Auf 3,2 Quadratmetern zurück ins Leben
Nach einem normalen Arbeitstag in ein warmes Zuhause kommen, zu Abend essen und gemütlich auf dem Sofa entspannen: das ist Alltag für den Großteil der deutschen Bevölkerung. Obdachlose Menschen hingegen müssen jeden Tag um ihren Schlafplatz bangen und sind den verschiedenen Gefahren auf der Straße meist schutzlos ausgeliefert. Am internationalen Tag der Obdachlosen haben toom und Little Home e.V. auf die Situation dieser Menschen aufmerksam gemacht.
25.10.2021
Der Kölner Verein Little Home e.V. bietet Obdachlosen mit Mini-Häusern und weiteren Unterstützungsangeboten die Möglichkeit zum Wiedereinstieg in ein geregeltes und selbstbestimmtes Leben. Dabei wird der Verein seit drei Jahren von der Baumarktkette toom unterstützt. Am 10. Oktober, dem internationalen Tag der Obdachlosen, stand die gemeinsame Arbeit bei beiden Partnern besonders im Fokus und soll zudem für eine größere Akzeptanz sowie Sensibilität im Umgang mit obdachlosen Menschen sorgen.
Krankheit, Sucht oder die Trennung vom Lebenspartner: Die Gründe dafür, dass ein Mensch sein Zuhause verliert und fortan auf der Straße lebt, sind so individuell wie die Einzelschicksale selbst. Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 41.000 Menschen auf der Straße* – von einer deutlich höheren Dunkelziffer ist auszugehen. Um ihnen wieder auf die Beine zu helfen, baut der Kölner Verein Little Home seit 2017 Mini-Häuser und verschenkt sie bundesweit an Menschen ohne Obdach. Seit drei Jahren unterstützt toom Baumarkt die Organisation vor allem mit Materialien sowie Flächen für den Bau. 3,2 Quadratmeter sind diese Wohnboxen groß und werden aus Spanplatten, PVC-Fußboden, Styropor, einer Tür und zwei Kippfenstern gefertigt. „Die Wände sind natürlich isoliert, damit sie dem Bewohner nicht nur Schutz vor Übergriffen auf der Straße, sondern auch vor der Kälte geben“, erklärt Little Home-Gründer Sven Lüdecke. Denn gerade in der kalten Jahreszeit ist das Leben auf der Straße lebensbedrohlich. Zur Inneneinrichtung der Mini-Häuser gehören eine Matratze, ein Regal, ein Erste-Hilfe-Set, ein Feuerlöscher, eine Campingtoilette, ein Waschbecken sowie eine kleine Arbeitsfläche mit Kochmöglichkeit.
Herzensangelegenheit seit 190 Häusern
„Als die Idee geboren wurde, kam Sven in unseren Markt und hat mit unseren Materialien und gemeinsam mit unseren Mitarbeitern das allererste Little Home gebaut – daraus entstand unsere enge Zusammenarbeit. Gerade als Baumarkt sind wir froh, mit unseren Ressourcen an diesem Projekt mitwirken und auch unsere Kunden für dieses wichtige Thema sensibilisieren zu können. Denn unser gesellschaftliches Engagement ist uns seit jeher eine besondere Herzensangelegenheit und fest in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert“, so Dominique Rotondi, Geschäftsführer Einkauf und Logistik und zuständig für das Nachhaltigkeitsengagement bei toom. Rund 190 Mini-Häuser in 21 Städten bundesweit konnten seitdem gebaut und bezogen werden. Die fertigen Häuser werden auf städtischen oder privaten Plätzen abgestellt und dort ihren neuen Bewohnern übergeben. „Durch die Mini-Häuser werden Obdachlose wieder sichtbarer in der Gesellschaft. Denn sie ziehen neugierige Passanten an, die sich für die Häuser und die Schicksale der Bewohner interessieren“, so Sven Lüdecke.
Mehr als nur ein Haus
Da ein Little Home hauptsächlich als eine erste Anlaufstelle gedacht ist, von der aus es in ein neues Leben mit einer Arbeitsstelle und den eigenen vier Wände gehen soll, unterstützt der Verein zusätzlich bei Behördengängen, der Wohnungssuche und dem Schreiben von Bewerbungen. 133 Little Home-Bewohner konnten so bereits in eine eigene Wohnung ziehen, davon fanden 127 Menschen eine neue Arbeitsstelle.
*Schätzung für das Jahr 2018 der BAG Wohnungslosenhilfe