Politik
Hohe Nahrungspreise stürzen Entwicklungsländer ins Chaos
Die Preise für Reis versetzen Entwicklungsländer wie Bangladesch in Schockstarre. So hat das arme Land angekündigt, bis Ende Juni doppelt so viel von dem Grundnahrungsmittel zu importieren wie bislang geplant. Begründet wird dieser Schritt mit Panikkäufen, denn Leute, die normalerweise zehn Kilogramm benötigen, tätigen Hamsterkäufe und kaufen doppelt so viel ein, berichtet Bloomberg unter Berufung auf das Generaldirektorium für Lebensmittel.
08.02.2011
„Im Vergleich zu Getreidesorten zeigt der Reispreis eine relative Schwäche. Auch wenn der Preis noch längst nicht das Niveau aus dem Jahr 2008 erreicht hat, bleibt die Lage kritisch", verdeutlicht Robert Rethfeld von Wellenreiter. Dem Experten nach ist mit einem weiteren Preisanstieg für Reis zu rechnen. Dies hätte jedoch zur Folge, dass sich auch die Inflationsproblematik in Asien verschärfen würde.
Auch angesichts der Unruhen in Tunesien und Ägypten, die sich unter anderem an zu hohen Lebensmittelpreisen entzündet haben, droht laut der Weltbank „eine der größten Bedrohungen für die wirtschaftliche Erholung und die soziale Stabilität“. Dass die aktuelle Lage nach wie vor angespannt ist, zeigt sich vor allem am Beispiel Bangladesch. Dort erreichte der Reispreis im Dezember einen Rekord und erhöhte sich FAO-Angaben nach 2010 um über 40 Prozent.
Ausfälle in Thailand und Vietnam
Weil es nur eine begrenzte Anzahl von Exporteuren gibt, ist der Reismarkt besonders sensibel für Schwankungen. Zu allem Überfluss kommen Ernteausfälle in den Exportländern Thailand und Vietnam noch dazu. Prognosen gehen 2011 von Rückgängen aus. Die Ernten in Thailand werden in der aktuellen Saison um bis zu 1,6 Prozent auf 31,7 Mio. Tonnen schrumpfen, so die Behörden. In Vietnam wird ein Rückgang von 39,99 Mio. auf 39,75 Mio. Tonnen vorhergesagt.
Um eine Versorgung mit Lebensmitteln in Afrika sicherzustellen und weitere Preiskapriolen zu verhindern, fordert die Weltbank eine verstärkte Unterstützung der Bauern in Afrika. Dort befinden sich mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlich bestellbaren Fläche. Eine schärfere Regulierung der Rohstoffspekulanten hält die Weltbank hingegen für weniger dringlich. Vor allem die USA bemühen sich derzeit um eine strengere Überwachung von Spekulanten.
Welthungerhilfe fordert Reaktion der Bundesregierung
Die Welthungerhilfe fordert die Bundesregierung auf, sich für einen Stopp der exzessiven Spekulation mit Agrarrohstoff-Derivaten einzusetzen. Frankreich, das zurzeit den G20-Vorsitz innehat, hat das Thema steigende Nahrungsmittelpreise hoch auf die Agenda gesetzt. Dazu äußern sich FAO-Generalsekretär Diouf und der französische Landwirtschaftsminister Le Maire in Rom.
„Die Zeit drängt. In einzelnen Ländern, vor allem in Asien, ist die Lage schon kritisch. Wenn die Vorräte zu Ende gehen, werden Millionen Menschen in den Hunger getrieben, weil sie sich ihre täglichen Mahlzeiten nicht mehr leisten können", sagt Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Die Welthungerhilfe fordert, im Zuge der aktuell anstehenden europäischen Reform der Finanzmarktrichtlinie Regeln für den Handel mit Agrarrohstoff-Derivaten aufzustellen. Die Märkte für globale Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais oder Reis müssen wieder nach fundamentalen Marktdaten - Angebot, Nachfrage, Lagerbestände - funktionieren.
Die Regeln sollten umfassen:
- Transparenz an Warenterminbörsen: Es muss klar sein, wer mit Agrarrohstoffen handelt. Der Agrarrohstoff-Derivate-Markt sollte den Händlern zugänglich sein, die Preise bilden und Risiken absichern, und nicht Finanzakteuren.
- Mengenbeschränkungen: Händler dürfen nur ein bestimmtes Volumen an Derivaten halten, um Konzentration bei einzelnen Händlern zu verhindern. Die Mengen sollen auf der tatsächlichen Menge an verfügbaren Agrargütern basieren.
