Verteilungsgerechtigkeit

Staatliche Maßnahme verbessert Lebensqualität von Langzeitarbeitslosen

Die Teilnahme am Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ hat das Wohlbefinden und die soziale Integration von Langzeitarbeitslosen in Deutschland signifikant verbessert. Insbesondere Menschen, die bereits sehr lange arbeitslos waren und oftmals gesundheitliche Probleme hatten, haben davon profitiert. Die positiven Auswirkungen der Maßnahme zeigen sich am stärksten mit Blick auf die Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden.

31.12.2019

Staatliche Maßnahme verbessert Lebensqualität von Langzeitarbeitslosen

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des ZEW Mannheim, die die Wirkungen des Bundesprogramms im Zeitraum von 2015 bis 2019 erforscht hat. Das ZEW ist Teil eines Forschungskonsortiums, das im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) das Bundesprogramm evaluiert und die quantitativen Wirkungsanalysen verantwortet.

Erklärte Ziele des vom BMAS initiierten Beschäftigungsprogramms waren die Verbesserung der sozialen Teilhabe durch eine Beschäftigung der Programm-Teilnehmenden, wie auch bessere Vermittlungschancen. Das Programm lief von 2015 bis 2018 als Pilotprojekt des BMAS und bot 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren eine geförderte Arbeitsstelle. Für ihre Studie überprüften die ZEW-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anhand der vier Indikatoren soziale Zugehörigkeit, sozialer Status, Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit, ob das Programm die soziale Teilhabe verbessert hat. Bereits zuvor hatte das Forschungskonsortium im Auftrag des BMAS Berichte zur Evaluierung des Bundesprogramms erarbeitet.

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Die Ergebnisse der Studie

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt durch das Bundesprogramm signifikant verbessert werden konnte, wenn auch bei den betrachteten Indikatoren in unterschiedlichem Maße“, sagt Dr. Laura Pohlan, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ sowie Mitautorin der Studie. Demnach stieg die allgemeine Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden im Programmverlauf am stärksten. Am geringsten fiel die Wirkung auf den empfundenen sozialen Status aus.

Um Arbeitslose über das Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ in eine geförderte Stelle vermitteln zu können, mussten sich die Jobcenter in einem Konzeptwettbewerb um Fördergelder bewerben. Regionale Schwerpunkte der Inanspruchnahme bildeten dabei Gegenden mit schwachen Wirtschaftsbedingungen und einer hohen Zahl an Langzeitarbeitslosen. Die Programm-Teilnehmerinnen und       -Teilnehmer waren durchschnittlich 49 Jahre alt und 7,4 Jahre arbeitslos gemeldet. Sie arbeiteten über die Maßnahme durchschnittlich 28 Stunden in der Woche zum Mindestlohn. Etwa die Hälfte von ihnen litt unter gesundheitlichen Einschränkungen und etwa ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lebte in Haushalten mit minderjährigen Kindern. Zwar wurde ein Teil des Hinzuverdienstes mit Ansprüchen auf staatliche Leistungen verrechnet, dennoch erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Arbeit im Programm ein Zusatzeinkommen von durchschnittlich 3.350 Euro im Jahr.

„Mit einem Arbeitsplatz ist jedoch nicht nur eine finanzielle Verbesserung verbunden. Eine Beschäftigung stärkt vielfach auch das Empfinden, Teil einer Gemeinschaft zu sein, und in dieser Gemeinschaft eine Aufgabe wahrnehmen zu können“, erläutert PD Dr. Friedhelm Pfeiffer, kommissarischer Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und Mitautor der Studie, den Programmerfolg.

Das Bundesprogramm hat die soziale Integration der Teilnehmenden zudem über programmbegleitende Maßnahmen der Jobcenter gestärkt, etwa über persönliche Beratungsangebote, Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen oder Aktivitäten mit anderen Teilnehmenden. „Von dem Programm haben nach unseren Ergebnissen insbesondere Menschen profitiert, die bereits über einen sehr langen Zeitraum auf staatliche Leistungen angewiesen waren und mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten“, so Boris Ivanov, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und ebenfalls Autor der Studie.

Die ZEW-Studie zeigt schließlich, dass sich die positiven Programmwirkungen mit zunehmender Dauer der Beschäftigung abschwächten. Dies lag nicht etwa daran, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Zeit weniger stark von der Maßnahme profitiert hätten, sondern vielmehr daran, dass die Personen in der für die Studie gebildeten Kontrollgruppe aufholten. Ein zunehmender Anteil an Personen aus dieser Kontrollgruppe fand im Laufe der Programmdauer auch ohne Teilnahme einen Arbeitsplatz, und die Werte für Wohlbefinden und soziale Integration glichen sich denen der Programm-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer an. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit vergleichbarer Beschäftigungsprogramme gesteigert werden kann, wenn es gelingt, die Teilnahme noch stärker als bisher auf diejenigen Langzeitarbeitslosen zu konzentrieren, die von sich aus kaum eine Beschäftigung finden können“, so Friedhelm Pfeiffer.

Hintergrundinformationen

Für die Untersuchung nutzten die ZEW-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler Daten der Integrierten Erwerbsbiografien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg mit individuellen Informationen zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, Arbeitslosigkeitszeiten, Jobsuche, Bezug von Sozialhilfe sowie zur Teilnahme an anderen staatlichen Arbeitsmarktprogrammen. Diese Angaben wurden mit administrativen Daten der Bundesagentur für Arbeit zur lokalen Arbeitsmarktsituation und einer telefonischen Befragung von Teilnehmenden und Kontrollpersonen kombiniert.

Quelle: UD/fo
 

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