Politik
EU-Fahrplan für CSR-Berichtspflicht nimmt Konturen an
Die Europawahl 2014 wirft ihre Schatten voraus: Parlament und Kommission wollen noch vor der Wahl das Thema CSR-Berichterstattungspflicht beschließen. Die Chancen, dass es auch so kommt, stehen mehr als gut. Darauf wiesen EU-Kenner anlässlich der UPJ-Jahrestagung in Berlin hin.
19.11.2013
Das Verständnis von Corporate Social Responsibility (CSR) erlebt
derzeit einen fundamentalen Wandel in Brüssel. Darauf wies Christine Neumann
vom internationalen Netzwerk „CSR Europe“ hin. Ziel der Brüsseler Politiker ist
es, im Frühjahr 2014 eine gemeinsame Entscheidung zu beschließen. Die Zeit
drängt: im kommenden Sommer wird ein neues Parlament und ein Nachfolger von
Kommissions-Präsident José Manuel Barroso gewählt. Um das CSR-Thema nicht durch
die Unwegsamkeit der Wahl zu gefährden, soll das Parlament vorher Nägel mit
Köpfen machen.
Was wird die kommende gemeinsame Verordnung voraussichtlich beinhalten? Firmen mit mehr als 500 Angestellten oder einem Netto-Umsatz von mehr als 40 Mio. Euro sollen dann im Rahmen ihres normalen Geschäftsberichtes auch eine nicht-finanzielle Erklärung abgeben. Davon betroffen sind nach Angaben von Christine Neumann rund 18.000 Unternehmen. Eine erhebliche Zahl der Firmen stammt aus Deutschland. Für große Konzerne gilt dann zusätzlich die Pflicht eines Diversity-Reports.
Brüssel verschärft CSR-Definition
Lange Zeit bildete eine Definition der EU Kommission aus dem Jahr 2002 die Grundlage, wonach CSR ausschließlich freiwillig sei. Diese Sichtweise korrigierte die Kommission in 2011: Nun hieß es, dass Unternehmen Verantwortung in ihrem Umfeld umsetzen und letztendlich CSR in die Firmenstrategie einzubauen hätten. Das ist deutlich weniger „freiwillig“ als frühere Äußerungen der EU-Kommission. Der Empfehlung folgte in diesem Jahr ein Aktionsvorschlag, der darauf setzt, Qualität und Transparenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern. Ergänzend dazu legte die EU in Einzelbereichen wie Handel und Menschenrechte auch erläuternde Konzepte hierzu vor. Auf nationaler Ebene wird dieser politische Wandel im Umgang mit dem Thema durch die jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategien begleitet. In Deutschland sind das die Positionen des Rat für nachhaltige Entwicklung sowie der „Aktionsplan CSR der Bundesregierung“.
Wie sieht man bei CSR Europe die Entwicklung? Nachhaltigkeitsberichte sind ein gutes Mittel, um zu zeigen, was ein Unternehmen im Umwelt- und Sozialbereich leistet, betonte Neumann. Hier gelte es, noch eine Menge Informationsarbeit zu leisten. CSR Europe will dazu in Kooperation mit GRI, dem WBCSD und IIRC einen gemeinsamen Aktionsplan vorlegen.
Treten CSR Regeln 2016 in Kraft?
Professor Jochen Pampel von KPMG ist ebenfalls überzeugt, dass staatliche Regeln dem Freiwilligkeitsprinzip in den kommenden Jahren Grenzen setzen werden. Bei KPMG sieht man sogar schon einen dezidierten Fahrplan: Demnach ist ab 1.1. 2016 der alte GRI-Berichterstattungstandard G3 nicht mehr gültig, sondern der neue Standard G4. Und mit gleichem Stichtag, so sagte Pampel, wird auch die EU-Gesetzgebung europaweit in Kraft treten. Mit der Verpflichtung auf der einen Seite und dem neuen GRI-Standard als Handhabe auf der anderen Seite stehe einer praktischen Umsetzung nichts im Wege. „Die Frage ist nicht, ob man einen Nachhaltigkeitsbericht machen soll, sondern wie man es wirtschaftlich machen kann,“ so Pampel.
Ganz so zuversichtlich gibt sich Jörg Trautner, im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verantwortlich für das CSR-Thema, nicht. Es gebe noch „viele Fragen im Detail“. Für Unklarheit sorgen aktuell natürlich auch die offenen Koalitionsverhandlungen in Berlin und damit die Frage nach der künftigen Ausrichtung des Themas im neuen Bundeskabinett. Immerhin sucht die kommissarische Bundesregierung mittlerweile eine neue Akzentuierung bei den Verhandlungen in Brüssel, nachdem man in der Vergangenheit eher als Blockierer wahrgenommen wurde. Tatsächlich passiere in Deutschland bei den Unternehmen deutlich mehr als zuweilen politisch erzählt werde, so Trautner. Deutsche Firmen bräuchten sich im Nachhaltigkeitsbereich international wahrlich nicht zu verstecken. Ein gelungenes Beispiel dafür sei etwa die BMAS-Broschüre „CSR Made in Germany“.
