Armut auf dem Vormarsch
Die Organisation fr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)hat die Studie "Growing Unequal?" vorgestellt. Sie gelangt zur Erkenntnis, dass das konomische Wachstum von Mitte der 1980er-Jahre bis Mitte dieses Jahrzehnts den Reichen mehr genutzt hat als den Armen. Die Einkommensschere geht in einigen Lndern immer weiter auf, in Deutschland insbesondere seit dem Jahr 2000. Die Armut ist auf dem Vormarsch, wobei gerade junge Menschen und Kinder berdurchschnittlich stark betroffen sind. "Wachsende Ungleichheit spaltet. Sie polarisiert Gesellschaften, spaltet Regionen innerhalb von Lndern und teilt die Welt zwischen Reich und Arm", warnt OECD-Generalsekretr Angel Gurra.
22.10.2008
Insgesamt gelten nach OECD-Definition (Personen mit weniger als 50 Prozent des nationalen mittleren Einkommens) mittlerweile elf Prozent der Deutschen als arm, gegenber sechs Prozent noch Mitte der 1980er. Damit liegt die Bundesrepublik inzwischen ber dem OECD-Mittel (10,6 Prozent, plus 1,3 Prozent im Vergleichszeitraum). Die meisten Armen unter den OECD-Lndern haben Mexiko (17 Prozent) sowie die Trkei und die USA (je rund 15 Prozent). Am besten stehen Dnemark und Schweden mit knapp ber fnf Prozent da, gefolgt von der Tschechischen Republik und sterreich. Rund 8,9 mal hher ist das Einkommen der reichsten zehn Prozent der Bevlkerung im Vergleich zu den rmsten zehn Prozent im OECD-Mittel. Doch nicht nur die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander. In einigen Lndern tut sich auch eine verstrkte Kluft zwischen den Reichen und dem Mittelstand auf, so die OECD-Studie. Betroffen sind davon neben Deutschland unter anderem auch Finnland, Italien, Kanada und Norwegen.
Verndert hat sich der Studie zufolge auch, wie stark verschiedene Altersschichten von Armut betroffen sind. OECD-weit ist die Armutsrate in den lteren Bevlkerungsschichten (ab 65 Jahren) seit Mitte der 1980er zurckgegangen, whrend junge Erwachsene (bis 25 Jahre) und Familien mit Kindern strker betroffen sind. Im Jahr 2005 lebte im Mittel jedes achte Kind in OECD-Lndern in Armut. In Deutschland lag die Armutsrate bei Kindern mit 16 Prozent sogar noch hher. Die Armutsrate bei lteren Menschen blieb in Deutschland im Gegensatz zum OECD-Mittel zwar stabil, liegt aber fr die Gruppe der 66- bis 74-Jhrigen mit etwa sieben Prozent mittlerweile deutlich unter dem Bundesschnitt.