Soziales Engagement
Hildebrandt: „Die Initiative ist von Beginn an unabhängig von Arcandor aufgestellt worden“
Die Initiative „Verantwortung tragen“ entstand zunächst im Umfeld der Arcandor AG. Ihr Sympathieträger ist ein kleiner Teddybär, der mit der Krise des Essener Handelskonzerns zum Symbol für Solidarität wurde. Wir sprachen darüber mit Dr. Alexandra Hildebrandt, Initiatorin der Kampagne für soziale Wertschöpfung „Verantwortung tragen“.
20.08.2009
UmweltDialog (UD): In Ihrem Buch „Die Andersmacher. Unternehmerische Verantwortung jenseits der Business Class“ (Kamphausen Verlag 2008) skizzieren Sie das Leben nachhaltiger Manager. Die derzeitige Finanzkrise, die ja auch Arcandor massiv erfasst hat, ist definitiv das Produkt von Managern, die in Ihrem Buch keinen Platz fänden. Sind nachhaltige Managemententwürfe, oder schlicht „Andersmacher“, auf dem Rückzug?
Dr. Alexandra Hildebrandt: Auf den ersten Blick ja - und ein Buch wie dieses mag gerade jetzt nicht „zeitgemäß“ anmuten, weil wir momentan so wenig von diesen ehrbaren „Andersmachern“ wahrnehmen. Sie gehören nämlich zu jenen, die von der Krise besonders hart betroffen sind. Für viele mag dies eine Bestätigung dafür sein, dass Anständigkeit am Ende noch bestraft wird. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich, dass sie es gerade sind, die nicht aufhören zu kämpfen, auch wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Der Gesellschaft verleihen sie unter „nachhaltigen“ Bedingungen einen außergewöhnlichen Wert. Das bedeutet aber auch, dass sie wie Joker sind, die ein Spiel aufwerten - allerdings müssen sie Karten haben, zwischen die sie passen. Und die sind derzeit vielerorts nicht vorhanden. Dennoch heißt das nicht, dass die ehrbaren Manager und Unternehmer auf dem Rückzug sind - sie sind zurückgeworfen und hart getroffen worden, werden aber bald wieder auf dem Vormarsch sein, denn am Ende setzt sich das Rechte durch wie die Wahrheit. Es ist immer nur eine Frage der Zeit.
UD: Sinnbild Ihres Engagement ist Ihre Initiative „Verantwortung tragen“ mit einem Teddybär als Sympathieträger. Aus dem Begriff „Verantwortung“ ist vor dem Hintergrund der Ereignisse bei Arcandor vor allem „Solidarität“ geworden. Wie hat das die Initiative verändert?
Hildebrandt: Die Initiative ist von Beginn an unabhängig von Arcandor aufgestellt worden. Gerade weil sie eine neutrale Plattform bietet, haben sich so viele Prominente aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur beteiligt, aber vor allem auch Menschen des Alltags, die ihr nachhaltiges persönliches Engagement vorstellten. Natürlich habe ich das von mir geschaffene Netzwerk im Konzern genutzt, um das Thema auf eine breite Basis zu stellen und möglichst viele Menschen zu erreichen. Zudem habe ich die Teddys von den Tantiemen des Andersmacher-Buches gekauft, die ich im Sinne der Nachhaltigkeit ins Unternehmen habe überweisen lassen, um Kostenstellen nicht zu belasten. Wochenlang erreichten die Bären Verantwortungsträger, die sich damit haben ablichten lassen und sich zur Initiative bekannten. Seit der Insolvenz kaufen private Stifter Kontingente bei der Hermann Teddy GmbH, um die Initiative weiter am Leben zu halten. Parallel haben sich viele Menschen bereiterklärt, kostenlos ihre Leistungen zur Verfügung zu stellen: ein Webdesigner, Fotografen, Grafiker, Redakteure und Verleger. Darunter sind auch einige, die durch die (Arcandor-)Krise hart getroffen wurden und dennoch weitermachen, weil sie von der Idee überzeugt sind. Vor diesen Menschen habe ich größten Respekt - und gerade sie sollten vor allem in guten Zeiten nicht vergessen werden. Die Initiative hat Bewusstsein verändert - auch innerhalb des Unternehmens gibt es ein ganz außergewöhnliches Engagement von einzelnen Mitstreitern.
