Politik

Haben Politiker Vertrauen der Bürger verspielt?

Das Vertrauen in die Politik schwindet dramatisch. Eine Studie von Claudia Mast, Professorin für Kommunikationswissenschaft und Journalistik an der Universität Hohenheim hat ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Befragten bezweifelt, dass die Politik die Probleme der Finanzmärkte in den Griff bekommt. „Zwischen der politischen Kaste und dem Volk bildet sich ein tiefer Graben", sagt Mast im Interview.

13.04.2011

Der Reichstag in Berlin. Foto: Marion Book
Der Reichstag in Berlin. Foto: Marion Book
Insgesamt wurden 1.000 Personen und 252 Manager befragt. Der Großteil zweifelt daran, dass die Politik die Finanzbranche „an die Kandare" nehmen kann. Die Interessen der Finanzbranche seien der Politik wichtiger als die Anliegen der Bürger. „Wir haben es ja nicht nur mit einer Politikverdrossenheit zu tun, sondern auch mit einem zurückgehenden Vertrauen in die Wirtschaftseliten", erklärt Mast. Diese Ergebnisse bedeuteten aber nicht, dass unsere Demokratie unmittelbar in Gefahr ist.

Die Bürger nehmen dennoch die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft heute anders wahr als früher, vermutet Mast. Es wurden aber auch Verantwortliche aus den Unternehmen zu ihrem Verhältnis zur Politik befragt. „Auch viele Entscheidungsträger misstrauen mittlerweile den Verantwortlichen in Politik und Finanzwirtschaft", sagt die Professorin. Die Politik sei gefordert, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Menschen müssten sehen, dass bei allen Schwierigkeiten die Regeln grundsätzlich funktionieren. „Sonst geraten die Grundlagen unserer politischen und wirtschaftlichen Ordnung wirklich in Gefahr." Die Politik liefere in den Augen vieler Bürger unzureichende Leistungen ab. Aber: Die Herausforderungen und Aufgaben, vor denen die Politik steht, seien größer geworden. Im Zuge der Globalisierung sind die Zusammenhänge komplexer.

Eine ganz wichtige Rolle spielen die Medien: Sie vermitteln Politik an die Bürger. Die meisten Menschen erfahren sogar ausschließlich über die Medien etwas darüber. "Nun ist es aber so, dass die Dynamik der Medienberichterstattung in letzter Zeit enorm zugenommen hat", sagt die Journalistikprofessorin. Die Jagd nach exklusiven Nachrichten habe sich zugespitzt, die Medien benötigten mehr denn je attraktive Geschichten. „Deshalb besitzen die Journalisten eine große Verantwortung", sagt Mast.
Quelle: UD / pte
 
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