Politik

Städte profitieren von Grünzonen

Städtische Grünflächen liefern wichtige ökologische Dienstleistungen, die in Bau, Planung und Verwaltung berücksichtigt werden sollten. Zu diesem Schluss kommen Teilnehmer der Europäischen Konferenz der Landschaftsökologen. Das Zauberwort des neuen Zugangs zu Grünflächen lautet "Ecosystem Services". "Wir müssen uns von der Berechnung nach Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner verabschieden. In Diskussion ist derzeit, die Öko-Dienstleistung dieser Flächen zu bewerten, was eine Kooperation vieler Forschungsrichtungen erfordert", betont der Konferenzorganisator Jürgen Breuste von der Universität Salzburg.

30.07.2009

Foto: Marion Book
Foto: Marion Book
Zu städtischen Grünflächen zählt Breuste neben Parkanlagen auch alle anderen offenen Grünräume, landwirtschaftliche Flächen und Wald, Wasserläufe sowie Gebiete, deren Nutzung aufgegeben wurde. Diese Flächen würden ein breites Spektrum von Dienstleistung erfüllen, die man bisher außer Betracht gelassen habe. "Einerseits helfen diese Flächen, Klimaerscheinungen zu regulieren, von denen die Städte aufgrund höherer Erwärmung und weniger Möglichkeiten des Hochwasserschutzes besonders betroffen sind. Städtische Grünflächen werden zunehmend zur ökologischen Nische von Pflanzen und Tieren, die in der intensiv genutzten Landwirtschaft keinen Lebensraum mehr finden", so der Landschaftsökologe.
 
Besonders hebt Breuste jedoch die Erholungsfunktion der Grünflächen hervor, da sich diese direkt auf die menschliche Gesundheit auswirken würden. "Es geht darum, Gesundheit nicht nur als Abwesenheit von Krankheiten zu verstehen, sondern als psychologisches, emotionales und körperliches Wohlbefinden. Grünflächen fördern dies, indem sie mentale Entspannung liefern." Die Anzahl der Tropentage mit mehr als 30 Grad sei im Zunehmen, weswegen die vorbelastete Bevölkerung mehr als früher auf Grünflächen angewiesen sei. "Besonders Kinder und alte Menschen können nicht 20 Minuten stadtauswärts fahren, sondern brauchen den nahen Service, um gesund zu bleiben."

Auch Städte mit hoher Verbauungsdichte hätten laut dem Landschaftsplaner zahlreiche Möglichkeiten, Grünflächen zu schaffen. "Zuerst gilt es, den Wert noch unverbauter Flächen zu erkennen und zu nutzen. Manche Flächen werden frei und können von der öffentlichen Hand angekauft werden", so Breuste. Nicht zuletzt habe die Stadtverwaltung selbst Vorbild für eigenes ökologisches Flächenmanagement zu sein. "Eine Stadt kann durch ihr Verhalten in Sachen Biodiversität der Bevölkerung ein wichtiges Beispiel geben." Gelinge der Durchbruch des Konzeptes der Öko-Dienstleistung, käme das einer qualitativen Neubewertung der Grünflächen statt dem bisher oft wahllos geführten Kampf um deren Erhalt gleich.

Beispiele für vorbildhaften Umgang mit Grünflächen gibt es in Europa bereits mehrere. Stockholm erhält 2010 als erste Stadt die in Zukunft jährlich verliehene Auszeichnung "Green Capital Award" der Europäischen Kommission. "Die schwedische Hauptstadt besitzt einen Nationalpark innerhalb des Stadtgebiets. Die Infrastruktur beinhaltet ein weites Netz von Grün- und Wasserflächen, zudem ist die Stadtbevölkerung dem Umweltgedanken sehr aufgeschlossen und nimmt an entsprechenden Angeboten teil", so Breuste. Ein gutes Beispiel gebe auch der Konferenzort Salzburg, der seit der Gründlanddeklaration von 1986 den Erhalt innerstädtischer Grünzonen besonders fördert.
Quelle: UD / pte
 
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