UD: Können Sie ein Beispiel dafür geben?
Hildebrandt: So führt Karstadt Bochum unter der verantwortlichen Geschäftsführerin Bianca Kroos zum Beispiel regelmäßig Verantwortungsaktionen durch. Deshalb hat sich Hermann Teddy auch entschlossen, einen lebensgroßen Verantwortungsbären für dieses Haus zu stiften, und der Reihenhausverlag fertigte verschiedene Postkartenmotive, die hier erhältlich sind. Vier Karstadt-Studentinnen, die an der Hochschule Bochum im dritten Semester Wirtschaftswissenschaften studieren, haben vor der Aufnahme ihres Studiums die Handelsassistenten-Ausbildung in der Filiale Düsseldorf absolviert und sind nun studienbegleitend in unterschiedlichen Bereichen der Konzernzentrale tätig. Als Weiterbildungsgruppe haben sie den Auftrag erhalten, ein Projekt mit sozialem Hintergrund zu entwickeln, das zudem auf unternehmerische Verantwortung verweist. Im Rahmen des Weihnachtsgeschäfts planen sie in Kooperation mit der Filiale Bochum eine "Wunschbaum-Aktion" zugunsten bedürftiger Bochumer Kinder. Die Initiative „Verantwortung tragen“ ist hier entsprechend eingebunden. Das Beispiel zeigt, wie leicht es ist, Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Verantwortung zu übernehmen und der Gesellschaft etwas zurück zu geben, das Sinn stiftet.
UD: Gab es auch negative Reaktionen?
Hildebrandt: Menschen, die vorher den Teddy und die Initiative belächelt haben, können auch in der Krise damit wenig anfangen. Für sie ist er nichts als ein inhaltsleeres „Spielzeug“, das seine Daseinsberechtigung nur in guten Zeiten hat. Aber das darf uns nicht daran hindern, am Begonnenen festzuhalten.
UD: Was ist es, das diese Initiative nachhaltig am Leben hält?
Hildebrandt: Ein normales Interesse daran hätte auch in mir niemals die Energie freigesetzt, derer es bedarf, um Krisenzeiten und Widerstände zu überwinden. Beharrlichkeit, Mut, Kreativität, Einzelinitiative und Unternehmergeist (übrigens alles Eigenschaften der „Andersmacher“!) sind dafür wesentliche Voraussetzungen. Von Beginn an war die Aktion, das Handeln, immer wichtiger als die Planung, das Konkrete bedeutungsvoller als das Abstrakte. „Mit der Strömung gehen“ heißt es nach Art des Zen: Machbares anpacken, mit realistischen Zielen beginnen, nach begeisterungsfähigen Mitstreitern Ausschau halten statt nach widerstrebenden Bremsern. Es ist erstaunlich zu sehen, was einsatzwillige Menschen schaffen, wenn sie von einer Sache wirklich begeistert sind. Das Kernstück des Prinzips Verantwortung ist hier die Devise „small is beautiful“. „Kleinheit“, symbolisiert durch den Miniaturteddy, ist die Voraussetzung, um überhaupt anzufangen. Gerade weil die Initiative aus vielen kleinen selbständigen Teilen besteht, erweist sie sich auch als erfolgreich - viele der hochproduktiven Beteiligten stehen untereinander in ständigem Kontakt.
UD: Wie motivieren Sie sich und andere?
Hildebrandt: Indem ich der Wahrheit ins Auge blicke und das annehme, was wir nicht mehr ändern können. Das ist schmerzhaft, aber der einzige Weg, mit dieser Situation zurechtzukommen. Der liebe Gott hat uns neben den Flügeln der Phantasie auch Stiefel fürs Pflaster mitgegeben, damit wir auch die Niederungen des Alltags durchschreiten können. Die momentane Motivation entspringt einer Lebenseinstellung, bei der es um den Umgang mit Endlichkeit geht. Jeder muss sich selbst auf eigene Weise motivieren, da auch die Schmerzgrenze jeweils eine andere ist. Niemandem ist zu verübeln, wenn er Schutzmechanismen der Verdrängung aufbaut, die ihm helfen, diese Zeiten besser zu ertragen.
