Politik

Globale Kakao-Industrie versagt: Kinder- und Zwangsarbeit bleiben die Regel

Im Jahr 2001 verpflichtete sich die weltweite Kakao- und Schokoladenindustrie im sogenannten „Harkin-Engel-Protokoll“ zu einem Sechs-Punkte-Plan, durch dessen Umsetzung binnen weniger Jahre die schlimmsten Formen von Kinder-und Zwangsarbeit in der Kakaoproduktion beendet werden sollten. Zehn Jahre später ist offensichtlich, dass es sich dabei weitgehend um ein leeres Versprechen handelt. Der Kakaosektor hat es nicht geschafft, auch nur ein einziges der sechs selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Daher lancieren NGOs, darunter auch das SÜDWIND-Institut, am zehnten Geburtstag des Protokolls die internationale „10 Campaign“.

19.09.2011

Foto: outofculture/flickr.com
Foto: outofculture/flickr.com

Vor 10 Jahren hat die weltweite Kakao- und Schokoladenindustrie, vertreten durch ihre verschiedenen Verbände, das Harkin-Engel-Protokoll unterzeichnet, ein Sechs-Punkte Plan zur Abschaffung der schlimmsten Formen von Kinderarbeit im Kakaosektor der Elfenbeinküste und Ghanas.

Im Auftrag der US-Regierung untersuchte die angesehene US-Universität Tulane die Umsetzung des Protokolls. Der Schlussbericht aus dem Frühjahr 2011 ist vernichtend: Die sechs Punkte des Protokolls wurden nichtvollständig umgesetzt und mit Ausnahme erster Ansätze einiger Unternehmen hat die von der Industrie angestrebte Reform der Beschaffungsketten noch nicht stattgefunden. Geschätzte 1,8 Millionen Kinder arbeiten weiterhin in der Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste und Ghana, viele von ihnen unter Bedingungen, die ihre Gesundheit gefährden und einen Schulbesuch unmöglich machen.

10-Kampagne

Das Scheitern der freiwilligen Selbstverpflichtung zeigt: Um die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Kakao-Produktion wirksam zu bekämpfen, braucht es eine strenge Regulierung. Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften, die sich in verschiedenen Teilen der Welt für eine Verbesserung der Situation im Kakaoanbau einsetzen, haben sich daher zusammengeschlossen, um aus Anlass des zehnjährigen Geburtstags des Protokolls am 19.09.2011 mit einer gemeinsamen Stimme aufzutreten. Zusammen rufen sie nationale und internationale Gesetzgebungsorgane dazu auf, rechtliche Grundlagen zu formulieren, damit die Firmen zu einer Abschaffung der Missstände verpflichtet werden.

Staatliche Regulierungen sollten sicherstellen, dass alle Kakao- und Schokoladenunternehmen - und nicht nur einige wenige Vorreiter - ihre Lieferkette von einer unabhängigen Stelle prüfen lassen. Auch sollen die Firmen via Gesetz dazu verpflichtet werden, ihre Bemühungen zur Bekämpfung der Kinderarbeit und schlechter Lebensverhältnisse der Kakaobauern offen zu legen. Zuletzt muss eine unabhängige Instanz geschaffen werden, welche die Fortschritte in der Branche überwacht und Bericht erstattet. Nur dann können Unternehmen der Kakaobranche ihre Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Lieferkette nicht mehr umgehen.

Die finanziellen Mittel für Veränderungen in der Beschaffungskette wären vorhanden. Von 2001 bis 2011 wurden mit Kakaoprodukten etwa eine Billion US-Dollar umgesetzt.

„Die Kakao-Industrie ist von der Einlösung ihres Versprechens, die menschenunwürdigen Bedingungen in der Kakao-Produktion in Westafrika zu beenden, noch weit entfernt“ sagt Antonie Fountain, Sprecher der „10 Campaign“. „Deshalb fordern wir die Regierungen heute dazu auf, die Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, so dass sie ihr Bekenntnis, die Menschenrechtsverletzungen im westafrikanischen Kakaosektor zu beenden, auch tatsächlich umsetzen.“

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Quelle: UD / pm
 
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