Griechenland: Wintereinbruch könnte Lage für Geflüchtete verschlimmern
Die Lage der Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos ist verzweifelt: Allein im berüchtigten Flüchtlingslager Moria sitzen 5.500 Menschen fest. Am schlimmsten sei die Situation für Kinder, warnen die SOS-Kinderdörfer weltweit: 2.000 harren in Moria aus, darunter 400 unbegleitete Minderjährige. Sie leiden unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, Gewalt und sexuellen Übergriffen.
13.02.2018
Hinzu kommt die Kälte: "Die Zelte sind unbeheizt, das Wasser eiskalt, es gibt kaum Decken", sagt George Protopapas, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Griechenland. "Für Kinder ist dieser Ort die Hölle."
Aufgrund der ausweglosen Lage der Lagerinsassen käme es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen. "Wenn die Menschen der Kälte weiterhin schutzlos ausgeliefert sind, wird die Lage komplett eskalieren", sagt Protopapas. "Für Kinder ist diese Situation inakzeptabel. Viele von ihnen sind in einem schockierenden psychischen Zustand, nicht ausreichend vor der Kälte geschützt und in erhöhter Gefahr, Opfer von Missbrauch und Gewaltverbrechen zu werden."
Die Menschen lebten wie in einem Gefängnis, nur dass nicht annähernd klar sei, wie lange sie eingesperrt blieben. "Familien und Kinder werden hier über Monate, teilweise Jahre zusammengepfercht und festgehalten. Sie müssen hier Asyl beantragen. Aber die Bearbeitung der Anträge geht extrem langsam voran", sagt Protopapas.
Die SOS-Kinderdörfer sind seit 2015 in Griechenland aktiv. Durch die Hilfsorganisation wurden bereits 76.000 Migranten mit Lebensmitteln, psychologischer Betreuung, Freizeitaktivitäten, Bildungsangeboten und Rechtsberatung unterstützt. Darüber wurden in verschiedenen Flüchtlingsunterkünften Kinderschutzzonen errichtet. In Erwartung des Winters hat das SOS-Team bereits vor Wochen Decken sowie spezielle Säuglingsnahrung, Windeln und Medikamente auf die Insel Lesbos gebracht.