Verteilungsgerechtigkeit

Oxfam-Bericht: Vier neue Milliardär:innen pro Woche trotz globaler Armut

Während das Vermögen der Superreichen 2024 rasant anstieg, stagniert die Zahl der in Armut Lebenden bei 3,6 Milliarden. Der Oxfam-Bericht kritisiert die wachsende Ungleichheit und fordert von der Regierung Maßnahmen wie eine Milliardärssteuer und Investitionen in soziale Gerechtigkeit.

29.01.2025

Oxfam-Bericht: Vier neue Milliardär:innen pro Woche trotz globaler Armut

Im Jahr 2024 wurden 204 neue Milliardär:innen verzeichnet. Dies entspricht im Durchschnitt nahezu vier neuen Milliardär:innen jede Woche. Im Gegensatz dazu stagniert die Anzahl der Personen, die unter der von der Weltbank festgelegten erweiterten Armutsgrenze von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, bereits seit geraumer Zeit. Dies geht aus dem Bericht „Takers not Makers“ hervor, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlicht hat. Gleichzeitig beobachten wir gegenwärtig, wie sich die globale wirtschaftliche Macht der Milliardär:innen auch in politischer Einflussnahme äußert – insbesondere durch den Amtsantritt von Donald Trump, der von Elon Musk, dem reichsten Menschen der Welt, unterstützt wurde. Oxfam fordert, dass die zukünftige Bundesregierung eine Besteuerung der Milliardär:innen einführt, in soziale Gerechtigkeit investiert und die politische Macht der Superreichen zum Schutz der Demokratie einschränkt.

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Der Bericht offenbart:

  1. Im Jahr 2024 wurden weltweit 204 neue Milliardär:innen verzeichnet. Dies entspricht im Durchschnitt nahezu vier neuen Milliardär:innen pro Woche. Insgesamt existieren weltweit 2.769 Milliardär*innen.

  2. Das kumulierte Vermögen der Milliardär:innen auf globaler Ebene ist 2024 von 13 Billionen US-Dollar auf 15 Billionen US-Dollar angewachsen. Dies bedeutet etwa 5,7 Milliarden US-Dollar täglich. Somit wuchs das Gesamtvermögen der Milliardär:innen im Jahr 2024 dreimal so schnell wie im Jahr 2023.

  3. Unter den zehn reichsten Milliardären stieg das Vermögen im Schnitt um 100 Millionen US-Dollar pro Tag. Selbst im hypothetischen Fall, dass sie über Nacht 99 Prozent ihres Vermögens verlieren würden, blieben sie dennoch Milliardäre.

  4. In Deutschland erhöhte sich die Gesamtzahl der Milliardär:innen im Jahr 2024 um neun auf insgesamt 130. Damit belegt Deutschland den vierten Platz hinsichtlich der meisten Milliardär:innen weltweit.

  5. Das Gesamtvermögen aller deutschen Milliardär:innen wuchs im Jahr 2024 um 26,8 Milliarden US-Dollar und erreichte 625,4 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht täglichen Zuwächsen von 73 Millionen US-Dollar.

  6. Oxfam hat ermittelt, dass 36 Prozent des Gesamtvermögens von Milliardär:innen aus Erbschaften stammen. In Deutschland liegt dieser Anteil sogar bei 71 Prozent.

  7. Während die Superreichen ihren Reichtum weiter steigern, bleibt die Anzahl der Menschen, die unter der erweiterten Armutsgrenze der Weltbank von 6,85 US-Dollar pro Tag leben, seit 1990 konstant und beläuft sich auf nahezu 3,6 Milliarden.

  8. Für viele Familien bedeutet Armut Hunger. Derzeit leiden weltweit 733 Millionen Menschen an Hunger – das sind etwa 152 Millionen mehr als im Jahr 2019.

Der aktuelle Oxfam-Bericht über Ungleichheit verdeutlicht zudem, dass der extreme Reichtum und die soziale Disparität auf die koloniale Vergangenheit zurückzuführen sind. Die wirtschaftlich leistungsfähigen Nationen des Globalen Nordens setzen nach wie vor die Rahmenbedingungen, von denen die Superreichen und deren Unternehmen profitieren. Sie haben das Sagen in Institutionen wie dem IWF oder der Weltbank sowie an den Finanzmärkten. Zwischen 1970 und 2023 entrichteten die Regierungen des Globalen Südens insgesamt 3,3 Billionen US-Dollar an Zinsen an die Gläubiger im Globalen Norden.

Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, kommentiert: „Pro Woche gibt es vier neue Milliardärinnen. Gleichzeitig ist die Zahl hungernder Menschen in den vergangenen fünf Jahren auf 733 Millionen gestiegen. Der Vermögenszuwachs der Superreichen ist grenzenlos, während es bei der Bekämpfung der Armut kaum Fortschritte gibt und zum Beispiel Deutschland die Unterstützung einkommensschwacher Länder sogar kürzt. Der Abgrund der Ungleichheit reißt immer weiter auf, auch mit Folgen für unsere Demokratie. Denn Reichtum geht Hand in Hand mit politischer Macht. Das sehen wir heute bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump: ein milliardenschwerer Präsident unterstützt vom reichsten Mann der Welt, Elon Musk.“

Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland: „Auch in Deutschland wächst der Superreichtum unaufhaltsam. Das Gesamtvermögen deutscher Milliardärinnen stieg 2024 um 73 Millionen US-Dollar pro Tag. Deutschland hat die viertmeisten Milliardärinnen weltweit. Auf der anderen Seite hat die Armut in den letzten Jahren stark zugenommen, viele Menschen können ihren gewohnten Lebensstandard nicht mehr halten. Diese extreme Ungleichheit entsteht maßgeblich durch eine ungerechte Steuerpolitik. Superreiche zahlen hierzulande oft weniger Steuern und Abgaben als Mittelschichtsfamilien. Die kommende Bundesregierung muss endlich eine Besteuerung großer Vermögen beschließen und dafür sorgen, dass Superreiche ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.“

Oxfam verlangt von der kommenden Bundesregierung, dass sie Milliardär:innen und Multimillionär:innen zur Verantwortung zieht und deren Vermögen mit zwei Prozent besteuert. Es ist notwendig, in soziale Gerechtigkeit sowie Klimaschutz sowohl hierzulande als auch global zu investieren und die finanziellen Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zu erhöhen, anstatt sie zu reduzieren. Darüber hinaus sollte die Regierung die Macht von Konzernen einschränken, das Kartellrecht stärken und somit schädlichen Marktkonzentrationen frühzeitig entgegenwirken.

Quelle: UD/pm
 

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