Lesbos: SOS-Kinderdörfer müssen Arbeit mit Geflüchteten aussetzen
Aufgrund der von der griechischen Regierung angeordneten Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 muss die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer weltweit ihre Arbeit mit geflüchteten Kindern und Familien auf der Insel Lesbos aussetzen.
23.03.2020
"Die Menschen, und ganz besonders Kinder und Jugendliche, sind ohnehin in einer sehr schwierigen psychischen Verfassung. Verzweiflung, Depressionen und Angst sind weit verbreitet. Wenn unsere Mitarbeiter nun nicht mehr täglich kommen, bedeutet das eine zusätzliche Verunsicherung", sagt SOS-Nothilfekoordinatorin Popi Gkliva.
SOS ist im Camp Cara Tepe auf Lesbos die einzige Organisation, die kontinuierlich seit mehr als drei Jahren aktiv ist. Die Mitarbeiter unterstützen 200 Mädchen und Jungen unter anderem mit Schulbildung und psychologischer Hilfe.
Obwohl es Gkliva für wahrscheinlich hält, dass sich das Virus angesichts der hohen Zahl an Menschen auch in den Flüchtlingscamps ausbreitet, ruft sie zu Ruhe und Besonnenheit auf. Sie sagt: "Wir dürfen die Kinder nicht auch noch mit aufgeheizten Spekulationen und Panik belasten." Erste Gerüchte, dass es bereits zwei Infizierte in einem der Camps gebe, hätten sich nicht bestätigt.
Aktuell leben 42.000 Geflüchtete auf den griechischen Inseln, zum Großteil unter menschenunwürdigen Bedingungen in überfüllten Lagern. Es mangelt an Sicherheit, Hygiene, sauberem Trinkwasser. Ein Drittel der Flüchtlinge sind Kinder - über die Hälfte von ihnen jünger als zwölf Jahre. 14 Prozent aller Kinder sind unbegleitet.
Gkliva hofft, dass die SOS-Mitarbeiter ihre Arbeit im Camp Cara Tepe möglichst bald wiederaufnehmen können: "Unsere Mitarbeiter sind bereit!"