Soziales Engagement

Aus Hartz IV in Berufsausbildung: Benachteiligte Jugendliche nutzen Chance

Ausbildungsplatz statt beruflicher Perspektivlosigkeit: 50 benachteiligte junge Menschen haben in einem 2009 gestarteten Modellprojekt von Telekom und Arbeitsagentur ihre Chance ergriffen und werden im September in eine duale Berufsausbildung starten. Die beiden Initiatoren Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), zogen am Montag in Berlin eine erste Bilanz des mittelfristig angelegten Programms, in dem dann über vier Jahre insgesamt rund 270 junge Menschen diese Chance erhalten.

04.08.2010

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Telekom
Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger und Heinrich Alt, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit. Foto: Telekom

Für 2010 werden nach jetzigem Stand von 61 Jugendlichen, die im September 2009 in das einjährige integrative Einstiegsqualifizierungspraktikum gestartet sind, insgesamt 50 in ein festes Ausbildungsverhältnis bei der Telekom übernommen. Für 42 der Projekt-Teilnehmer wird es im Herbst sogar voraussichtlich direkt im zweiten Ausbildungsjahr weitergehen.

Die erfolgreiche Bewährung und Integration von - unter formalen Gesichtspunkten - deutlich geringer Qualifizierten in die reguläre Ausbildung nimmt Thomas Sattelberger zum Anlass, tradierte Personalauswahl- und Qualifizierungsstrukturen zu hinterfragen: "Angesichts des drohenden Fachkräftemangels von zwei Millionen Menschen bis 2020 ist es an der Zeit, ausgetretene Pfade zu verlassen und die Talentgewinnung und -auswahl deutlich breiter aufzustellen. Weg vom Abgleich an immer gleichen Standards, hin zur Entdeckung individueller Begabung. Unser Projekt zeigt, dass es sich lohnt, gerade den auf den ersten Blick nicht sichtbaren Talenten eine Chance zu geben."

Einjährige Warteschleife nach der Schule oder abgebrochene Ausbildung - die jungen Teilnehmer der Einstiegsqualifizierung hatten bisher kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt, ihre Talente lagen im Verborgenen. „Der Schlüssel für eine wettbewerbsfähige Belegschaft ist zunächst eine qualifizierende Erstausbildung. Angesichts eine längeren Lebensarbeitszeit und immer kürzerer Zyklen, in denen Wissen aktuell bleibt, wird aber auch die Bereitschaft der Mitarbeiter zum ‚Lebenslangen Lernen’ entscheidend sein. Wer frühzeitig die dafür notwendigen Qualifizierungs-Strukturen schafft, braucht später nicht zu jammern. Hier stehen die Unternehmen in der Verantwortung“, sagt Sattelberger. Allein schon wegen der demografischen Entwicklung müsse der Berufseinstieg auch für formal geringer Qualifizierte möglich gemacht werden. Dazu sei es notwendig, dass Unternehmen ihre bisher geschlossenen Auswahl- und Karrieresysteme aufbrechen. Ob Frauenquote, Beschäftigung älterer erfahrener Experten oder Einstellung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund, wer heute seine Talentpipeline nicht erweitere, werde künftig von der Entwicklung von Arbeitsmarkt und Gesellschaft abgehängt, erläutert Sattelberger. Und fügt hinzu: „Das ist nicht nur eine Frage des eigenen Anspruchs, sondern auch eine Frage des guten Rufs von Unternehmen.“

In den kommenden Jahren wird laut Berufsbildungsbericht 2009 die Altersgruppe der unter 20-Jährigen um 16,5 Prozent schrumpfen. „Die Demografie gibt eine klare Richtung vor und damit auch eine notwendige Strategie. Kein Talent darf ungenutzt bleiben", so Alt. „Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt dreht sich. Die Sahnehäubchen unter den Lehrlingen werden seltener. Über die Ausbildungsreife Jugendlicher zu diskutieren, bringt uns nicht weiter. Fest steht, jeder Jugendliche bringt etwas mit - sich selbst. Unsere Aufgabe ist es, ihre Begabungen zu suchen, zu fördern und sie auf ihrem Weg in den Beruf so gut wie möglich zu unterstützen. Dafür brauchen wir Unternehmen die bereit sind, Risiken einzugehen und vermeintlich schwachen Schülern eine Chance geben. Es lohnt sich", appelliert Alt.

Zurzeit führen Telekom und Arbeitsagentur Auswahlgespräche, um die bundesweit insgesamt 66 Teilnehmerplätze für benachteiligte Jugendliche im Herbst startenden Ausbildungsjahr zu besetzen. Über die Gesamtdauer des Programms hat die Deutsche Telekom fast 270 Plätze für junge Menschen aus einem sozial schwierigen Umfeld geschaffen. Darüber hinaus nimmt die Telekom auch in diesem Jahr erneut gesellschaftliche Verantwortung wahr und stellt von der Berufsausbildung über das duale Studium hin zum Direktstudium an der unternehmenseigenen Hochschule für Telekommunikation insgesamt rund 3.300 Ausbildungsangebote zur Verfügung.

Quelle: UD / cp
 

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