Politik
Konfliktherd demografischer Wandel?
Die Umkehrung der Bevölkerungspyramide führt dazu, dass sich sowohl Politik und Volkswirtschaft, als auch die sozialwissenschaftliche Forschung noch intensiver mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie die Konsequenzen des demografischen Wandels zu nutzen sind. Generationen können sich wechselseitig unterstützen, im Dialog miteinander stehen und sich solidarisch zu einander verhalten. Auf ein weniger harmonisches Verhältnis verweisen moderne Schlagworte wie "Krieg der Generationen" oder Buchtitel wie "Das Methusalem-Komplott".
25.06.2009
Diese Beziehungen der Generationen zu einander sind dabei nicht nur gesamtgesellschaftlich, sondern auch innerhalb der Familie bedeutsam. Im Rahmen seiner Familienforschung hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) ausgewählte Aspekte der Ausgestaltung von Generationenverhältnissen (Mehr-Generationen-Familien; Mehrgenerationenhäuser) untersucht. Nun wird die Generationen-Thematik auch Eingang in den Fragenkatalog des neuen Integrierten Survey des DJI finden. Die erhobenen Informationen zur Sozialmorphologie der Generationenbeziehungen werden genaueren Aufschluss darüber geben, wie sich die neuen Familienstrukturen, z.B. die wachsende Zahl der Singles, der Alleinerziehenden oder der Scheidungsfamilien sowie die Multilokalität von Familie auf die gelebten Generationenbeziehungen auswirken.
Eine der zentralen Leistungen von Familien besteht in der wechselseitigen Unterstützung von Familienangehörigen. "Die Großeltern von heute verfügen als potenzielle Leistungserbringer über deutlich mehr Ressourcen als die entsprechende Altersgruppe vor 50 Jahren. Jene war durchschnittlich weniger gesund, weniger gebildet und weniger wohlhabend," so Prof. Dr. Andreas Lange, Grundsatzreferent am DJI für Familienfragen, über die veränderte Rolle der Großeltern in den innerfamliären Generationsbeziehungen. Die Praxis zeige allerdings, dass an Stelle einer größeren Unterstützung erst einmal mehr Aushandlungsprozesse stehen, weil die heutigen Großeltern, insbesondere die Großmütter, sich nicht mehr so selbstverständlich in den Dienst von Kindern und Enkeln und deren Versorgung und Betreuung stellen als noch deren Mütter.
Nach eigenen Aussagen leisten die Älteren jedoch im Vergleich von geleisteter und erhaltener Unterstützung (Alterssurvey 2006 des Deutschen Zentrums für Altersfragen) bei allen Unterstützungsformen in der Summe mehr Hilfe für andere, als sie selbst in Anspruch nehmen. Finanziell greifen ältere Menschen beispielsweise anderen
Familienmitgliedern viermal so häufig unter die Arme wie umgekehrt. Außerhalb der Familie finden die ökonomischen Transfers zwischen den Generationen ihren prominentesten Niederschlag im Rentensystem. Der Leiter des Sozio-oekonomischen Panels Prof. Dr. Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht in den mitunter heftigen Rentendiskussion einen Beleg für ein funktionierendes politisches - notwendigerweise permanent zu führendes - Aushandeln der Transferhöhe. Das "gerechte" Steuer- oder Sozialsystem könne nicht wissenschaftlich abgeleitet werden, sondern müsse im politischen Diskurs gefunden werden, so Wagner in seinem Beitrag für DJI Online.
Vor einer besonderen Herausforderung stehen Familien dann, wenn aus den möglichen UnterstützerInnen pflegebedürftige Angehörige werden. Auch wenn in den Familien nach wie vor der Wunsch vorherrscht, die Pflege und Betreuung der Eltern selbstständig zu schultern, stoßen insbesondere die weiblichen Familienmitglieder nicht selten an die Grenzen der Solidaritätspotenziale. Vor allem für Familien mit niedrigem Einkommen, die die Pflege zu Hause organisieren, entsteht ein regelrechter Teufelskreis aus hoher Pflege- und Arbeitsbelastung sowie großer Isolation und mangelnder Anerkennung.
