Frauenquote: „Deutschland hat einen langen Weg vor sich“
Norwegen gilt als Vorreiter in Sachen Frauenquote: Nachdem diese 2006 gesetzlich eingeführt wurde, zeigt sie heute Wirkung. Gut 40 Prozent der norwegischen Aufsichtsräte sind Frauen. Andere Länder sehen sich im Zugzwang, so auch Deutschland. „Deutschland hat noch einen langen Weg vor sich. Ihr müsst Vorurteile bekämpfen, Ideologien, Rollenklischees“, sagt Arni Hole, Generaldirektorin des norwegischen Gleichstellungsministeriums. Ob das durch eine gesetzlich geregelte Quote gelingt - darüber gehen die Meinungen auseinander. Lesen sie hier die Ansichten der Befürworter und Gegner der Frauenquote.
29.09.2010
STIMMEN PRO FRAUENQUOTE
Viviane Reding, EU-Kommissarin für Justiz- und Gleichstellungsfragen:
„Entweder ergreifen die europäischen börsennotierten Unternehmen freiwillig Maßnahmen, welche den Anteil von Frauen vor allem in Aufsichtsräten substanziell erhöhen, oder die Kommission wird 2012 einen Vorschlag für gesetzgeberische Maßnahmen vorlegen.“
FAZ, 17.09.2010 [Zum Beitrag...]
Kristina Schröder, Familienministerin:
„Für mich ist eine Quote nur die Ultima Ratio. Gerade in den vergangenen Monaten hat sich in der Wirtschaft viel getan, Frauen erobern peu à peu in vielen Branchen die Chefetagen. Solange sich wirklich etwas bewegt, kann ich gut auf eine Quote verzichten.“
Die Welt: 05.07.10 [Zum Beitrag...]
Barbara Steffens, nordrhein-westfälische Emanzipationsministerin (Grüne):
„Ich hätte gerne eine Quote wie in Norwegen auch in Deutschland. Warum sollte man nicht Notwendigkeiten, die auch für die Unternehmen hilfreich sind, beschleunigen? Wir hatten gerade eine Wirtschaftskrise. Von wem waren die führenden Posten besetzt? Das waren verdammt viele Männer. Und an diesen Posten, wo verdammt viele Männer gesessen haben und verdammt viel vor die Wand gefahren haben, hätte ich gerne mal im Vergleich dazu Frauen sitzen gesehen.“
Focus Magazin, 02.08.2010 [Zum Beitrag...]
Gabriele Heinisch-Hosek, Frauenministerin Österreich:
"Die Zeit ist längst reif für mehr Frauen in Aufsichtsräten. Denn die 90-prozentige Männerquote ist Ausdruck einer Gesellschaft, die noch immer nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Ich verfolge mein Ziel beharrlich, dass eine 40-Prozent-Frauenquote für Aufsichtsräte umgesetzt wird und unterstütze den Vorstoß von EU-Gleichstellungkommissarin Viviane Reding, EU-weit über gesetzliche Quoten für Aufsichtsräte nachzudenken".
ots, 17.09.2010 [Zum Beitrag...]
Joachim Sauer, Verbandspräsident des Bundesverbands der Personalmanager:
"Die aktuelle Diskussion um eine gesetzliche Frauenquote wird dem Problem der Frauenförderung nicht gerecht. Undifferenzierte Zahlenspiele gehen an der Realität vorbei. Gleichzeitig besteht Handlungsbedarf, da die Frauenförderung auch nach 30 Jahren Diskussion immer noch auf der Stelle tritt." Der BPM setzt sich daher für differenzierte Quotenregelungen ein und wird einen Vorschlag zur Umsetzbarkeit von Quoten für die betriebliche Praxis erarbeiten.
Das Verbände-Portal, 20.09.2010 [Zum Beitrag...]
Christine Bortenlänger, Geschäftsführerin der Börse München und Vorstand der Bayerischen Börse AG:
Die Quote helfe Frauen „vorerst nicht, die ganz praktischen Probleme wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu lösen oder die gesellschaftlichen Widerstände abzubauen". Die würden aber erst geringer, wenn mehr Frauen an entscheidender Stelle säßen. „Insofern drängt sich die Quote geradezu auf - im Interesse einer starken deutschen Volkswirtschaft."
Welt am Sonntag, 04.07.10 [Zum Beitrag...]
„Es geht uns bei der Frauenquote nicht um politisch korrekte Alibiregelungen, sondern um die spürbare und nachhaltige Umsetzung von Chancengleichheit für die besten Talente, egal welchen Geschlechts. Unsere jahrelangen Maßnahmen zur Frauenförderung waren redlich und gut gemeint, der durchschlagende Erfolg blieb wie in allen großen Unternehmen leider aus. Deshalb gehen wir jetzt einen neuen und mutigen Weg.“
Career Women in Motion, 15.03.2010 [Zum Beitrag...]