- Preisbeschränkungen: Falls die festgesetzten Preise bei Agrarrohstoff-Derivaten überschritten werden, soll der Handel ausgesetzt werden, um Panikreaktionen und Preisverzerrungen zu verhindern.
„Wichtig ist, dass bei der Neuregulierung nicht nur die Interessen der europäischen Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen, sondern dass ein Schwerpunkt auf die Ernährungssicherung in Entwicklungsländern gelegt wird", so Jamann. „Dort geht es um das nackte Überleben.“
Auch angesichts der Unruhen in Tunesien und Ägypten, die sich unter anderem an zu hohen Lebensmittelpreisen entzündet haben, droht laut der Weltbank „eine der größten Bedrohungen für die wirtschaftliche Erholung und die soziale Stabilität“. Dass die aktuelle Lage nach wie vor angespannt ist, zeigt sich vor allem am Beispiel Bangladesch. Dort erreichte der Reispreis im Dezember einen Rekord und erhöhte sich FAO-Angaben nach 2010 um über 40 Prozent.
Ausfälle in Thailand und Vietnam
Weil es nur eine begrenzte Anzahl von Exporteuren gibt, ist der Reismarkt besonders sensibel für Schwankungen. Zu allem Überfluss kommen Ernteausfälle in den Exportländern Thailand und Vietnam noch dazu. Prognosen gehen 2011 von Rückgängen aus. Die Ernten in Thailand werden in der aktuellen Saison um bis zu 1,6 Prozent auf 31,7 Mio. Tonnen schrumpfen, so die Behörden. In Vietnam wird ein Rückgang von 39,99 Mio. auf 39,75 Mio. Tonnen vorhergesagt.
Um eine Versorgung mit Lebensmitteln in Afrika sicherzustellen und weitere Preiskapriolen zu verhindern, fordert die Weltbank eine verstärkte Unterstützung der Bauern in Afrika. Dort befinden sich mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlich bestellbaren Fläche. Eine schärfere Regulierung der Rohstoffspekulanten hält die Weltbank hingegen für weniger dringlich. Vor allem die USA bemühen sich derzeit um eine strengere Überwachung von Spekulanten.
Welthungerhilfe fordert Reaktion der Bundesregierung
Die Welthungerhilfe fordert die Bundesregierung auf, sich für einen Stopp der exzessiven Spekulation mit Agrarrohstoff-Derivaten einzusetzen. Frankreich, das zurzeit den G20-Vorsitz innehat, hat das Thema steigende Nahrungsmittelpreise hoch auf die Agenda gesetzt. Dazu äußern sich FAO-Generalsekretär Diouf und der französische Landwirtschaftsminister Le Maire in Rom.
„Die Zeit drängt. In einzelnen Ländern, vor allem in Asien, ist die Lage schon kritisch. Wenn die Vorräte zu Ende gehen, werden Millionen Menschen in den Hunger getrieben, weil sie sich ihre täglichen Mahlzeiten nicht mehr leisten können", sagt Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
Die Welthungerhilfe fordert, im Zuge der aktuell anstehenden europäischen Reform der Finanzmarktrichtlinie Regeln für den Handel mit Agrarrohstoff-Derivaten aufzustellen. Die Märkte für globale Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais oder Reis müssen wieder nach fundamentalen Marktdaten - Angebot, Nachfrage, Lagerbestände - funktionieren.
Die Regeln sollten umfassen:
- Transparenz an Warenterminbörsen: Es muss klar sein, wer mit Agrarrohstoffen handelt. Der Agrarrohstoff-Derivate-Markt sollte den Händlern zugänglich sein, die Preise bilden und Risiken absichern, und nicht Finanzakteuren.
- Mengenbeschränkungen: Händler dürfen nur ein bestimmtes Volumen an Derivaten halten, um Konzentration bei einzelnen Händlern zu verhindern. Die Mengen sollen auf der tatsächlichen Menge an verfügbaren Agrargütern basieren.
- Preisbeschränkungen: Falls die festgesetzten Preise bei Agrarrohstoff-Derivaten überschritten werden, soll der Handel ausgesetzt werden, um Panikreaktionen und Preisverzerrungen zu verhindern.
„Wichtig ist, dass bei der Neuregulierung nicht nur die Interessen der europäischen Landwirtschaft im Mittelpunkt stehen, sondern dass ein Schwerpunkt auf die Ernährungssicherung in Entwicklungsländern gelegt wird", so Jamann. „Dort geht es um das nackte Überleben.“
Quelle: UD / na-pte