UD: Die Initiative „Verantwortung tragen“ ist längst über den Arcandor-Rahmen hinausgewachsen. Welche Eigendynamik gibt es?
Hildebrandt: Die endgültige Ablösung der Initiative von Arcandor ist eine wichtige Entwicklung, die zeigt, dass sie stark genug war und genug Substanz hatte, um zu überleben. Mit Unterstützung zahlreicher Förderer wird die Website weitergeführt, gibt es in vielen Städten Paten und soll ein Buch erscheinen - das Engagement und die Nachfrage ist so enorm, dass es Sinn macht, mit den entsprechenden Unterstützern über eine Stiftung nachzudenken, in die sämtliche Einnahmen gehen könnten, um regionale Mikroförderprojekte zu unterstützen. Dann wäre die Initiative wirklich nachhaltig.
UD: Kommen wir zum CSR-Management bei Arcandor: Inwieweit können Sie Ihre Aufgabe als Leiterin Gesellschaftspolitik im Insolvenz-Prozess ausüben? Wie verändert sich Ihr Alltag?
Hildebrandt: Seit der Verkündigung der Insolvenz ist nichts mehr, wie es war. Es ist niemandem damit geholfen, hier eine Situation zu beschreiben, die an einen Tod auf Raten erinnert. Sie kennen meine Begeisterung und Bindung an die eigene Tätigkeit und die notwendige Erzeugung von Sinn, um sie auszuüben. Wenn Sie alles, was Sie tun, immer auch zu Ihrer persönlichen Sache machen, dann hängen Sinn, Hoffnung und Zuversicht nicht an einer Position oder Strukturen, die von heute auf morgen verschwinden können. Es gibt noch einen unberührbaren Kern außerhalb davon. Und ihm wird es zu verdanken sein, dass etwas bleibt, das auch in die Gesellschaft zurück wirkt.
UD: Was ist für Sie das Primat des Handelns?
Hildebrandt: „Das Wichtigste ist, es zu versuchen.“ (Franklin D. Roosevelt)
UD: Wird weiterhin am eigenen CR-Reporting oder Global Compact COPs gearbeitet?
Hildebrandt: Arcandor betreffend - nein.
UD: Wir bedanken uns für das Gespräch!
Dr. Alexandra Hildebrandt ist Leiterin Gesellschaftspolitik bei der Arcandor AG. Für die offizielle Unternehmenskommunikation ist der Pressesprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters verantwortlich. Das Interview gibt sie als Privatperson.
Dr. Alexandra Hildebrandt: Auf den ersten Blick ja - und ein Buch wie dieses mag gerade jetzt nicht „zeitgemäß“ anmuten, weil wir momentan so wenig von diesen ehrbaren „Andersmachern“ wahrnehmen. Sie gehören nämlich zu jenen, die von der Krise besonders hart betroffen sind. Für viele mag dies eine Bestätigung dafür sein, dass Anständigkeit am Ende noch bestraft wird. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich, dass sie es gerade sind, die nicht aufhören zu kämpfen, auch wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Der Gesellschaft verleihen sie unter „nachhaltigen“ Bedingungen einen außergewöhnlichen Wert. Das bedeutet aber auch, dass sie wie Joker sind, die ein Spiel aufwerten - allerdings müssen sie Karten haben, zwischen die sie passen. Und die sind derzeit vielerorts nicht vorhanden. Dennoch heißt das nicht, dass die ehrbaren Manager und Unternehmer auf dem Rückzug sind - sie sind zurückgeworfen und hart getroffen worden, werden aber bald wieder auf dem Vormarsch sein, denn am Ende setzt sich das Rechte durch wie die Wahrheit. Es ist immer nur eine Frage der Zeit.
UD: Sinnbild Ihres Engagement ist Ihre Initiative „Verantwortung tragen“ mit einem Teddybär als Sympathieträger. Aus dem Begriff „Verantwortung“ ist vor dem Hintergrund der Ereignisse bei Arcandor vor allem „Solidarität“ geworden. Wie hat das die Initiative verändert?