STIMMEN CONTRA FRAUENQUOTE
Rainer Brüderle, FDP, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie:
„Es liegt im ureigensten Interesse der Unternehmen, das Potenzial weiblicher Spitzenkräfte voll auszuschöpfen. Langfristig kann es sich kein Unternehmen leisten, personelle Ressourcen brachliegen zu lassen. Die Koalition will Unternehmen unterstützen, damit Karriere und Familie besser vereinbar werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir schon bald viel mehr Frauen in den Führungsetagen deutscher Unternehmen sehen - auch ohne eine gesetzliche Frauenquote.“
Bundesregierung Online, 02.09.2010 [Zum Beitrag...]
Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages:
Dass so wenige Frauen in Führungspositionen seien, habe unterschiedliche Ursachen. Einerseits seien Familie und Beruf noch nicht gut genug vereinbar. Andererseits mieden Frauen nach wie vor die technischen Berufe. "Eine gesetzliche Quote kann diesen sehr unterschiedlichen Ursachen keine Rechnung tragen".
Die Welt, 18.09.10 [Zum Beitrag...]
Erklärung der Deutschen Arbeitgeberverbände:
Quoten seien "der falsche Weg", um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Frauen bräuchten keine Quoten, sondern "bessere Chancen zur Verwirklichung ihrer Berufskarriere". Hierzu müssten Hürden beseitigt werden, die sie am beruflichen Fortkommen hinderten. So müsse Kinderbetreuung ausgebaut werden und ein gesellschaftliches Umdenken stattfinden bei der traditionellen Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen.
Stern, 17.09.2010 [Zum Beitrag...]
Klaus Peter Müller, Vorsitzender der Corporate Governance Kommission:
„Die Unternehmen brauchen keine neuen gesetzlichen Vorschriften. Wir haben im Kodex eine klare und sachgerechte Regel für mehr Frauen in Aufsichtsräten beschlossen, die spätestens bei der nächsten großen Welle der Neuwahlen in knapp drei Jahren wirken wird.“
RP Online, 13.09.2010 [Zum Beitrag...]
Stefan Lauer, Vorstandsvorsitzender Deutsche Gesellschaft für Personalführung:
Grundsätzlich unterstütze der Verband die Forderung nach mehr Frauen in Führungspositionen. Allerdings solle dies nach Ansicht des DGFP ohne gesetzlichen Zwang geschehen. „Wir sind davon überzeugt, dass sich ein erhöhter Anteil von Frauen in Führungspositionen positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt.“, so Lauer.
Karriereportal Horizontjobs, 16.06.2010 [Zum Beitrag...]
Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz/Saarland der Bundesagentur für Arbeit:
„Grundsätzlich ist eine Quote nicht das, was ich für sinnvoll halte. Der Gedanke daran ist zwar nachvollziehbar, aber für mich ist es eher die „Wenn's gar nicht anders geht“-Lösung. Echte Überzeugung und daraus resultierend eine Selbstverpflichtung von Firmen würde mir viel, viel besser gefallen. Nur: Das Ergebnis stimmt noch nicht. Mit Blick auf die demografische Entwicklung werden wir es uns aber nicht leisten können, das Potenzial gut ausgebildeter Frauen verkümmern zu lassen.“
Saarbrückener Zeitung, 18.09.2010 [Zum Beitrag...]
Harald Krüger, BMW-Personalchef:
„Wir brauchen Frauenförderung und mehr Frauen in Führungspositionen. Aber von einer Quote halte ich nichts. Mein Ansatz ist, unabhängig von Alter, Nationalität und Geschlecht den richtigen Menschen auf die richtige Stelle zu setzen.“
Die Automobilwoche, 15. Mai 2010 [Zum Beitrag...]
„Wir wollen bei Siemens Vielfalt. Das heißt mehr Nationalitäten, aber auch einen besseren Mix von Männern und Frauen und einen besseren Mix von unterschiedlichen Meinungen.“ Eine Quotenregelung brauche es dazu ihrer Meinung nach nicht.“
Der Tagesanzeiger, 16.10.2009 [Zum Beitrag...]
Andrea Puschmann, Diversity Manager Ford Deutschland:
"Die Ford-Werke GmbH verzichtet bewusst auf die Einführung von Quoten, um den Frauenanteil im mittleren und oberen Management zu erhöhen. Unser Ziel ist viel mehr, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, dass es Männern und Frauen gleichermaßen ermöglicht, im Unternehmen als Manager aber auch als MitarbeiterInnen erfolgreich zu sein.“
Career Women in Motion, 20.04.2010 [Zum Beitrag...]
Gerhard Berssenbrügge, Vorstandsvorsitzender Nestlé Deutschland:
„Ich halte nicht viel von der gesetzlichen Frauenquote. Ich finde diese Idee ungerecht. Es muss uns doch darum gehen, die besten Köpfe ins Top-Management zu holen - unabhängig davon, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt. Ich bin optimistisch, dass auf andere Weise gelingen wird, mehr Frauen in die Führungsspitzen zu bringen. Es geht darum, in den Unternehmen Kulturen zu schaffen, in der Chancengleichheit wirklich gelebt wird und Leistungsaspekte den Ausschlag bei der Beförderung geben.“
Zeit online, 14.7.2010 [Zum Beitrag...]
Aletta Hardenberg, zuständig bei der Deutschen Bank für das Thema Diversity:
„Wir sind überzeugt, dass sich Frauen auch ohne Quote durchsetzen können“.
WiWo, 22.03.2010 [Zum Beitrag...]