Südafrika: Fußball-WM als Schub für Nachhaltigkeit?
Südafrika steht 2010 wegen der bald beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft international im Fokus. Experten erwarten von dem Großereignis, das zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet, deutlichen Rückenwind für die weitere Entwicklung des Landes. Nach Ansicht von oekom research wäre ein solcher Katalysator auch mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung Südafrikas dringend notwendig: Im Länderrating der Rating-Agentur liegt das Land am Kap auf Platz 50 von 50 analysierten Staaten. Die vorderen Plätze belegen wie in den Vorjahren die skandinavischen Länder. Die USA rangieren entgegen positiverer Erwartungen weiterhin auf Platz 40, Deutschland erzielte Platz 7.
28.05.2010
„Südafrika ist das einzige afrikanische Land, das wir in unserem Länderrating berücksichtigen. Es rangiert diesmal am Ende der Skala und lässt deutlichen Nachholbedarf bei der Realisierung einer nachhaltigen Entwicklung erkennen“, kommentiert Oliver Rüdel, Research Director von oekom research, die Platzierung. Von Investoren werden südafrikanische Staatsanleihen derzeit als stabil eingeschätzt und das Rendite-Risiko-Verhältnis gilt als vertretbar. „Wer sein Geld jedoch unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte anlegen möchte, sollte bei Südafrika sehr vorsichtig sein“, so Rüdel.
Ein ineffizienter Ressourcenverbrauch und der hohe Ausstoß von CO2, die unzureichende Berücksichtigung von Menschenrechten sowie gravierende Mängel in Punkto Sicherheit, Arbeitsmarktlage und Bildung sind nur einige von zahlreichen Defiziten, die oekom research mit Blick auf die Nachhaltigkeitsleistung des Landes am Kap anführt. Auch die erfolgten Zwangsumsiedlungen im Zuge der WM-Vorbereitungen gaben Anlass zu Kritik: So hat beispielsweise das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH im Frühjahr eine Petition bei der FIFA eingereicht, um die Gastgeberländer der Fußball-WM in Zukunft zur Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten zu verpflichten.
Weltmeisterschaft als Chance für eine nachhaltige Entwicklung?
Die WM bietet Südafrika die Chance, seine wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und seiner Position innerhalb Afrikas mehr Bedeutung zu verleihen. Darüber hinaus kann das Fußballevent zur Schaffung einer gemeinsamen nationalen Identität beitragen. Potenzial könnte auch für das nachhaltige Engagement vorhanden sein: „Möglicherweise wirkt die Fußball-Weltmeisterschaft angesichts des internationalen Drucks durch das Rampenlicht, in dem Südafrika 2010 steht, auch als Schub für die Herausforderung Nachhaltigkeit“, sagt Rüdel. Ob die junge Demokratie den hohen Erwartungen gerecht wird und sogar Signalwirkung für andere afrikanische Staaten hat, wird sich in der Zukunft erweisen.
Das Länderrating von oekom research (Ranking in Ausschnitten)
Das Länderrating von oekom research umfasst neben allen EU-Mitgliedsländern die OECD-Staaten sowie die wichtigsten Schwellenländer. Es dient in erster Linie Investoren und Finanzdienstleistern als Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Kapitalanlagen. Die Rating-Agentur oekom research führt die Untersuchung seit 2001 jährlich durch und beleuchtet dabei 150 ökologische und soziale Bewertungskriterien.
Rang (Vorjahr) Land
1 (2) Schweden
2 (1) Norwegen
3 (3) Finnland
4 (4) Dänemark
5 (5) Österreich
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7 (6) Deutschland
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14 (11) Frankreich
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23 (22) Japan
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40 (40) USA
41 (44) Russland
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47 (49) China
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49 (50) Indien
50 (48) Südafrika