Europa sieht düstere Zukunft
Das Leben in Europa wird teurer, die Menschen ärmer und die Arbeitszeit länger. Diese Erwartungen für das Jahr 2030 bezeichnet die Zukunftsstudie der BAT Stiftung für Zukunftsfragen als derzeit wichtigste Ängste Europas. Über 11.000 repräsentative Befragungen in neun Ländern zeigten Entmutigung, Pessimismus und wenig Hoffnungen als Grundtendenz. "Die Rückmeldungen spiegeln besonders die Sorge um die Preisentwicklung und um den Verlust von Wohlstand und Sicherheiten wider, obwohl die Erhebung noch kurz vor dem allgemeinen Bewusstwerden der Finanzkrise erstellt wurde", so Peter Zellmann, Leiter des an der Studie beteiligten Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung IFT.
13.02.2009
Deutschland zeichnet sich im Ländervergleich vor allem durch die hohe Angst um den Arbeitsplatz aus. 78 Prozent der Deutschen glauben, zukünftig von Zweit- und Nebenjobs abzuhängen. Lebensqualität ist laut Studie in Deutschland hingegen ein Fremdwort, betont Zellmann. "Nur zwölf Prozent sind der Überzeugung, dass die Freizeit wichtiger sei als das Gehalt. Das zeigt sich auch in der Geringschätzung Deutschlands gegenüber Service und Beratung beim Einkauf. Man ist viel lieber Schnäppchenjäger - und verspielt gleichzeitig Lebensqualität." Der Ausgleich von Krisenentwicklungen durch mehr Lebensqualität sei somit eine sehr nachrangige Hoffnung. Österreich sei hinsichtlich seiner Zukunftserwartungen ein "typisches europäisches Land", verfüge aber laut Zellmann über höheren Realismus, der sich im allgemein größeren Sorgenbewusstsein ausdrückt.
Das hoffnungsvollste Land Europas ist Finnland. "Nicht zufällig findet man das positivste Stimmungsbild in dem Land, das auch in der PISA-Bildungsstudie Bestwerte erreicht", so Zellmann. Das zeige, dass Ausbildungsprobleme rascher Lösungen bedürften anstatt durch jahrelange Versuche hinausgeschoben zu werden. Ein Schwerpunkt müsse dabei der richtige Umgang mit Medien sein. "Die Vermittlung von Medienkompetenz ist die Bildungsaufgabe der Zukunft, denn die Zeiten, in der die tägliche Zeitungslektüre oder die Abendnachrichten genügen, sind vorbei", betont Zellmann. Im Informationszeitalter sei aufgrund des wachsenden Auflagen- und Quotendrucks die Verantwortung der Journalisten gewachsen, den Wahrheitsgehalt ihrer Medienbotschaften kritisch zu prüfen anstatt Halbwahrheiten zu verbreiten, so der Wiener Zukunftsforscher abschließend.