Neuer DEval-Bericht zieht Bilanz nach vier Jahren Agenda 2030
Die Entwicklungszusammenarbeit trifft bei der Umsetzung der Agenda 2030 auf viele Herausforderungen. Experten fordern in dem neuen DEval-Bericht unter anderem ein engeres Zusammenspiel von Digitalisierung und nachhaltiger Entwicklung, berichten über die Umsetzung des Agenda-Prinzip „Niemanden zurücklassen“ und zeigen auf, was weiter zu tun ist, damit die Agenda 2030 Wirklichkeit wird.
09.10.2019
Diskrepanz zwischen Ansprüchen und Umsetzung
DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust: „Vier Jahre nach Verabschiedung der Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sehen wir eine Diskrepanz zwischen strategischen Ansprüchen und praktischer Umsetzung. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Das Zielsystem der SDGs ist sehr ambitioniert und es bestehen zahlreiche Konflikte zwischen den einzelnen Zielen. Unterschiedliche Politikfelder müssen besser ineinandergreifen, um deutlichere Fortschritte bei der Umsetzung zu erzielen. Und in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit treffen viele unterschiedliche Akteure aufeinander, die widersprüchliche Interessen haben und sich oftmals nicht ausreichend abstimmen.“
Neues Entwicklungsverständnis der Agenda 2030
Die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedete Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 SDGs erhob Nachhaltigkeit zum Leitprinzip globaler Entwicklung. Sie fordert, dass die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Wirtschaft und Soziales immer gemeinsam berücksichtigt werden. Nur einzelne Aspekte wie etwa das Pro-Kopf-Einkommen zur Messung von Entwicklung zu betrachten, greift zu kurz. Der DEval-Bericht „Nachhaltigkeit gestalten. Die Agenda 2030 in der Entwicklungszusammenarbeit“ setzt sich mit den Herausforderungen auseinander, die sich aus dem neuen Entwicklungsverständnis der Agenda für die Entwicklungszusammenarbeit und deren Evaluierung ergeben.
Gemeinsame Verantwortung
Die Agenda 2030 ist ein klarer Auftrag für nahezu alle Politikfelder – nicht nur für die Entwicklungszusammenarbeit – gleichermaßen in Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern. Der DEval-Bericht schreibt der Entwicklungszusammenarbeit aber eine wichtige koordinierende Rolle zu, um die Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren politikfeldübergreifend voranzubringen. Die Botschaft ist klar: Nur wenn jeder Einzelne, Regierungen und nichtstaatliche Akteure ihren Beitrag leisten, kann nachhaltige Entwicklung erreicht werden.
Evaluierung als Instrument für nachhaltige Entwicklung
Auch Evaluierungen spielen hier eine wichtige Rolle, denn sie können Politik und Gesellschaft fundiert über die Umsetzung der Agenda informieren. Der DEval-Bericht beinhaltet zahlreiche Beispiele, wie Evaluierungen identifizieren können, was Nachhaltigkeit beeinflusst. Evaluierungen erfassen hierbei nicht nur Handlungsmöglichkeiten, sondern auch Zielkonflikte und Grenzen der Einflussnahme. So tragen Evaluierungen zu Rechenschaftslegung über die Umsetzung der Agenda 2030 bei und ermöglichen gleichzeitig gemeinsames Lernen aus Erfahrungen.
Über das DEval
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes, beschäftigt derzeit rund 70 Mitarbeitende und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.