Politik
Im Blickpunkt: Kindersoldaten
Nach Schätzungen von UNICEF gibt es zur Zeit etwa 300.000 Kindersoldaten. Schon zehnjährige Jungen und Mädchen werden rekrutiert und ausgebildet. Viele werden als Spione, Boten oder Minendetektoren eingesetzt. Sie werden gezwungen zu töten und zu foltern. UNICEF fordert, dass weltweit alle Kindersoldaten demobilisiert und sie bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft unterstützt werden. Das Mindestalter für die Teilnahme von Kindern an bewaffneten Konflikten soll in internationalen Konventionen von 15 auf 18 Jahre erhöht werden. Mehr dazu im UmweltDialog-Blickpunkt.
18.08.2011
Kindersoldaten sind in vielen bewaffneten Kriegsparteien
fester Bestandteil der militärischen Infrastruktur. Dagegen wendet sich die
»Internationale Coalition to Stop the Use of Child Soldiers«, in der terre des
hommes seit Jahren aktiv mitarbeitet. Die »Coalition« hat inzwischen ein
internationales Netzwerk aufgebaut: „Ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen
die Rekrutierung von Kindern das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention,
in dem sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, keine Kinder und
Jugendlichen unter 18 Jahren zu rekrutieren“, so Terre des Hommes. „Ebenso
wichtig ist der neue Internationale Strafgerichtshof in Den Haag, denn wer Kinder unter 15 Jahre rekrutiert, kann
zukünftig nach dem Statut des Gerichtshofes als Kriegsverbrecher verurteilt
werden.“
Berichte
Kindersoldaten: Vergangenheit erschwert Leben
Der lange Bürgerkrieg hat Uganda ein schweres Erbe hinterlassen: Viele Kinder und Jugendliche, die früher als Kindersoldaten der Rebellen dienten, kämpfen weiterhin mit Post-traumatischen Belastungsstörungen (PTSD) und Depressionen. Psychologen der Universität Bielefeld berichten in der Fachzeitschrift "JAMA" von einem therapeutischen Konzept, das den Kindern die Rückkehr ins normale Leben erleichtern soll. Im Interview schildert die Studienleiterin Verena Ertl die Situation.
„Brennpunkt Kongo“
Sie sind von ihren Erlebnissen stigmatisiert, ihre Familien sind zerstört, sie haben keinen Schulabschluss und keine Papiere. In einer eindrucksvollen Schilderung berichtet Achim Koch, Teamleiter des GTZ-Projekts zur Reintegration von Kindersoldaten im Kongo, von seinen Erlebnissen. Unter dem Titel „Brennpunkt Kongo“ stellten er und Carla Berke von der KfW-Entwicklungsbank, auf Einladung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in Potsdam ihre Hilfsprojekte vor.
Globale Aktion Rote Hand
Seit 2002 findet jährlich am 12. Februar der Red Hand Day statt, welcher die weltweite Aufmerksamkeit auf die Situation von Kindersoldaten lenkt. Am Red Hand Day gibt es öffentliche Proteste, Demonstrationen und andere Aktivitäten. Das Symbol des Red Hand Days ist die Rote Hand, die überall in der Welt von vielen Organisationen benutzt wird, um NEIN zu sagen zur Rekrutierung und zum Einsatz von Kindersoldaten.
