Soziales Engagement

Nokia: „Bridgeit“ in Tansania

„Elimu kwa Teknolojia“ - „Wissen durch Technologie“, so nennen sie das Projekt in Tansania. Nokia nennt es „Bridgeit“. Seit September 2007 stellt der finnische Mobilfunkhersteller sein Wissen und seine Technologie tansanischen Schulen zur Verfügung, um benachteiligten Schülern eine bessere, multimediale Bildung zu ermöglichen. Und das mit Erfolg.

29.01.2010

BridgeIT bietet in Afrika Bildungschancen. Bild: Elmer Lenzen
BridgeIT bietet in Afrika Bildungschancen. Bild: Elmer Lenzen
In Tansania, einem der ärmsten Länder der Welt, ist Bildung nicht selbstverständlich. Viele junge Menschen können weder lesen noch schreiben. Zwar sind staatliche Grundschulen umsonst, doch Uniformen, Stifte und Bücher kosten so viel, dass manche Eltern vor der Entscheidung stehen: Schulbücher für ein Kind oder Essen für alle? Auch die Probleme in den Schulen sind vielfältig, „sie reichen von einer schlechten Infrastruktur und überfüllten Klassenräumen hin zu einem Mangel an gut ausgebildeten Lehrern und Lehrmaterialien“, sagt der tansanische Bildungsminister Jumanne Maghembe in einer Broschüre zu dem Projekt. Mit dem Ziel, diese Situation zu verbessern, startete der finnische Mobilfunkhersteller Nokia gemeinsam mit anderen Projektpartnern im Jahr 2007 die Initiative „Bridgeit Tansania“. Die Idee ist einfach und wird in ähnlicher Form bereits seit 2003 erfolgreich auf den Philippinen umgesetzt: Lehrer können per Mobiltelefon auf ein ständig aktualisiertes Angebot an digitalen Lernvideos zugreifen und für den Unterricht relevante Inhalte auswählen. Diese werden umgehend auf das Handy übertragen. Das Mobiltelefon muss nun nur noch mit einem Fernseher verbunden und die Videos im Klassenzimmer abgespielt werden. „Bridgeit“ biete so eine „kostengünstige und leicht auszuweitende Lösung“ für die Herausforderungen des tansanischen Bildungssystems, freut sich Maghembe.

Bildung als ein multisektorales Projekt

Das Anliegen des Projektes sei es „einen Beitrag zur Verbesserung der Lehre und des Lernens in unterversorgten Schulen und Gemeinden Tansanias zu leisten“, sagt Dorothy Ooko, Nokia-Sprecherin für das südliche Afrika. Da Wohlstand und Stabilität des Landes davon abhängen ob auch benachteiligte Jugendliche einen Arbeitsplatz und damit ein Einkommen erhalten, ist es unerlässlich, diese schon früh mit dem notwendigen Wissen und Fähigkeiten auszustatten, führt sie weiter aus. Vermittelt werden in den „Bridgeit“-Lernvideos Unterrichtsinhalte der Fächer Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch sogenannte „Life skills“ wie HIV/Aids Aufklärung, Hygienehinweise oder Maßnahmen zum Schutz vor Malariainfektionen. Die Inhalte der Lehrfilme werden von dem britischen Projektpartner Pearson, dem größten Lehrbuchverlag der Welt, in Kooperation mit dem tansanischen Bildungsministerium und in Abstimmung mit dem nationalen Lehrplan erstellt. Die multi-sektorale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wie Nokia, Nichtregierungsorganisationen wie der für die Projektumsetzung zuständigen International Youth Foundation (IYF) und dem öffentlichen Sektor ist allen Beteiligten ein besonderes Anliegen. „Wir wollten unbedingt mit dem tansanischen Bildungsministerium zusammenarbeiten, um die Nachhaltigkeit des Programms zu garantieren“, sagt William Reese, Präsident der IYF. Denn neben dem Einsatz moderner Technik im Unterricht und der Förderung der Lernerfolge von Schülern ist die kontinuierliche Fortbildung und Schulung der Lehrer ein wichtiges Anliegen des Projektes.

„Bridgeit“ in Tansania erfolgreich

Dass dieser auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Bildungsansatz erfolgreich ist, zeigen Erfahrungen des Vorgängerprojektes auf den Philippinen: Studien des philippinischen National Institute for Science and Mathematics Development (NISMED) und der University of the Philippines Demographic Research and Development Foundation (DRDF) zufolge verbesserte sich die Leistung der Schüler an „Bridgeit“-Schulen vor allem in Naturwissenschaften deutlich. Zudem verringerten sich Fehlzeiten, und die Schüler zeigten eine positivere Grundhaltung gegenüber dem Lernen und der Technologienutzung. In Tansania konnte im September 2009 die zweijährige Pilotphase des „Bridgeit“-Projektes abgeschlossen werden - und das auch hier mit Erfolg: An 150 Schulen wurden bisher „mehr als 40.000 Schüler und über 1.500 Lehrer mit der Initiative erreicht“, freut sich der tansanische Bildungsminister Maghembe. Zwar stehe eine abschließende Auswertung der Pilotphase noch aus, den Einzelberichten von Schülern und Lehrern seien aber ausschließlich positive Reaktionen zu entnehmen. Nun soll das Programm national ausgeweitet und fest in das Bildungssystem intergiert werden, um eine möglichst große Zahl an Lehrern und Schülern zu erreichen, sagt der Minister.

Afrika: Großes Potential für Mobilfunktechnologie

Für Nokia Vorstand Veli Sundbäck zeigen Erfolge wie die des „Bridgeit“-Projektes in Tansania, dass „moderne Kommunikationstechnologie eine wichtige Rolle in Entwicklungsländern einnehmen kann“. Zwar weist gerade der afrikanische Kontinent noch enorme Rückstände in Festnetztelefon- und Internetverbindungen auf, die Mobilfunktechnologie ist dafür auf dem Vormarsch. In Afrika findet das Handy bereits heute in den unterschiedlichsten Lebensbereichen Anwendung: Es werden Bankgeschäfte mobil getätigt, medizinischer Rat ist auch an entlegenen Orten mobil zugänglich, Informationen werden verbreitet und ausgetauscht. Ein ganzer Kontinent könnte so eine Entwicklungsstufe überspringen, sagen Experten - die Telekommunikation per Kabel. Für ein führendes Mobilfunkunternehmen wie Nokia ist es daher besonders wichtig einen Beitrag zur Überwindung des „digitalen Grabens“ zu leisten, findet Sundbäck. Denn nicht nur Schüler, Lehrer und das tansanische Bildungssystem profitieren von Projekten wie „Bridgeit“. Auch für Nokia als ein Unternehmen, das neue Märkte erschließen will, stellt die Heranführung junger Menschen an die moderne Mobilfunktechnologie eine Zukunftsinvestition dar. Immerhin verzeichnet gerade der Mobilfunkmarkt des afrikanischen Kontinents seit Jahren die größten Wachstumsraten der Welt. Kate Place, „Bridgeit“-Programmmanagerin von der International Youth Foundation, gibt in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass die derzeit im Projekt verwendeten „high-end“ Mobiltelefone Nokias zwar noch viel zu teuer für den Massenmarkt sein, die Preisentwicklung ähnlicher technischer Geräte in der Vergangenheit zeigte jedoch, dass hier Potential für die Zukunft liegt.
Quelle: UD
 
Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche