Politik
Lateinamerika: Neue Modelle für sozialen Wohnungsbau erfolgreich
Nach einer aktuellen Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) leben immer mehr Lateinamerikaner in Elendsvierteln. Neue soziale Wohnungsbau-Projekte sollen dieses zentrale Problem lösen helfen.
11.04.2003
Lateinamerika ist die weltweit urbanisierteste Region. Drei von vier Menschen leben dort in Städten. Bevölkerungswachstum und Landflucht verstärken diesen Trend noch und lassen die Elendsviertel - ob Favelas, Callampas, Tugurios, Asentamientos oder Villas Miseria genannt - anwachsen. Es sind Orte, an denen Gewalt, Rechtlosigkeit und illegale Landbesetzungen dominieren. Das Leben in diesen Elendvierteln ist voller Frustration und gefahren.
Nach Angaben einer aktuellen Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank IDB siedeln immer mehr Arme an gefährdeten Stellen wie etwa steilen Abhängen oder in Senken, die von Erdrutschen und Smog besonders betroffen sind. Schlechte Bauqualität, Überbelegungen, fehlende Abwässeranschlüsse und Zufahrtswege für Notfälle erhöhen die sozialen Probleme. Am stärken davon betroffen sind Frauen, Kinder, Ältere und Behinderte.
Die IDB untersuchte daher, wie die Fehlern der Vergangenheit korrigiert und urbanes Wachstum in der Zukunft besser geplant werden könne. „Es wurde bisher immer wieder versucht, die Wohnungsprobleme zu lösen und die Erfahrungen zeigen, dass es nicht funktioniert,“ konstatiert Eduardo Rojas, IDB-Spezialist für Stadtentwicklung. Rojas erläutert, dass in den meisten Fällen subventionierter billiger Wohnraum sich als nutzlos erwies. Es sei an den Notwendigkeiten der Bedürftigen vorbeigegangen. Als Konsequenz hätten Mittelklassefamilien, die eher einen Zugang zu Krediten hätten, diese Häuser gekauft. Ein anderer Versuch, große Wohnanlagen mit Hochhäusern, habe ebenfalls zum Fiasko geführt: Diese „Betonghettos“ seien soziale Brennpunkte.
Heute durchlaufen öffentliche Bauvorhaben daher einen tiefgreifenden Wandel, so die IDB weiter. „Regierungen konzentrieren sich nicht mehr nur darauf, Wohnungen zu bauen, sondern auch komplexe Lösungen im Umfeld zu entwickeln, um den verschiedenen Bedürfnissen der Armen zu begegnen,“ so Rojas. „Erfolgreiche Beispiele in Ländern wie Chile, Costa Rica und Ecuador zeigen, dass Regierungen eine effektive Rolle spielen können als Mittler von Wohnraum für einkommensschwache Gruppen.“
Eine Vorbildrolle habe hierbei Chile übernommen. In Anlehnung an das UN-Habitat-Programm (United Nations Human Settlement Programme) entschied man sich dort, nicht selbst sozialen Wohnungsbau zu betreiben, sondern vielmehr den ärmsten Familien finanziell zu helfen. So trägt dort der Staat bis zu 20% der Baukosten bei. Die Käufer ihrerseits leisten eine Eigenbeteiligung von 10%. Die restliche Summe wird über übliche Bankdarlehn finanziert. Dieses Modell fördere Sparverhalten, beteilige die Privatwirtschaft und beschränke den staatlichen Einfluss, lobt die IDB.
Ein weiteres Beispiel für die neue Politik im sozialen Wohnungsbau kann man in den sogenannten Favelas, den Armenvierteln in Rio de Janeiro beobachten. Dieses Labyrinth aus Blechdachhütten an steilen Abhängen ist ein weltweites Symbol für Armut und Gewalt. 1995 gab es in Rio 800 solche Favelas mit etwa einer Million Einwohnern. Hinzu kamen weitere 600 illegale Ansiedlungen im Großraum. Insgesamt lebte damals jeder 4. Bürger von Rio unter elenden Wohnbedingungen.
Heute dagegen sehen einige dieser Stadtviertel wie ganz normale Nachbarschaften aus - sie verfügen über geteerte Straßen, Strom, Wasser und gemauerte Häuser. Dieser Wandel ist das Ergebnis besonderer kommunaler Investitionsprogramme, die von der IDB finanziert wurden. Die Idee dahinter war, einen Wandel im Stadtteil durch ein ganzen Maßnahmenpaket herbeizuführen. Dazu zählten Infrastruktur, verbesserter Gesundheitsdienst und aktive Partizipation der Anwohner. So forderten etwa die Bewohner der Favelas vor allem Schulen, Arztpraxen, Grünanlagen und Arbeitsämter.
Der erste Schritt des Programms, bekannt als Favela-Bairro, begann 1995. In den folgenden vier Jahren wurden über 60 Favelas und illegale Ansiedlungen verbessert. In der zweiten Phase, die seit 2000 läuft, sollen weitere 50 Viertel unterstützt werden. Die Gesamtinvestitionen von rund 600 Mio. US-Dollar werden so etwa einer halben Million Bewohnern zu Gute kommen. Finanziert werden diese Maßnahmen aus den Fördermitteln der IDB.
Nach Angaben einer aktuellen Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank IDB siedeln immer mehr Arme an gefährdeten Stellen wie etwa steilen Abhängen oder in Senken, die von Erdrutschen und Smog besonders betroffen sind. Schlechte Bauqualität, Überbelegungen, fehlende Abwässeranschlüsse und Zufahrtswege für Notfälle erhöhen die sozialen Probleme. Am stärken davon betroffen sind Frauen, Kinder, Ältere und Behinderte.
Die IDB untersuchte daher, wie die Fehlern der Vergangenheit korrigiert und urbanes Wachstum in der Zukunft besser geplant werden könne. „Es wurde bisher immer wieder versucht, die Wohnungsprobleme zu lösen und die Erfahrungen zeigen, dass es nicht funktioniert,“ konstatiert Eduardo Rojas, IDB-Spezialist für Stadtentwicklung. Rojas erläutert, dass in den meisten Fällen subventionierter billiger Wohnraum sich als nutzlos erwies. Es sei an den Notwendigkeiten der Bedürftigen vorbeigegangen. Als Konsequenz hätten Mittelklassefamilien, die eher einen Zugang zu Krediten hätten, diese Häuser gekauft. Ein anderer Versuch, große Wohnanlagen mit Hochhäusern, habe ebenfalls zum Fiasko geführt: Diese „Betonghettos“ seien soziale Brennpunkte.
Heute durchlaufen öffentliche Bauvorhaben daher einen tiefgreifenden Wandel, so die IDB weiter. „Regierungen konzentrieren sich nicht mehr nur darauf, Wohnungen zu bauen, sondern auch komplexe Lösungen im Umfeld zu entwickeln, um den verschiedenen Bedürfnissen der Armen zu begegnen,“ so Rojas. „Erfolgreiche Beispiele in Ländern wie Chile, Costa Rica und Ecuador zeigen, dass Regierungen eine effektive Rolle spielen können als Mittler von Wohnraum für einkommensschwache Gruppen.“
Eine Vorbildrolle habe hierbei Chile übernommen. In Anlehnung an das UN-Habitat-Programm (United Nations Human Settlement Programme) entschied man sich dort, nicht selbst sozialen Wohnungsbau zu betreiben, sondern vielmehr den ärmsten Familien finanziell zu helfen. So trägt dort der Staat bis zu 20% der Baukosten bei. Die Käufer ihrerseits leisten eine Eigenbeteiligung von 10%. Die restliche Summe wird über übliche Bankdarlehn finanziert. Dieses Modell fördere Sparverhalten, beteilige die Privatwirtschaft und beschränke den staatlichen Einfluss, lobt die IDB.
Ein weiteres Beispiel für die neue Politik im sozialen Wohnungsbau kann man in den sogenannten Favelas, den Armenvierteln in Rio de Janeiro beobachten. Dieses Labyrinth aus Blechdachhütten an steilen Abhängen ist ein weltweites Symbol für Armut und Gewalt. 1995 gab es in Rio 800 solche Favelas mit etwa einer Million Einwohnern. Hinzu kamen weitere 600 illegale Ansiedlungen im Großraum. Insgesamt lebte damals jeder 4. Bürger von Rio unter elenden Wohnbedingungen.
Heute dagegen sehen einige dieser Stadtviertel wie ganz normale Nachbarschaften aus - sie verfügen über geteerte Straßen, Strom, Wasser und gemauerte Häuser. Dieser Wandel ist das Ergebnis besonderer kommunaler Investitionsprogramme, die von der IDB finanziert wurden. Die Idee dahinter war, einen Wandel im Stadtteil durch ein ganzen Maßnahmenpaket herbeizuführen. Dazu zählten Infrastruktur, verbesserter Gesundheitsdienst und aktive Partizipation der Anwohner. So forderten etwa die Bewohner der Favelas vor allem Schulen, Arztpraxen, Grünanlagen und Arbeitsämter.
Der erste Schritt des Programms, bekannt als Favela-Bairro, begann 1995. In den folgenden vier Jahren wurden über 60 Favelas und illegale Ansiedlungen verbessert. In der zweiten Phase, die seit 2000 läuft, sollen weitere 50 Viertel unterstützt werden. Die Gesamtinvestitionen von rund 600 Mio. US-Dollar werden so etwa einer halben Million Bewohnern zu Gute kommen. Finanziert werden diese Maßnahmen aus den Fördermitteln der IDB.
Quelle: UD