Nutznießer der Transferleistungen innerhalb der Familie sind - so DJI-Grundsatzreferent Lange - vor allem die anderen Systeme in der Gesellschaft, die dadurch gestützt und entlastet werden, dass die familiale Generationensolidarität immer noch einigermaßen gut funktioniere. Daher fordert er u.a. eine stärkere Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in der gesamten Arbeitswelt für diese Fragen, um Familien so gut wie möglich zu unterstützen. Denn je weniger die "biologischen" Familien zu diesen Leistungen in der Lage sind, desto stärker sei der Aufbau sozialer (Ersatz-)Strukturen notwendig.
Eine der zentralen Leistungen von Familien besteht in der wechselseitigen Unterstützung von Familienangehörigen. "Die Großeltern von heute verfügen als potenzielle Leistungserbringer über deutlich mehr Ressourcen als die entsprechende Altersgruppe vor 50 Jahren. Jene war durchschnittlich weniger gesund, weniger gebildet und weniger wohlhabend," so Prof. Dr. Andreas Lange, Grundsatzreferent am DJI für Familienfragen, über die veränderte Rolle der Großeltern in den innerfamliären Generationsbeziehungen. Die Praxis zeige allerdings, dass an Stelle einer größeren Unterstützung erst einmal mehr Aushandlungsprozesse stehen, weil die heutigen Großeltern, insbesondere die Großmütter, sich nicht mehr so selbstverständlich in den Dienst von Kindern und Enkeln und deren Versorgung und Betreuung stellen als noch deren Mütter.
Nach eigenen Aussagen leisten die Älteren jedoch im Vergleich von geleisteter und erhaltener Unterstützung (Alterssurvey 2006 des Deutschen Zentrums für Altersfragen) bei allen Unterstützungsformen in der Summe mehr Hilfe für andere, als sie selbst in Anspruch nehmen. Finanziell greifen ältere Menschen beispielsweise anderen
Familienmitgliedern viermal so häufig unter die Arme wie umgekehrt. Außerhalb der Familie finden die ökonomischen Transfers zwischen den Generationen ihren prominentesten Niederschlag im Rentensystem. Der Leiter des Sozio-oekonomischen Panels Prof. Dr. Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht in den mitunter heftigen Rentendiskussion einen Beleg für ein funktionierendes politisches - notwendigerweise permanent zu führendes - Aushandeln der Transferhöhe. Das "gerechte" Steuer- oder Sozialsystem könne nicht wissenschaftlich abgeleitet werden, sondern müsse im politischen Diskurs gefunden werden, so Wagner in seinem Beitrag für DJI Online.
Vor einer besonderen Herausforderung stehen Familien dann, wenn aus den möglichen UnterstützerInnen pflegebedürftige Angehörige werden. Auch wenn in den Familien nach wie vor der Wunsch vorherrscht, die Pflege und Betreuung der Eltern selbstständig zu schultern, stoßen insbesondere die weiblichen Familienmitglieder nicht selten an die Grenzen der Solidaritätspotenziale. Vor allem für Familien mit niedrigem Einkommen, die die Pflege zu Hause organisieren, entsteht ein regelrechter Teufelskreis aus hoher Pflege- und Arbeitsbelastung sowie großer Isolation und mangelnder Anerkennung.
Nutznießer der Transferleistungen innerhalb der Familie sind - so DJI-Grundsatzreferent Lange - vor allem die anderen Systeme in der Gesellschaft, die dadurch gestützt und entlastet werden, dass die familiale Generationensolidarität immer noch einigermaßen gut funktioniere. Daher fordert er u.a. eine stärkere Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung in der gesamten Arbeitswelt für diese Fragen, um Familien so gut wie möglich zu unterstützen. Denn je weniger die "biologischen" Familien zu diesen Leistungen in der Lage sind, desto stärker sei der Aufbau sozialer (Ersatz-)Strukturen notwendig.
Quelle: UD / fo