein, das Interesse dafür stärker zu wecken." Praxisnähe laute die wichtigste Regel für die Schul- und Berufsbildung, weshalb Braun den Wandel hin zum Ausbau von Fachhochschulen und mehr Flexibilität im Bildungssystem, wie etwa verbesserte Durchlässigkeit zwischen Berufsausbildung und Hochschule als "Schritte in die richtige Richtung" sieht. Darüber hinaus komme man aber nicht umhin, auch die Weiterbildung für Berufstätige neu zu organisieren und lebenslanges Lernen stärker zu fördern. "Bis zu 15 Prozent des Wissens wird jährlich neu definiert oder erweitert. Das erfordert von den Bildungseinrichtungen eine große Flexibilität."
Ein strukturelles Bildungsproblem ortet Braun jedoch auch im unteren Gesellschaftsviertel. "Je nach Region verliert die Gesellschaft bis zu einem Viertel der Jugendlichen. Wer nicht über ausreichende Lese- und Rechenfähigkeiten verfügt, hat kaum Zugang zu Hauptschulen oder Ausbildungen. In Folge sind die Jugendlichen kaum in den Arbeitsmarkt integrierbar." Ein stärkeres Zusammenspiel zwischen Schulen und Jugendhilfe könnte hier Besserung bringen, so der Vorschlag der Nachhaltigkeits-Expertin. Ein Grundproblem hinter der hohen Schulabbrecherquote in Deutschland liege in der strukturellen Benachteiligung von Schülern aus Förderschulen. Obwohl diese Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten die Aufgabe haben sollte, sie speziell zu fördern und möglichst zu einem Schulabschluss zu führen, besteht in einem Drittel der deutschen Bundesländer dazu bislang keine rechtliche Möglichkeit.
Quelle: UD / pte