Daten und Fakten
Etwa 250.000 bis 300.000 Kinder werden weltweit als Kindersoldaten eingesetzt. Sie werden zum Kämpfen gezwungen oder sind zumindest Teil der militärischen Infrastruktur. Hier einige Beispiele:
Kolumbien: ca. 14.000 Kindersoldaten in bewaffneten Oppositionsgruppen (FARC, ELN, andere) und paramilitärischen Verbänden
Burma: ca. 77.000 Kindersoldaten in der Regierungsarmee und bewaffneten Oppositionsgruppen
Angola: ca. 7.000 Kindersoldaten (seit einiger Zeit Nachkriegssituation)
Indien: Zahl der Kindersoldaten ist unbekannt, Einsatz in Regierungsarmee und zahlreiche Oppositionsgruppen
Afghanistan: die Zahl der Kindersoldaten ist unbekannt, aber ihr Einsatz gilt als wahrscheinlich
Philippinen: unbekannt, Einsatz bei Paramilitärs und bewaffneten Oppositionsgruppen
Indonesien: unbekannt, Einsatz als Informanten für Regierungstruppen und in bewaffneten Oppositionsgruppen
Quelle: Terre des Hommes
Gründe für die Rekrutierung von Kindersoldaten
Für die meisten Kriege gilt eine Faustregel: Je länger ein Krieg dauert, desto mehr Kinder werden rekrutiert. Je mehr Kinder rekrutiert werden, um so jünger werden die Opfer dieser Praxis. Nicht selten kommt es zum »Wettlauf« der Kriegsparteien bei der Rekrutierung von Kindern: Nicht nur, weil die Kinder für den Kampf braucht werden, sondern auch, um dem Gegner zuvorzukommen.
Die Rekrutierung von Kindersoldaten dient in manchen Konfliktregionen auch als Instrument zur Unterdrückung von oppositionellen Gruppen und Ethnien. In diesem Fall werden die Kinder Oppositioneller oder ethnischer Minderheiten vom Militär rekrutiert und in entfernte Landesteile gebracht. Die Eltern werden über den Verbleib ihrer Kinder nicht informiert.
Leichte Kleinwaffen ermöglichen es den Kriegsparteien, bereits junge Kinder in bewaffnete Auseinandersetzungen zu schicken.
Forderungen des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten
Straight 18: Kein Kind unter 18 Jahren darf in Armeen, bewaffneten Gruppen oder anderen militärischen Verbänden eingesetzt oder geschult werden - egal in welcher Funktion und ob unfreiwillig oder "freiwillig". Auch dürfen Unter-18-Jährige prinzipiell nicht für Armeen oder bewaffnete Gruppen geworben werden. Alle Kinder unter 18 Jahren müssen aus Armeen und bewaffneten Gruppen entlassen werden und bei ihrer Rückkehr ins zivile Leben unterstützt werden
Bestrafung der Verantwortlichen: Personen, Staaten und bewaffnete Gruppen, die Kinder rekrutieren und als Soldaten einsetzen, müssen öffentlich benannt und sanktioniert werden. Personen müssen vor dem Internationalen Strafgerichtshof oder nationalen Gerichten angeklagt werden. Staaten und bewaffnete Gruppen müssen durch den UN-Sicherheitsrat öffentlich verurteilt und sanktioniert werden, zum Beispiel durch wirtschaftliche Einschränkungen, Reiseverbote oder Kontensperrungen).
Versorgung, Schutz und Hilfe für geflohene Kindersoldaten: Medizinische und psychologische Versorgung, Schutz vor erneuter Rekrutierung, sowie schulische und berufliche Bildung sind für alle ehemaligen Kindersoldaten lebenswichtig - gerade auch wenn sie als Flüchtlinge in Industrieländer wie Deutschland kommen. Deutschland erfüllt diese Anforderung nur sehr unzureichend, geflohene Kindersoldaten und andere Flüchtlingskinder werden systematisch benachteiligt; viele sind ständig von Abschiebung bedroht.
Gewährung von politischem Asyl: Ehemaligen Kindersoldaten muss in allen Ländern, in die sie geflohen sind, Schutz und politisches Asyl gewährt werden - natürlich auch in Deutschland und anderen Industrieländern. Dies ist in Deutschland bisher nur selten der Fall.
Mehr Geld für Hilfsprogramme: Die staatlichen und internationalen Mittel für Präventions- und Reintegrationsprogramme für Kindersoldaten müssen deutlich erhöht werden. In vielen Ländern mit Kindersoldaten gibt es keinerlei Mittel für solche Programme.