Über die UPJ Tagung
Mehr als 300 Experten als Gäste, das Rote Rathaus als stilvoller Konferenzort: Die UPJ Jahrestagung erwies sich wieder als ein gelungener Termin. Traditionell im Fokus stehen Partnerschaften mit sozialen Projekten. Aber auch politischen Themen wie etwa der neuen EU Nachhaltigkeitspolitik wurde Raum gegeben. Mit der Jahrestagung bietet das UPJ-Netzwerk eine Plattform für den Austausch über das „Wie?“ und das „Wohin?“ sozialer Kooperationen und die dafür notwendige Infrastruktur; für direkte Kontakte, Wissenstransfer und Impulse für CSR, Corporate Citizenship und Corporate Volunteering; für die Vernetzung von über 300 Verantwortlichen, Praktikern und Experten aus großen und mittelständischen Unternehmen, regionalen Mittlern, Nonprofit-Organisationen, aus Bund, Ländern und Kommunen, Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Verbänden und Medien.
Was wird die kommende gemeinsame Verordnung voraussichtlich beinhalten? Firmen mit mehr als 500 Angestellten oder einem Netto-Umsatz von mehr als 40 Mio. Euro sollen dann im Rahmen ihres normalen Geschäftsberichtes auch eine nicht-finanzielle Erklärung abgeben. Davon betroffen sind nach Angaben von Christine Neumann rund 18.000 Unternehmen. Eine erhebliche Zahl der Firmen stammt aus Deutschland. Für große Konzerne gilt dann zusätzlich die Pflicht eines Diversity-Reports.
Brüssel verschärft CSR-Definition
Lange Zeit bildete eine Definition der EU Kommission aus dem Jahr 2002 die Grundlage, wonach CSR ausschließlich freiwillig sei. Diese Sichtweise korrigierte die Kommission in 2011: Nun hieß es, dass Unternehmen Verantwortung in ihrem Umfeld umsetzen und letztendlich CSR in die Firmenstrategie einzubauen hätten. Das ist deutlich weniger „freiwillig“ als frühere Äußerungen der EU-Kommission. Der Empfehlung folgte in diesem Jahr ein Aktionsvorschlag, der darauf setzt, Qualität und Transparenz der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern. Ergänzend dazu legte die EU in Einzelbereichen wie Handel und Menschenrechte auch erläuternde Konzepte hierzu vor. Auf nationaler Ebene wird dieser politische Wandel im Umgang mit dem Thema durch die jeweiligen Nachhaltigkeitsstrategien begleitet. In Deutschland sind das die Positionen des Rat für nachhaltige Entwicklung sowie der „Aktionsplan CSR der Bundesregierung“.
Wie sieht man bei CSR Europe die Entwicklung? Nachhaltigkeitsberichte sind ein gutes Mittel, um zu zeigen, was ein Unternehmen im Umwelt- und Sozialbereich leistet, betonte Neumann. Hier gelte es, noch eine Menge Informationsarbeit zu leisten. CSR Europe will dazu in Kooperation mit GRI, dem WBCSD und IIRC einen gemeinsamen Aktionsplan vorlegen.
Treten CSR Regeln 2016 in Kraft?
Professor Jochen Pampel von KPMG ist ebenfalls überzeugt, dass staatliche Regeln dem Freiwilligkeitsprinzip in den kommenden Jahren Grenzen setzen werden. Bei KPMG sieht man sogar schon einen dezidierten Fahrplan: Demnach ist ab 1.1. 2016 der alte GRI-Berichterstattungstandard G3 nicht mehr gültig, sondern der neue Standard G4. Und mit gleichem Stichtag, so sagte Pampel, wird auch die EU-Gesetzgebung europaweit in Kraft treten. Mit der Verpflichtung auf der einen Seite und dem neuen GRI-Standard als Handhabe auf der anderen Seite stehe einer praktischen Umsetzung nichts im Wege. „Die Frage ist nicht, ob man einen Nachhaltigkeitsbericht machen soll, sondern wie man es wirtschaftlich machen kann,“ so Pampel.
Ganz so zuversichtlich gibt sich Jörg Trautner, im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verantwortlich für das CSR-Thema, nicht. Es gebe noch „viele Fragen im Detail“. Für Unklarheit sorgen aktuell natürlich auch die offenen Koalitionsverhandlungen in Berlin und damit die Frage nach der künftigen Ausrichtung des Themas im neuen Bundeskabinett. Immerhin sucht die kommissarische Bundesregierung mittlerweile eine neue Akzentuierung bei den Verhandlungen in Brüssel, nachdem man in der Vergangenheit eher als Blockierer wahrgenommen wurde. Tatsächlich passiere in Deutschland bei den Unternehmen deutlich mehr als zuweilen politisch erzählt werde, so Trautner. Deutsche Firmen bräuchten sich im Nachhaltigkeitsbereich international wahrlich nicht zu verstecken. Ein gelungenes Beispiel dafür sei etwa die BMAS-Broschüre „CSR Made in Germany“.
Über die UPJ Tagung
Mehr als 300 Experten als Gäste, das Rote Rathaus als stilvoller Konferenzort: Die UPJ Jahrestagung erwies sich wieder als ein gelungener Termin. Traditionell im Fokus stehen Partnerschaften mit sozialen Projekten. Aber auch politischen Themen wie etwa der neuen EU Nachhaltigkeitspolitik wurde Raum gegeben. Mit der Jahrestagung bietet das UPJ-Netzwerk eine Plattform für den Austausch über das „Wie?“ und das „Wohin?“ sozialer Kooperationen und die dafür notwendige Infrastruktur; für direkte Kontakte, Wissenstransfer und Impulse für CSR, Corporate Citizenship und Corporate Volunteering; für die Vernetzung von über 300 Verantwortlichen, Praktikern und Experten aus großen und mittelständischen Unternehmen, regionalen Mittlern, Nonprofit-Organisationen, aus Bund, Ländern und Kommunen, Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Verbänden und Medien.
Quelle: UD