Politik
Migration: Großer Aufholbedarf für Zielländer
405 Mio. Menschen - doppelt so viele wie heute - werden im Jahr 2050 außerhalb ihres Geburtslandes leben. Das prognostiziert die Internationale Organisation für Migration (IOM). „Die Zahl der Menschen, die außerhalb ihres Geburtslandes leben, ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Diese Entwicklung wird auch in Zukunft unaufhaltsam weitergehen. Die Frage ist, ob die Zielländer die Entwicklung noch rechtzeitig als Chance nutzen können", erklärt IOM-Sprecherin Jemini Pandya im pressetext-Interview.
08.12.2010
Zunehmend werden Schwellenländer in Asien, Afrika und Lateinamerika zu Zielländern von Arbeitsmigration. „In jedem Erdteil gibt es solche Magneten wie etwa Indien, Südostasien, Brasilien oder Südafrika", so Pandya. Doch auch Europa und die USA werden laut IOM immer Zielregionen bleiben. „Fakt ist, dass die Industrieländer aufgrund ihrer Alterung und der fallenden Geburtenrate ständig an Arbeitskraft verlieren, während im Süden die Zahl der jungen und arbeitsfähigen Menschen wächst. Das ist der Motor der Migration", so die Expertin. Gewappnet sind jedoch laut IOM weder die Schwellen- noch die Industrieländer für die Zukunft. Denn trotz der mehreren hundert Mio. Dollar, die der Norden jährlich in Migrationsmanagement investiert, reagiere er nur kurzfristig und lückenhaft auf aktuelle Probleme und Chancen der Migration. „Stets haben die Länder am schnellsten die Krisen überwunden, in denen Migranten am Aufschwung beitrugen. Der Norden blockiert derzeit hingegen aus Angst um die eigenen Arbeitsplätze die Einwanderung", erklärt Pandya. Da etwa einheimische Arbeitslose in England nicht in die Nahrungsmittelproduktion wechseln wollen, fehlt es dort an Arbeitskräften.
Zeitfenster für positive Entwicklung
Den Staaten sowie auch den nicht-staatlichen Akteuren bleibt in den Augen der IOM langfristig nur die Option, in das Potenzial künftiger Migration zu investieren. Das werde auch die öffentliche Wahrnehmung der Migranten verbessern, die die Krise besonders in Mitleidenschaft zog und den Druck auf Regierungen für kurzfristige Lösungen mindern. „Es scheint, als ob es nur jetzt nach der Krise ein besonderes Zeitfenster dafür gibt, um mögliche negative Effekte von Migration noch ins Positive zu kehren. Die Migration wird noch deutlich anwachsen, weshalb es Zeit ist, innezuhalten, nachzudenken und zu investieren", so Pandya.
Fünftgrößte Bevölkerung der Welt
Schon 2009 gab es laut IOM-Bericht 214 Mio. internationale Migranten, was eine deutliche Steigerung der 150 Mio. im Jahr 2000 ist. Gemeinsam übertrifft diese Gruppe damit zahlenmäßig die Bewohner Brasiliens, des Landes mit der fünftgrößten Bevölkerung. Der Anteil der Flüchtlinge stagniert im Vergleich und hält derzeit bei 15 Mio. Menschen. Internationale Migranten schickten im Vorjahr 414 Mrd. Dollar Rücküberweisungen in ihre Heimat - 2000 waren es erst 132 Mrd. gewesen. Drei Viertel davon gehen in Entwicklungsländer, wobei das Volumen an Rücküberweisungen dreimal größer ist als die offizielle Entwicklungshilfe.
Ein immer größerer Anteil der irregulären Migration betrifft unbegleitete Minderjährige, Asylwerber, Opfer von Menschenhandel sowie auch Menschen, die vor ökologischen und klimatischen Veränderungen fliehen. „Wir brauchen viele neue Lösungen", betont die Expertin. „Noch niemand weiß, wie man etwa mit Klimaflüchtlingen umgeht, die es in vielen Regionen längst gibt. So gehen etwa in Afrika Landbewohner wegen Dürre, Entwaldung, Wasserknappheit oder Erosion in die Städte und hinterlassen unbebautes Land. Die Städte sind mit ihrer Infrastruktur überfordert und erleben immer häufiger selbst Wasserknappheit."
Zeitfenster für positive Entwicklung
Den Staaten sowie auch den nicht-staatlichen Akteuren bleibt in den Augen der IOM langfristig nur die Option, in das Potenzial künftiger Migration zu investieren. Das werde auch die öffentliche Wahrnehmung der Migranten verbessern, die die Krise besonders in Mitleidenschaft zog und den Druck auf Regierungen für kurzfristige Lösungen mindern. „Es scheint, als ob es nur jetzt nach der Krise ein besonderes Zeitfenster dafür gibt, um mögliche negative Effekte von Migration noch ins Positive zu kehren. Die Migration wird noch deutlich anwachsen, weshalb es Zeit ist, innezuhalten, nachzudenken und zu investieren", so Pandya.
Fünftgrößte Bevölkerung der Welt
Schon 2009 gab es laut IOM-Bericht 214 Mio. internationale Migranten, was eine deutliche Steigerung der 150 Mio. im Jahr 2000 ist. Gemeinsam übertrifft diese Gruppe damit zahlenmäßig die Bewohner Brasiliens, des Landes mit der fünftgrößten Bevölkerung. Der Anteil der Flüchtlinge stagniert im Vergleich und hält derzeit bei 15 Mio. Menschen. Internationale Migranten schickten im Vorjahr 414 Mrd. Dollar Rücküberweisungen in ihre Heimat - 2000 waren es erst 132 Mrd. gewesen. Drei Viertel davon gehen in Entwicklungsländer, wobei das Volumen an Rücküberweisungen dreimal größer ist als die offizielle Entwicklungshilfe.
Ein immer größerer Anteil der irregulären Migration betrifft unbegleitete Minderjährige, Asylwerber, Opfer von Menschenhandel sowie auch Menschen, die vor ökologischen und klimatischen Veränderungen fliehen. „Wir brauchen viele neue Lösungen", betont die Expertin. „Noch niemand weiß, wie man etwa mit Klimaflüchtlingen umgeht, die es in vielen Regionen längst gibt. So gehen etwa in Afrika Landbewohner wegen Dürre, Entwaldung, Wasserknappheit oder Erosion in die Städte und hinterlassen unbebautes Land. Die Städte sind mit ihrer Infrastruktur überfordert und erleben immer häufiger selbst Wasserknappheit."
Quelle: UD / pte