Politik

Bioenergiesektor dominiert Landwirtschaft

Auf die Entwicklung der Landwirtschaft in Deutschland übt der Bioenergiesektor einen großen Einfluss aus, wie eine Studie des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) zeigt. „Diese Tatsache hat sich in den letzten Jahren massiv verstärkt und ist gerade am intensiven Maisanbau erkennbar", so vTI-Sprecher Michael Welling. Der Einfluss gilt sowohl für den Agrarhandel als auch für die Anbaustrukturen und die Umweltwirkungen der Landwirtschaft.

27.03.2012

Bild: Daniel Schwen
Bild: Daniel Schwen
Die Analyse zeigt, dass das Handelsbilanzdefizit der EU bei Agrarprodukten von 21 auf 35 Mrd. Euro ansteigen wird, weil verstärkt Ölsaaten und Getreide als Rohstoffe für die Produktion von Biotreibstoffen importiert werden müssen. Ansonsten würden die Beimischungsverpflichtungen der EU-Biokraftstoffrichtlinie nicht eingehalten werden.

Diese politisch festgelegten Beimischungsverpflichtungen beeinflussen neben den Weltmarktpreisen die Entwicklung der Erzeugerpreise. Im Baseline-Szenario liegen die projizierten Erzeugerpreise für pflanzliche Produkte in Deutschland weiterhin auf vergleichsweise hohem Niveau. Höhere Preise für Vorleistungen einschließlich Futter verteuern die tierische Erzeugung weltweit. Bei den Milchprodukten werden die Binnenmarktpreise durch die steigende Nachfrage auf dem Weltmarkt zusätzlich gestützt.

Die Förderung des Biomasseanbaus zur Energiegewinnung hat den größten Einfluss auf die Entwicklung der landwirtschaftlichen Flächennutzung in Deutschland. Unter den getroffen Annahmen wird der Energiemaisanbau bis 2021 von 450.000 Hektar im Jahresdurchschnitt 2006-2008 auf etwa 1,4 Mio. Hektar ausgedehnt, wofür stillgelegte Flächen genutzt sowie die Getreide- und Ölsaatenproduktion vermindert werden. "Grundsätzlich gilt: Je höher der Ölpreis, desto mehr Geld wird in den Anbau für biobasierte Energie- und Rohstoffe investiert. Für Erzeuger ist gerade der Maisanbau ein lukratives Investment", betont Welling.

Im Vergleich zum Zeitraum 2006 bis 2008 geht das durchschnittliche Betriebseinkommen pro Arbeitskraft leicht zurück, liegt aber deutlich über dem Niveau der letzten zehn Jahre. Während die Einkommen in Milchviehbetrieben und sonstigen Futterbaubetrieben rückläufig sind, können Ackerbaubetriebe infolge des relativ hohen Preisniveaus für Getreide und Ölsaaten und neuer Einkommensmöglichkeiten aus dem Anbau von Energiemais ihr vergleichsweise überdurchschnittliches Einkommensniveau aus dem Basisjahrzeitraum halten.

Das vTI erstellt alle zwei Jahre Projektionen der erwarteten Entwicklungen im deutschen Agrarsektor. Dabei stützen sie sich auf ökonomische Modelle (Betriebs-, Regions- und Marktmodelle). Bei den Projektionen wird davon ausgegangen, dass sich während des Untersuchungszeitraums die derzeitige Agrarpolitik nicht ändert. Zusätzlich werden bestimmte Annahmen zur Entwicklung äußerer Einflussfaktoren, wie zum Beispiel globales Wirtschaftswachstum, getroffen. "Diese sogenannte vTI-Baseline stellt somit keine Prognose dar, sondern bildet ein Referenzszenario, mit dem sich die Auswirkungen verschiedener Politikoptionen analysieren lassen", sagt Welling.
Quelle: UD / pte
 
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