Politik

Klimaschutz trotz knapper Kassen: Kommunale Erfolgsgeschichten

Dass der Klimaschutz auf kommunaler Ebene eine große Rolle spielt, haben viele Städte und Gemeinden erkannt. Wie trotz knapper Kassen innovative Klimaschutzprojekte realisiert werden können, wurde bei der Tagung „Das Geld liegt auf dem Dach. Kommunaler Klimaschutz in Zeiten knapper Ressourcen“ im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) diskutiert. Auf der von der Fachhochschule Erfurt (FHE) initiierten Veranstaltung wurden strategische Umsetzungsinstrumente und innovative Finanzierungsstrategien für den kommunalen Klimaschutz vorgestellt. Gelungene Beispiele kamen etwa aus Gelsenkirchen, Hannover, Eisenach und Rheinberg.

21.01.2011

Freuten sich gemeinsam über die Vielzahl gelungener Projekte (v.l.n.r.): Dr. Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, Prof. Dr. Heidi Sinning, ISP-Leiterin, Dipl.-Ing. Christiane Steil, ISP, Verena Exner, DBU-Referentin, und Dr. Holger Kreft vom Büro für zukunftsfähige Regionalentwicklung. Foto: DBU
Freuten sich gemeinsam über die Vielzahl gelungener Projekte (v.l.n.r.): Dr. Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, Prof. Dr. Heidi Sinning, ISP-Leiterin, Dipl.-Ing. Christiane Steil, ISP, Verena Exner, DBU-Referentin, und Dr. Holger Kreft vom Büro für zukunftsfähige Regionalentwicklung. Foto: DBU
Auch die Möglichkeit, durch klimafreundliche Maßnahmen mehr Geld in die Gemeindekasse zu spülen, haben die Teilnehmer erörtert. Ein praktischer Handlungsleitfaden wird Interessierten in Kürze kostenlos zur Verfügung gestellt. „Die Kommunen sind eine der wesentlichen Handlungsebenen des Klimaschutzes“, sagte DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. Dort werde einerseits durch Industrie, Gewerbe und Privatverbraucher Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen. Andererseits gebe es hier konkrete Handlungsmöglichkeiten durch das Beeinflussen von Verbraucherverhalten, die Gründung von Partnerschaften und Netzwerken sowie durch Projekte und Initiativen. Klimaschutz sei zugleich Daseinsfürsorge und Sicherung der Lebensgrundlage aller. Nicht zuletzt seien klimafreundliche Initiativen auch ein entscheidender Impuls für das Schaffen von Arbeitsplätzen in Industrie, Handwerk, Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor. Bei allen Projekten sei jedoch wichtig, dass sowohl die zuständigen kommunalen Stellen als auch die Bürger den Prozess gemeinsam aktiv gestalteten: „So lassen sich auch ambitionierte Ziele erreichen, wenn sie von engagierten Menschen und Persönlichkeiten getragen werden“, unterstrich Brickwedde.

Hans Mönninghoff, Erster Stadtrat und Wirtschafts- und Umweltdezernent der Landeshauptstadt Hannover, stellte unter anderem das Klimafonds-Modell „proKlima - der enercity-Fonds“ vor. Aus diesen Mitteln - fünf Millionen Euro jährlich - würden unter anderem Förderprogramme für energieeffiziente Altbausanierung, Neubauten in Passivhaus-Standard, energieeffiziente Nichtwohngebäude, eine Stromsparkampagne sowie Schulen und Vereine finanziert. proKlima habe in den zehn Jahren seines Bestehens über 400 Sonderprojekte und rund 16.000 Förderungen „in der Breite“ finanziert, so Mönninghoff.

Dr. Thomas Bernhard, stellvertretender Leiter des Referates Umwelt der Stadt Gelsenkirchen, stellte das kommunale Programm zum Energieeinsparen in der Stadtverwaltung vor. Durch ein Prämienmodell, ein spezielles Finanzinstrument und eine Vielzahl von Maßnahmen habe man von 2003 bis 2009 eine CO2-Minderung von rund 1.000 Tonnen erreicht - das entspreche einer Waldfläche von rund 600 Fußballfeldern. Im gleichen Zeitraum seien dadurch insgesamt 298.445 Euro eingespart worden.

Mit der Tagung wurde auch das Projekt „Klimaschutz in Kommunen - Strategische Umsetzung des nachhaltigen Energiemanagements zur CO2-Minderung“ abgeschlossen, das die DBU mit 118.000 Euro gefördert hatte. In dem dreijährigen Modellvorhaben wurde von der FHE zusammen mit dem Büro für zukunftsfähige Regionalentwicklung in Hattingen ein nachhaltiges Energiemanagement zur CO2-Vermeidung entwickelt. „Wir sind mit den Projektergebnissen aus den zwei Modellkommunen Eisenach und Rheinberg wirklich sehr zufrieden. Beide konnten in dem verhältnismäßig kurzen Zeitraum schon beachtliche Fortschritte erzielen“, freute sich Projektleiterin Prof. Dr. Heidi Sinning vom Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FHE. Die Projektergebnisse zeigten, dass sich auch mit verhältnismäßig wenig Einsatz schon hohe Zielsetzungen erreichen und sich sogar Geld für die klammen Kassen der Städte und Gemeinden verdienen lasse, stellte Sinning fest.

Die Kommune Eisenach habe ihre Stromproduktion aus erneuerbaren Energien auf inzwischen 22,3 Prozent steigern können, erläuterte Brickwedde. Das seien rund 73.600 Megawattstunden im Jahr, die zu einer Ersparnis von circa 46.000 Tonnen CO2 führten. Als Minderungsziel habe sich Eisenach sogar eine Steigerung auf 30 Prozent bis zum Jahr 2020 gesetzt. Im November habe die Kommune eine CO2-Bilanz vorgestellt, die insbesondere für das Bundesland Thüringen echten Vorbildcharakter habe. Zudem habe man in Eisenach eine Bürgersolaranlage auf dem Gelände des städtischen Bauhofs installiert. Die Gründung des Vereins Energiewende Thüringen e. V. zeige darüber hinaus, dass lokale Akteure aktiv in den Umgestaltungsprozess einbezogen werden konnten und der Prozess auf einer breiten Basis stehe.

Auch die Kommune Rheinberg könne beachtliche Erfolge aufweisen, so der DBU-Generalsekretär weiter. Dort habe man eine eigene Marke für den Klimaschutz entwickelt: Das Beratungsangebot „Dr. Haus“ werde mit örtlichen Energieberatern und Handwerkern umgesetzt. Dieses Programm gehe in die gleiche Richtung wie die große DBU-Kampagne „Haus sanieren - profitieren“. Dieses bundesweite Informations- und Beratungsprogramm finde in Kooperation mit dem Handwerk statt. Herzstück sei ein kostenloser und unverbindlicher Energie-Check sowie die Beratung zu energetischen Sanierungsmöglichkeiten von Ein- und Zweifamilienhäusern. „Wir freuen uns, dass es auch Ihnen gelungen ist, durch Initialberatungen Hauseigentümer für CO2-mindernde Sanierungsmaßnahmen zu gewinnen“, lobte Brickwedde die Rheinberger Vertreter.

Weitere Kooperationspartner der Veranstaltung waren der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Deutsche Städtetag, die Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung sowie der Informationskreis für Raumplanung. Ein Handlungsleitfaden wird interessierten Personen und Institutionen kostenlos zur Verfügung gestellt. Dieser wird in Kürze online abrufbar sein unter www.fh-erfurt.de/isp.
Quelle: UD / pm
 
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