Politik

Nummer gegen Kummer Studie 2010: Mehr Jungen trauen sich

Männliche Kinder und Jugendliche geben offenbar die Abschirmung intimer Probleme zunehmend auf - und stellen die einseitig auf Stärke und Unnahbarkeit gepolte Männerrolle in Frage. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der „Nummer gegen Kummer Studie 2010", die von Nummer gegen Kummer e.V., der Dachorganisation des deutschen Kinder- und Jugendtelefons und des Elterntelefons, in Kooperation mit der Deutschen Telekom erarbeitet worden ist. „Wir sind sehr froh, damit nach 2005 und 2007 bereits die dritte "Nummer gegen Kummer Studie" vorlegen zu können", so Klaus Hoppe, Vorsitzender von Nummer gegen Kummer.

03.12.2010

Foto: Nummer gegen Kummer e.V. / Claus Langer
Foto: Nummer gegen Kummer e.V. / Claus Langer

Die Studie beruht, wie bereits die beiden Vorgängeruntersuchungen, auf der statistischen Auswertung anonymer Hilferufe von Kindern, Jugendlichen und Eltern an die „Nummer gegen Kummer". Der aktuellen Analyse zufolge stehen männliche Kinder und Jugendliche anonymem Rat von außen heute aufgeschlossener gegenüber. Ihr Anteil unter den Anrufenden ist von 24,6 Prozent im Jahr 2000 auf 39,6 Prozent in 2009 gestiegen - bei insgesamt zunehmenden Nutzungszahlen. Dies legt den Schluss nahe, dass nun auch Jungen sich vorsichtig von tradierten Geschlechtermustern lösen. „Die vorliegende Studie zeigt, dass immer mehr Jungen sich trauen, die Nummer des Kinder- und Jugendtelefons zu wählen, ihre Sorgen und Nöte mitzuteilen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass auch Jungen angemessen gefördert und unterstützt werden müssen", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Dr. Hermann Kues. „Es ist wichtig, Jungen dabei zu helfen, sich neuen Wegen zu öffnen, ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln und dem traditionellen Männerbild neue Facetten abzugewinnen. Darin sehe ich eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe der kommenden Jahre. Das Bundesfamilienministerium stellt sich dieser neuen Aufgabe, indem es ein eigenes Referat zur Gleichstellungspolitik von Jungen und Männern eingerichtet und einen Beirat für Jungenpolitik berufen hat."

Das Beratungstelefon gilt als eine Art Seismograf für sich ändernde Lebensauffassungen und Lebensstile junger Menschen. Denn der Blick auf die Probleme junger Menschen ist besonders unverfälscht und lebensnah. Im Gegensatz zu den durch Interviewer gesteuerten Befragungen bei anderen Kinder- und Jugendstudien melden sich die Ratsuchenden hier auf eigene Initiative. „So gelingt es, Fragen und Probleme junger Menschen früher als in anderen Studien und damit besonders lebensnah und authentisch zu erfassen", betont Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, wissenschaftlicher Leiter der Studie und Inhaber des renommierten Lehrstuhls für Public Health and Education an der Berliner Hertie School of Governance.

Telekom seit 20 Jahren Partner von „Nummer gegen Kummer"

Seit 1991 unterstützt die Telekom im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements die Arbeit der „Nummer gegen Kummer" sowohl finanziell als auch mit technischem Know-how. Zahlreiche Telekom-Beschäftigte tragen darüber hinaus mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz als Berater zum Erfolg des Beratungsangebotes bei. „Wir wollen tatkräftig mithelfen, dass Mädchen und Jungen mit Freude und Vertrauen in sich und ihr Umfeld aufwachsen", sagt René Obermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. „Das setzt voraus, dass sie bei ihren Problemen und Zukunftsängsten verlässlich Gehör finden. Gerade wir wissen: Kommunikation heißt zuhören, miteinander reden, gemeinsam Lösungen finden. All das gewährleistet die 'Nummer gegen Kummer'".

Das Telekommunikationsunternehmen ermöglichte unter anderem die Einrichtung einer kostenlosen Rufnummer für das Kinder- und Jugendtelefon und später auch für das Elterntelefon. Die Produkte und Dienste der Telekom bilden darüber hinaus die Grundlage für die technische Durchführung des Beratungsangebotes, beispielsweise beim Weiterleiten oder der Anonymisierung der Anrufe sowie bei der Internetberatung.

1980, also vor exakt 30 Jahren, startete die „Nummer gegen Kummer". Seit 1991 ist das kostenlose Kinder- und Jugendtelefon unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 0800 - 111 0 333 und seit 2008 zusätzlich unter der EU-weiten Rufnummer 116 111 erreichbar. Auch online auf der Website nummergegenkummer.de erhalten Kinder und Jugendliche Hilfe. Das kostenlose Elterntelefon ist seit 2001 unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 0800 - 111 0 550 zu erreichen. Drei Millionen Beratungsgespräche wurden seit 1980 geführt. Allein im Jahr 2009 waren es mehr als 233.000 Kinder, Jugendliche und Eltern, die Rat suchten. Zur Seite stehen ihnen 3.900 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater, die sich an den 150 Telefonberatungsstellen der örtlichen Mitgliedsorganisationen in ganz Deutschland engagieren.

Quelle: UD / cp
 

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