Hildebrandt: Die Initiative ist von Beginn an unabhängig von Arcandor aufgestellt worden. Gerade weil sie eine neutrale Plattform bietet, haben sich so viele Prominente aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur beteiligt, aber vor allem auch Menschen des Alltags, die ihr nachhaltiges persönliches Engagement vorstellten. Natürlich habe ich das von mir geschaffene Netzwerk im Konzern genutzt, um das Thema auf eine breite Basis zu stellen und möglichst viele Menschen zu erreichen. Zudem habe ich die Teddys von den Tantiemen des Andersmacher-Buches gekauft, die ich im Sinne der Nachhaltigkeit ins Unternehmen habe überweisen lassen, um Kostenstellen nicht zu belasten. Wochenlang erreichten die Bären Verantwortungsträger, die sich damit haben ablichten lassen und sich zur Initiative bekannten. Seit der Insolvenz kaufen private Stifter Kontingente bei der Hermann Teddy GmbH, um die Initiative weiter am Leben zu halten. Parallel haben sich viele Menschen bereiterklärt, kostenlos ihre Leistungen zur Verfügung zu stellen: ein Webdesigner, Fotografen, Grafiker, Redakteure und Verleger. Darunter sind auch einige, die durch die (Arcandor-)Krise hart getroffen wurden und dennoch weitermachen, weil sie von der Idee überzeugt sind. Vor diesen Menschen habe ich größten Respekt - und gerade sie sollten vor allem in guten Zeiten nicht vergessen werden. Die Initiative hat Bewusstsein verändert - auch innerhalb des Unternehmens gibt es ein ganz außergewöhnliches Engagement von einzelnen Mitstreitern.
UD: Können Sie ein Beispiel dafür geben?
Hildebrandt: So führt Karstadt Bochum unter der verantwortlichen Geschäftsführerin Bianca Kroos zum Beispiel regelmäßig Verantwortungsaktionen durch. Deshalb hat sich Hermann Teddy auch entschlossen, einen lebensgroßen Verantwortungsbären für dieses Haus zu stiften, und der Reihenhausverlag fertigte verschiedene Postkartenmotive, die hier erhältlich sind. Vier Karstadt-Studentinnen, die an der Hochschule Bochum im dritten Semester Wirtschaftswissenschaften studieren, haben vor der Aufnahme ihres Studiums die Handelsassistenten-Ausbildung in der Filiale Düsseldorf absolviert und sind nun studienbegleitend in unterschiedlichen Bereichen der Konzernzentrale tätig. Als Weiterbildungsgruppe haben sie den Auftrag erhalten, ein Projekt mit sozialem Hintergrund zu entwickeln, das zudem auf unternehmerische Verantwortung verweist. Im Rahmen des Weihnachtsgeschäfts planen sie in Kooperation mit der Filiale Bochum eine "Wunschbaum-Aktion" zugunsten bedürftiger Bochumer Kinder. Die Initiative „Verantwortung tragen“ ist hier entsprechend eingebunden. Das Beispiel zeigt, wie leicht es ist, Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, Verantwortung zu übernehmen und der Gesellschaft etwas zurück zu geben, das Sinn stiftet.
UD: Gab es auch negative Reaktionen?
Hildebrandt: Menschen, die vorher den Teddy und die Initiative belächelt haben, können auch in der Krise damit wenig anfangen. Für sie ist er nichts als ein inhaltsleeres „Spielzeug“, das seine Daseinsberechtigung nur in guten Zeiten hat. Aber das darf uns nicht daran hindern, am Begonnenen festzuhalten.
UD: Was ist es, das diese Initiative nachhaltig am Leben hält?
