Politik

Sambias grüner Bauern-Revolutionär

Elleman Mumba ist weder Sänger noch Fußballer, sondern ein 54-jähriger Bauer aus dem Süden Sambias. Seit einiger Zeit ist er auf den Titelblättern lokaler Zeitungen zu sehen und hat zudem auch unzählige Radio- und TV-Interviews gegeben. Der Grund für seine Popularität ist sein Mais-Anbau-Erfolg auf dem kleinen Stück Land, das er besitzt. Mit einer neuen Form der nachhaltigen Landwirtschaft hat er es geschafft, sich und seine Familie gut zu ernähren.

16.04.2010

Foto:www.conservationagriculture.org
Foto:www.conservationagriculture.org
Die Conservation Farming Unit - eine Landwirtschaftsorganisation in Sambia, die auch in der gesamten Region Südafrika tätig ist - hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bauern mit einfachen Mitteln zu fördern, um den Ertrag zu steigern. Mehr als 160.000 Bauern in Sambia setzen nun auf diese Art der Landwirtschaft, bei der die Erde so wenig wie möglich gestört wird, natürliche Prozesse auch in der Düngung eingesetzt werden und rotierender Anbau von Feldfrüchten praktiziert wird, berichtet BBC.

Conservation Farming geht von der Prämisse aus, weniger zu tun, aber mehr zu ernten. Anstatt die ganzen Felder zu pflügen, wurden die Bauern dazu überredet, in speziell ausgehobenen Bassins zu pflanzen. Nur ein Zehntel der Landfläche wird dabei genutzt. Allerdings werden dadurch auch die Bodenerosion und das Auswaschen der gesamten Nährstoffe durch Regen verringert. "In dieser Saison habe ich 68 Säcke Mais geerntet. Das war genug, um die Familie zu ernähren und vier Stück Vieh zu kaufen", erzählt der Bauer.

Wie viele Kleinbauern in Sambia besaß Mumba zuvor keinen Ochsen zum Pflügen der Felder. Er musste sich einen leihen. Das hat dazu geführt, dass die Felder öfters viel zu spät bestellt werden konnten. Experten gehen davon aus, dass jeder verzögerte Tag das Potenzial der Felder um ein bis zwei Prozent verringert. 1997 wurde dem Bauern und seiner Ehefrau die stille Landwirtschaftsrevolution des Conservation Farming bekannt gemacht.

Die Bearbeitungsintensität des Bodens wird reduziert und der Boden nur noch bei Bedarf mit nicht wendenden Geräten gelockert. Ziel ist dabei der Erhalt und die Verbesserung der Bodenstruktur. Dazu gehört auch eine bessere Regenwasserinfiltration um ein erhöhtes "Durchhaltevermögen" in Trockenperioden zu erzielen. Trotz des geringen Niederschlags gediehen die Feldfrüchte auf Mumbas Feld.

"Die Nachbarn vermuteten Schwarze Magie", erzählt der Bauer. Conservation Farming sei allerdings alles andere als übler Zauber. Es gehe darum Wasser so zu sparen, dass auch während der Trockenzeit die Pflanzen gedeihen, fügt der Bauer hinzu. Hervorstechend in unregelmäßigen Abständen sind auch die dornigen Zweige junger Musango-Bäume, deren abfallende Blätter nach dem ersten Regen für optimalen Dünger sorgen. Wenn die Bäume ausgewachsen sind, werden sie wie eine organische Düngemittelfabrik arbeiten und zusätzlich Kosten reduzieren. Sambias Conservation Farming Unit propagiert das Anpflanzen der Bäume nicht nur wegen der Funktion als Dünger, sondern auch als Mittel gegen die Abholzung.

Kritiker zweifeln

Kritiker werfen hingegen ein, dass es viel zu wenige empirische Studien über den tatsächlichen Erfolg dieser Art des Landbaus gebe. Daher könne man diese Art der Landwirtschaft in Ländern südlich der Sahara auch nicht propagieren. Dennoch setzen einige afrikanische Länder darauf und untersuchen das Potenzial. Sie wollen vor allem sehen, ob ein typischer "Durchschnittsbauer" auf diese Art und Weise überleben kann.

"Allem was in Richtung Wassereinsparung, minimale Bodenbearbeitung, lokale Sorten sowie organische Dünger geht, kann man in der Regel zustimmen", so Bernhard Freyer, Leiter des Instituts für Ökologischen Landbau an der Universität für Bodenkultur in Wien. "Mineraldünger-Saatgut-Herbizid-Packages sind dagegen wieder der Einstieg in das nächste Desaster. Grüne Revolution a la Bill Gates zählt zu diesen, leider", erklärt der Experte.
Quelle: UD / pte
 
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