Stopp von Waffenexporten: Waffen (insbesondere Kleinwaffen), Waffenteile oder Munition dürfen nicht mehr in Krisenregionen exportiert werden, in denen Kindersoldaten eingesetzt werden. Hier ist Deutschland besonders in der Pflicht, denn es ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Auch die illegalen Umwege, über die (auch deutsche) Waffen in Krisenländer gelangen, müssen aufgedeckt und geschlossen werden. Die Vergabe von Waffenproduktionslizenzen ins außereuropäische Ausland und der Export von Waffen in Drittländer, die die Waffen in Krisengebiete weiterleiten, müssen gestoppt werden.
Quelle: UNICEF
Quelle Startbild: David Chico Pham/flickr.com
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Berichte
Kindersoldaten: Vergangenheit erschwert Leben
Der lange Bürgerkrieg hat Uganda ein schweres Erbe hinterlassen: Viele Kinder und Jugendliche, die früher als Kindersoldaten der Rebellen dienten, kämpfen weiterhin mit Post-traumatischen Belastungsstörungen (PTSD) und Depressionen. Psychologen der Universität Bielefeld berichten in der Fachzeitschrift "JAMA" von einem therapeutischen Konzept, das den Kindern die Rückkehr ins normale Leben erleichtern soll. Im Interview schildert die Studienleiterin Verena Ertl die Situation.
„Brennpunkt Kongo“
Sie sind von ihren Erlebnissen stigmatisiert, ihre Familien sind zerstört, sie haben keinen Schulabschluss und keine Papiere. In einer eindrucksvollen Schilderung berichtet Achim Koch, Teamleiter des GTZ-Projekts zur Reintegration von Kindersoldaten im Kongo, von seinen Erlebnissen. Unter dem Titel „Brennpunkt Kongo“ stellten er und Carla Berke von der KfW-Entwicklungsbank, auf Einladung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), in Potsdam ihre Hilfsprojekte vor.
Globale Aktion Rote Hand
Seit 2002 findet jährlich am 12. Februar der Red Hand Day statt, welcher die weltweite Aufmerksamkeit auf die Situation von Kindersoldaten lenkt. Am Red Hand Day gibt es öffentliche Proteste, Demonstrationen und andere Aktivitäten. Das Symbol des Red Hand Days ist die Rote Hand, die überall in der Welt von vielen Organisationen benutzt wird, um NEIN zu sagen zur Rekrutierung und zum Einsatz von Kindersoldaten.
Daten und Fakten
Etwa 250.000 bis 300.000 Kinder werden weltweit als Kindersoldaten eingesetzt. Sie werden zum Kämpfen gezwungen oder sind zumindest Teil der militärischen Infrastruktur. Hier einige Beispiele:
Kolumbien: ca. 14.000 Kindersoldaten in bewaffneten Oppositionsgruppen (FARC, ELN, andere) und paramilitärischen Verbänden
Burma: ca. 77.000 Kindersoldaten in der Regierungsarmee und bewaffneten Oppositionsgruppen
Angola: ca. 7.000 Kindersoldaten (seit einiger Zeit Nachkriegssituation)
Indien: Zahl der Kindersoldaten ist unbekannt, Einsatz in Regierungsarmee und zahlreiche Oppositionsgruppen
Afghanistan: die Zahl der Kindersoldaten ist unbekannt, aber ihr Einsatz gilt als wahrscheinlich
Philippinen: unbekannt, Einsatz bei Paramilitärs und bewaffneten Oppositionsgruppen
Indonesien: unbekannt, Einsatz als Informanten für Regierungstruppen und in bewaffneten Oppositionsgruppen
Quelle: Terre des Hommes
Gründe für die Rekrutierung von Kindersoldaten
Für die meisten Kriege gilt eine Faustregel: Je länger ein Krieg dauert, desto mehr Kinder werden rekrutiert. Je mehr Kinder rekrutiert werden, um so jünger werden die Opfer dieser Praxis. Nicht selten kommt es zum »Wettlauf« der Kriegsparteien bei der Rekrutierung von Kindern: Nicht nur, weil die Kinder für den Kampf braucht werden, sondern auch, um dem Gegner zuvorzukommen.
