25 Jahre Tafel Deutschland e.V
Angesichts des 25-jährigen Bestehens des Dachverbandes der Tafeln in Deutschland blickt deren Vorsitzender Jochen Brühl besorgt auf die Entwicklung der Armut in Deutschland sowie die Verschwendung von Lebensmitteln und Ressourcen. Das ehrenamtliche Engagement der 60.000 freiwilligen Tafel-Helferinnen und -Helfer auf Orts- und Landesebene würdigt Brühl als unverzichtbares Vorbild eines nachhaltigen und sozialen Lebensstils. Für die Zukunft sieht er große Herausforderungen.
22.09.2020
1995 haben sich die damals bundesweit 35 Tafeln in einem Verband organisiert. Seitdem hat sich die Tafel-Idee – Lebensmittel vor der Vernichtung zu retten und damit armutsbetroffenen Menschen zu helfen – rasant verbreitet. Heute gehören dem gemeinnützigen Verein 948 Tafeln mit 60.000 freiwilligen Helferinnen und Helfern an. Sie haben die Tafeln zu Deutschlands größtem Lebensmittelretter und Orten der Begegnung für arme und ausgegrenzte Menschen gemacht. Gemeinsam retten sie jährlich 265.000 Tonnen Lebensmittel und unterstützen damit 1,65 Millionen Menschen.
„Die Tafel-Idee ist ein Best-Practice-Beispiel für nachhaltiges Handeln. Wir lindern Armut mit Hilfe von dem, was verschwendet wird. Es ist genug für alle da und Lebensmittel gehören nicht in den Müll“, betont Jochen Brühl, Vorsitzender Tafel Deutschland. Die Politik mahnt er, endlich die Ursachen von Armut und Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. „Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung ist die Armutsquote in Deutschland zuletzt sogar weiter gestiegen. Das Ziel darf nicht sein, Armut zu verwalten, sondern nachhaltig zu beseitigen. Leider sehen wir in den letzten 25 Jahren kein Vorankommen“, so Brühl. Immer mehr Menschen würden das Angebot der Tafeln nicht als zusätzliche Entlastung wahrnehmen, sondern als existenzielle Versorgungshilfe nutzen. „Die Tafel kann und will aber keine Aufgaben des Sozialstaates übernehmen. Es besteht dringender Handlungsbedarf“, stellt Brühl klar.
Auch die Lebensmittelverschwendung ist mit rund zwölf Millionen Tonnen immens in Deutschland. „Wir bemerken zwar endlich ein Bewusstsein für das Thema. Getan wird aber noch zu wenig, vom Produzenten bis zum Endverbraucher“, sagt Jochen Brühl.
Wachsende Kundschaft, weniger Ehrenamtliche und ein dringend notwendiger Ausbau der Lebensmittelspenden-Logistik sind die zentralen Herausforderungen der Tafeln, die sich zuletzt durch die Corona-Pandemie verschärft haben. Von der Politik fordert der Verband deshalb erstmals auch finanzielle Unterstützung, um die wichtige ökologische und soziale Funktion in der Gesellschaft fortführen zu können.