Hildebrandt: Ein normales Interesse daran hätte auch in mir niemals die Energie freigesetzt, derer es bedarf, um Krisenzeiten und Widerstände zu überwinden. Beharrlichkeit, Mut, Kreativität, Einzelinitiative und Unternehmergeist (übrigens alles Eigenschaften der „Andersmacher“!) sind dafür wesentliche Voraussetzungen. Von Beginn an war die Aktion, das Handeln, immer wichtiger als die Planung, das Konkrete bedeutungsvoller als das Abstrakte. „Mit der Strömung gehen“ heißt es nach Art des Zen: Machbares anpacken, mit realistischen Zielen beginnen, nach begeisterungsfähigen Mitstreitern Ausschau halten statt nach widerstrebenden Bremsern. Es ist erstaunlich zu sehen, was einsatzwillige Menschen schaffen, wenn sie von einer Sache wirklich begeistert sind. Das Kernstück des Prinzips Verantwortung ist hier die Devise „small is beautiful“. „Kleinheit“, symbolisiert durch den Miniaturteddy, ist die Voraussetzung, um überhaupt anzufangen. Gerade weil die Initiative aus vielen kleinen selbständigen Teilen besteht, erweist sie sich auch als erfolgreich - viele der hochproduktiven Beteiligten stehen untereinander in ständigem Kontakt.
UD: Wie motivieren Sie sich und andere?
Hildebrandt: Indem ich der Wahrheit ins Auge blicke und das annehme, was wir nicht mehr ändern können. Das ist schmerzhaft, aber der einzige Weg, mit dieser Situation zurechtzukommen. Der liebe Gott hat uns neben den Flügeln der Phantasie auch Stiefel fürs Pflaster mitgegeben, damit wir auch die Niederungen des Alltags durchschreiten können. Die momentane Motivation entspringt einer Lebenseinstellung, bei der es um den Umgang mit Endlichkeit geht. Jeder muss sich selbst auf eigene Weise motivieren, da auch die Schmerzgrenze jeweils eine andere ist. Niemandem ist zu verübeln, wenn er Schutzmechanismen der Verdrängung aufbaut, die ihm helfen, diese Zeiten besser zu ertragen.
UD: Die Initiative „Verantwortung tragen“ ist längst über den Arcandor-Rahmen hinausgewachsen. Welche Eigendynamik gibt es?
Hildebrandt: Die endgültige Ablösung der Initiative von Arcandor ist eine wichtige Entwicklung, die zeigt, dass sie stark genug war und genug Substanz hatte, um zu überleben. Mit Unterstützung zahlreicher Förderer wird die Website weitergeführt, gibt es in vielen Städten Paten und soll ein Buch erscheinen - das Engagement und die Nachfrage ist so enorm, dass es Sinn macht, mit den entsprechenden Unterstützern über eine Stiftung nachzudenken, in die sämtliche Einnahmen gehen könnten, um regionale Mikroförderprojekte zu unterstützen. Dann wäre die Initiative wirklich nachhaltig.
UD: Kommen wir zum CSR-Management bei Arcandor: Inwieweit können Sie Ihre Aufgabe als Leiterin Gesellschaftspolitik im Insolvenz-Prozess ausüben? Wie verändert sich Ihr Alltag?
Hildebrandt: Seit der Verkündigung der Insolvenz ist nichts mehr, wie es war. Es ist niemandem damit geholfen, hier eine Situation zu beschreiben, die an einen Tod auf Raten erinnert. Sie kennen meine Begeisterung und Bindung an die eigene Tätigkeit und die notwendige Erzeugung von Sinn, um sie auszuüben. Wenn Sie alles, was Sie tun, immer auch zu Ihrer persönlichen Sache machen, dann hängen Sinn, Hoffnung und Zuversicht nicht an einer Position oder Strukturen, die von heute auf morgen verschwinden können. Es gibt noch einen unberührbaren Kern außerhalb davon. Und ihm wird es zu verdanken sein, dass etwas bleibt, das auch in die Gesellschaft zurück wirkt.
UD: Was ist für Sie das Primat des Handelns?
Hildebrandt: „Das Wichtigste ist, es zu versuchen.“ (Franklin D. Roosevelt)
UD: Wird weiterhin am eigenen CR-Reporting oder Global Compact COPs gearbeitet?
Hildebrandt: Arcandor betreffend - nein.
UD: Wir bedanken uns für das Gespräch!
Dr. Alexandra Hildebrandt ist Leiterin Gesellschaftspolitik bei der Arcandor AG. Für die offizielle Unternehmenskommunikation ist der Pressesprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters verantwortlich. Das Interview gibt sie als Privatperson.
Quelle: UD