Die Rekrutierung von Kindersoldaten dient in manchen Konfliktregionen auch als Instrument zur Unterdrückung von oppositionellen Gruppen und Ethnien. In diesem Fall werden die Kinder Oppositioneller oder ethnischer Minderheiten vom Militär rekrutiert und in entfernte Landesteile gebracht. Die Eltern werden über den Verbleib ihrer Kinder nicht informiert.
Leichte Kleinwaffen ermöglichen es den Kriegsparteien, bereits junge Kinder in bewaffnete Auseinandersetzungen zu schicken.
Forderungen des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten
Straight 18: Kein Kind unter 18 Jahren darf in Armeen, bewaffneten Gruppen oder anderen militärischen Verbänden eingesetzt oder geschult werden - egal in welcher Funktion und ob unfreiwillig oder "freiwillig". Auch dürfen Unter-18-Jährige prinzipiell nicht für Armeen oder bewaffnete Gruppen geworben werden. Alle Kinder unter 18 Jahren müssen aus Armeen und bewaffneten Gruppen entlassen werden und bei ihrer Rückkehr ins zivile Leben unterstützt werden
Bestrafung der Verantwortlichen: Personen, Staaten und bewaffnete Gruppen, die Kinder rekrutieren und als Soldaten einsetzen, müssen öffentlich benannt und sanktioniert werden. Personen müssen vor dem Internationalen Strafgerichtshof oder nationalen Gerichten angeklagt werden. Staaten und bewaffnete Gruppen müssen durch den UN-Sicherheitsrat öffentlich verurteilt und sanktioniert werden, zum Beispiel durch wirtschaftliche Einschränkungen, Reiseverbote oder Kontensperrungen).
Versorgung, Schutz und Hilfe für geflohene Kindersoldaten: Medizinische und psychologische Versorgung, Schutz vor erneuter Rekrutierung, sowie schulische und berufliche Bildung sind für alle ehemaligen Kindersoldaten lebenswichtig - gerade auch wenn sie als Flüchtlinge in Industrieländer wie Deutschland kommen. Deutschland erfüllt diese Anforderung nur sehr unzureichend, geflohene Kindersoldaten und andere Flüchtlingskinder werden systematisch benachteiligt; viele sind ständig von Abschiebung bedroht.
Gewährung von politischem Asyl: Ehemaligen Kindersoldaten muss in allen Ländern, in die sie geflohen sind, Schutz und politisches Asyl gewährt werden - natürlich auch in Deutschland und anderen Industrieländern. Dies ist in Deutschland bisher nur selten der Fall.
Mehr Geld für Hilfsprogramme: Die staatlichen und internationalen Mittel für Präventions- und Reintegrationsprogramme für Kindersoldaten müssen deutlich erhöht werden. In vielen Ländern mit Kindersoldaten gibt es keinerlei Mittel für solche Programme.
Stopp von Waffenexporten: Waffen (insbesondere Kleinwaffen), Waffenteile oder Munition dürfen nicht mehr in Krisenregionen exportiert werden, in denen Kindersoldaten eingesetzt werden. Hier ist Deutschland besonders in der Pflicht, denn es ist weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Auch die illegalen Umwege, über die (auch deutsche) Waffen in Krisenländer gelangen, müssen aufgedeckt und geschlossen werden. Die Vergabe von Waffenproduktionslizenzen ins außereuropäische Ausland und der Export von Waffen in Drittländer, die die Waffen in Krisengebiete weiterleiten, müssen gestoppt werden.
Quelle: UNICEF
Quelle Startbild: David Chico Pham/flickr.com
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Quelle: UD