Armut in Entwicklungsländern konnte kaum reduziert werden
Zum Internationalen Tag der Armutsbekämpfung macht das SÜDWIND-Institut auf die weltweite Armutsproblematik aufmerksam und kritisiert das sinkende Engagement der reichen Industrieländer. Es ist abzusehen, dass die von den Vereinten Nationen als Strategie zur Armutsbekämpfung formulierten Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) nicht erreicht werden können. So leben in Subsahara-Afrika und in vielen Ländern Lateinamerikas nach wie vor mehr als 50 Prozent der Menschen in Armut. Fast jeder siebte Mensch weltweit muss tagtäglich Hunger leiden. SÜDWIND fordert, endlich die versprochenen Mittel für die Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern mit großen Armutsproblemen einzusetzen.
21.10.2011
Wesentlich größer noch ist weltweit die Anzahl von Menschen, die zwar ausreichend Nahrung haben, aber in ärmlichen Unterkünften wohnen und keinen Zugang zu Bildung oder zum regulären Arbeitsmarkt haben. Bei dem Millenniumsziel der Vollbeschäftigung unter annehmbaren Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen wurden kaum Fortschritte erzielt. 2008 und 2009 lag der Anteil von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen am Gesamtarbeitsmarkt der Entwicklungsländer bei 60 %. „Entgegen der neoliberalen Maxime des beständigen Wachstums müssen Mechanismen einer gerechten Weltwirtschaft und des fairen Handels etabliert werden“, so Morazán, „dazu gehören gerechte Löhne für alle, Vereinigungsfreiheit, Sozialstandards und die Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit.“
Extreme Armut auf der einen - extremer Reichtum auf der anderen Seite. Nach Daten von Boston Consulting ist allein im Jahr 2010 die Zahl der Dollar-Millionäre weltweit um 12 % auf 12,5 Millionen gestiegen. Damit verfügt 1% der Weltbevölkerung über 40 % des globalen Reichtums. Die Schere zwischen arm und reich ist durch die Krise weiter auseinander gegangen und droht, die Mittelklasse aufzulösen und zwei soziale Pole zu schaffen, die ein großes Konfliktpotential darstellen.
Die Industrieländer - und auch die Bunderegierung - schaffen es nicht, ihrer Selbstverpflichtung nachzukommen, 0,7 % des BNE für Leistungen der Entwicklungszusammenarbeit (ODA) aufzuwenden. Die Einführung der Finanztransaktionssteuer sollte daher mit rechtsverbindlichen Mechanismen zur beschleunigten Erreichung dieses Zieles eingesetzt und mit einer zusätzlichen Klimafinanzierung gekoppelt werden. Schweden zeigt, dass die 0,7 % Marke realisiert werden kann: Hier ist die Höhe von ODA-Zahlungen mit 1 % des BNE im Haushaltsgesetz verankert.
Als Maßnahmen zur Armutsbekämpfung fordert das SÜDWIND-Institut konkret:
1. die Einhaltung und gesetzliche Verankerung des 0,7 % Ziels
2. Investitionen in soziale Sicherungssysteme
3. Förderung menschenwürdiger Arbeit und beschäftigungswirksamer Maßnahmen, zum Beispiel durch Investitionen in klein- und mittelständische Betriebe
4. eine neue Entwicklungsausrichtung mit Verstärkung von Investitionen in Binnenwachstum und -nachfrage sowie in den Aufbau lokaler Produktions- und Weiterverarbeitungskapazitäten
5. die zusätzliche Finanzierung von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel.