Politik
„STEP“ bildet afrikanische Studenten zu Unternehmern aus
Die Arbeitslosigkeit unter jungen Akademikern in Afrika ist hoch. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, unterstützt die Deutsche UNESCO-Kommission im Rahmen ihrer Afrika-Initiative auch die Fortbildung zur Unternehmensgründung. Gemeinsam mit der Leuphana Universität Lüneburg wird seit 2010 das Programm „Student Training for Entrepreneurial Promotion (STEP)“ in Afrika durchgeführt. Erfolgreiche Modellprojekte gibt es heute an Universitäten in Uganda, Ruanda und Liberia. Der Wirtschaftspsychologe Michael Frese hat STEP entwickelt.
29.09.2011
Herr Frese, wie ist die Idee zum STEP-Programm in Afrika entstanden?
Michael Frese: Wir wollen zur Umsetzung der Millenniumziele beitragen. Da wir schon länger Studien zum Unternehmertum in Afrika machen, wollen wir feststellen, ob sich mit einem guten Training die Rate von Unternehmern unter afrikanischen Studenten erhöhen lässt. Denn jeder Student, der sich selbstständig macht, kann Arbeitslosigkeit in zweifacher Weise reduzieren: Er ist selbst nicht mehr arbeitslos, und er stellt andere Personen ein und trägt so zum Wirtschaftswachstum bei.
Was vermittelt das Programm, damit die neuen Unternehmen auch überlebensfähig bleiben?
Michael Frese: Das Training hat drei Grundlagen: Erstens vermittelt es die notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. Zweitens wird auf der Basis neuester psychologischer Kenntnisse die Motivation erhöht, ein Unternehmen zu gründen. Und drittens bereitet es darauf vor, als afrikanischer Unternehmer in einem Entwicklungsland zu bestehen, wo die Ressourcen ja meist gering sind.
Wie wurden diese regionalen Bedingungen berücksichtigt?
Michael Frese: STEP wurde mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Afrika entwickelt. Eine sehr gute Basis war die bereits vorhandene Kooperation mit der Makerere University Business School in Uganda und meinem Lehrstuhl. Wir haben gemeinsam in Kampala das Curriculum erarbeitet, und mittlerweile wird dort das Training selbstständig durchgeführt.
Welche Rolle spielen die afrikanischen UNESCO-Nationalkommissionen?
Michael Frese: Die Zusammenarbeit mit den Nationalkommissionen hat es erst ermöglicht, STEP erfolgreich und dauerhaft in afrikanischen Ländern zu etablieren. Sie sorgen für den Kontakt zu den Bildungsministerien und den Universitäten, koordinieren die Umsetzung des Trainings und werben auch bei Studenten und Interessierten für das Programm. Die Liberianische UNESCO-Kommission zum Beispiel hat das Programm in zwei landesweiten Radiosendungen und im Uni-Radio vorgestellt und damit bekannt gemacht. Die Nationalkommissionen sind also ein wichtiges Netzwerk.
Was unterscheidet STEP von anderen Gründungs-Programmen?
Michael Frese: Das Programm ist sehr praxisorientiert. Theoretisches Wissen ist zwar wichtig, die praktische Anwendung dieses Wissens aber genauso. Deshalb nehmen ausnahmslos alle Studenten während des Trainings an einer Unternehmensgründung teil. Die Unternehmen werden von Studententeams mit einem sehr geringen Startkapital gegründet. Damit werden alle Teilnehmer unternehmerisch tätig und können ihre Kenntnisse und Fertigkeiten entwickeln. STEP ist auch ein Programm, das direkt in die Universitätsausbildung für Nicht-Business-Studenten integriert werden kann.
Wie offen sind afrikanische Studenten für das Programm?
Michael Frese: Die Studenten sind sehr interessiert. Wir hatten beim ersten Training in Uganda etwa 400 Anmeldungen, und auch in Liberia waren es über 200 Anmeldungen. Studenten, die bereits am Programm teilgenommen haben, empfehlen es Freunden und Mitstudierenden weiter. Sie haben oft auch an den darauf folgenden Angeboten teilgenommen. Und wir haben Gespräche geführt, um herauszufinden, wie zufrieden die Studenten sind. Alle waren der Meinung, dass das Programm sehr nützlich ist und dass es ihnen vermittelt hat, wie sie ein eigenes Unternehmen gründen können.
Machen die Studenten auch danach weiter?
Michael Frese: Unsere Evaluationen haben ergeben, dass das Training dazu beiträgt, dass mehr Studenten ein Unternehmen gründen. Wir sprechen auch ein Jahr später mit den Teilnehmern. Diese Evaluation erlaubt es, das Training immer weiter zu verbessern. Unserem Wissen nach ist STEP eines der am besten durchdachten Programme für Schwellen- und Entwicklungsländer, es basiert auf einer strengen wissenschaftlichen Evaluation.
Welche Unternehmensgründungen haben Sie besonders beeindruckt?
Michael Frese: Mich hat insgesamt beeindruckt, wie viele der Studenten die Selbstständigkeit als Alternative sehen. Selbst nach ersten Rückschlägen geben sie nicht auf. Das haben die Gespräche ein Jahr nach dem Training ergeben. Sie verfolgen beharrlich ihren Wunsch nach einem Unternehmen. Und die meisten sind auch erfolgreich. Wir hatten eine Studentin aus Uganda, die vor dem Training nicht besonders an einer Karriere als Unternehmerin interessiert war. Unser Training hat ihr jedoch das nötige Vertrauen gegeben. Sie hat eine Geflügelfarm gegründet und versorgt jetzt Hotels und Einzelhändler in Kampala mit Eiern. Mittlerweile arbeiten fünf Angestellte für sie. Ihre Gewinne hat sie eingesetzt, um eine neues Unternehmen zu gründen und ihr Angebot zu diversifizieren. Ein anderer Student, der Stadtplanung studiert hatte, wollte schon länger ein Bauunternehmen gründen. Er hatte jedoch den Eindruck, dass er dazu nicht fähig sei. Unser Training hat ihm das notwendige Wissen vermittelt. Weil er kein großes Startkapital für ein Bauunternehmen hatte, gründete er zunächst kleine Unternehmen. Die Gewinne investiert er in nächst größere Projekte. Diese Strategie wird ihn langfristig zu seinem Ziel führen.
Gibt es Pläne, STEP außerhalb Afrikas umzusetzen?
Michael Frese: Momentan sind wir in Afrika aktiv. Wir wollen das Training dort zunächst Schritt für Schritt weiter ausweiten und in den nächsten Jahren auch an Berufsschulen und weiterführenden Schulen implementieren. Das Training wurde jedoch nicht ausschließlich für Afrika konzipiert. Wir sehen in Asien, Mittel- und Südamerika auch ein großes Potenzial. Die strukturelle Situation dort ist teilweise sehr ähnlich wie in Afrika. Deshalb freuen wir uns, mit der Deutschen UNESCO-Kommission einen Partner zu haben, mit dem die Ausweitung des Programms umgesetzt werden kann. Die Kontakte zu Nationalkommissionen in vielen verschiedenen Ländern sind ausgesprochen wichtig und schaffen hervorragende Synergien. Wir planen, bis 2020 weltweit rund 20.000 Studenten zu trainieren.
Das Interview führte Farid Gardizi für unesco heute online.
Michael Frese: Wir wollen zur Umsetzung der Millenniumziele beitragen. Da wir schon länger Studien zum Unternehmertum in Afrika machen, wollen wir feststellen, ob sich mit einem guten Training die Rate von Unternehmern unter afrikanischen Studenten erhöhen lässt. Denn jeder Student, der sich selbstständig macht, kann Arbeitslosigkeit in zweifacher Weise reduzieren: Er ist selbst nicht mehr arbeitslos, und er stellt andere Personen ein und trägt so zum Wirtschaftswachstum bei.
Was vermittelt das Programm, damit die neuen Unternehmen auch überlebensfähig bleiben?
Michael Frese: Das Training hat drei Grundlagen: Erstens vermittelt es die notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse. Zweitens wird auf der Basis neuester psychologischer Kenntnisse die Motivation erhöht, ein Unternehmen zu gründen. Und drittens bereitet es darauf vor, als afrikanischer Unternehmer in einem Entwicklungsland zu bestehen, wo die Ressourcen ja meist gering sind.
Wie wurden diese regionalen Bedingungen berücksichtigt?
Michael Frese: STEP wurde mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Afrika entwickelt. Eine sehr gute Basis war die bereits vorhandene Kooperation mit der Makerere University Business School in Uganda und meinem Lehrstuhl. Wir haben gemeinsam in Kampala das Curriculum erarbeitet, und mittlerweile wird dort das Training selbstständig durchgeführt.
Welche Rolle spielen die afrikanischen UNESCO-Nationalkommissionen?
Michael Frese: Die Zusammenarbeit mit den Nationalkommissionen hat es erst ermöglicht, STEP erfolgreich und dauerhaft in afrikanischen Ländern zu etablieren. Sie sorgen für den Kontakt zu den Bildungsministerien und den Universitäten, koordinieren die Umsetzung des Trainings und werben auch bei Studenten und Interessierten für das Programm. Die Liberianische UNESCO-Kommission zum Beispiel hat das Programm in zwei landesweiten Radiosendungen und im Uni-Radio vorgestellt und damit bekannt gemacht. Die Nationalkommissionen sind also ein wichtiges Netzwerk.
Was unterscheidet STEP von anderen Gründungs-Programmen?
Michael Frese: Das Programm ist sehr praxisorientiert. Theoretisches Wissen ist zwar wichtig, die praktische Anwendung dieses Wissens aber genauso. Deshalb nehmen ausnahmslos alle Studenten während des Trainings an einer Unternehmensgründung teil. Die Unternehmen werden von Studententeams mit einem sehr geringen Startkapital gegründet. Damit werden alle Teilnehmer unternehmerisch tätig und können ihre Kenntnisse und Fertigkeiten entwickeln. STEP ist auch ein Programm, das direkt in die Universitätsausbildung für Nicht-Business-Studenten integriert werden kann.
Wie offen sind afrikanische Studenten für das Programm?
Michael Frese: Die Studenten sind sehr interessiert. Wir hatten beim ersten Training in Uganda etwa 400 Anmeldungen, und auch in Liberia waren es über 200 Anmeldungen. Studenten, die bereits am Programm teilgenommen haben, empfehlen es Freunden und Mitstudierenden weiter. Sie haben oft auch an den darauf folgenden Angeboten teilgenommen. Und wir haben Gespräche geführt, um herauszufinden, wie zufrieden die Studenten sind. Alle waren der Meinung, dass das Programm sehr nützlich ist und dass es ihnen vermittelt hat, wie sie ein eigenes Unternehmen gründen können.
Machen die Studenten auch danach weiter?
Michael Frese: Unsere Evaluationen haben ergeben, dass das Training dazu beiträgt, dass mehr Studenten ein Unternehmen gründen. Wir sprechen auch ein Jahr später mit den Teilnehmern. Diese Evaluation erlaubt es, das Training immer weiter zu verbessern. Unserem Wissen nach ist STEP eines der am besten durchdachten Programme für Schwellen- und Entwicklungsländer, es basiert auf einer strengen wissenschaftlichen Evaluation.
Welche Unternehmensgründungen haben Sie besonders beeindruckt?
Michael Frese: Mich hat insgesamt beeindruckt, wie viele der Studenten die Selbstständigkeit als Alternative sehen. Selbst nach ersten Rückschlägen geben sie nicht auf. Das haben die Gespräche ein Jahr nach dem Training ergeben. Sie verfolgen beharrlich ihren Wunsch nach einem Unternehmen. Und die meisten sind auch erfolgreich. Wir hatten eine Studentin aus Uganda, die vor dem Training nicht besonders an einer Karriere als Unternehmerin interessiert war. Unser Training hat ihr jedoch das nötige Vertrauen gegeben. Sie hat eine Geflügelfarm gegründet und versorgt jetzt Hotels und Einzelhändler in Kampala mit Eiern. Mittlerweile arbeiten fünf Angestellte für sie. Ihre Gewinne hat sie eingesetzt, um eine neues Unternehmen zu gründen und ihr Angebot zu diversifizieren. Ein anderer Student, der Stadtplanung studiert hatte, wollte schon länger ein Bauunternehmen gründen. Er hatte jedoch den Eindruck, dass er dazu nicht fähig sei. Unser Training hat ihm das notwendige Wissen vermittelt. Weil er kein großes Startkapital für ein Bauunternehmen hatte, gründete er zunächst kleine Unternehmen. Die Gewinne investiert er in nächst größere Projekte. Diese Strategie wird ihn langfristig zu seinem Ziel führen.
Gibt es Pläne, STEP außerhalb Afrikas umzusetzen?
Michael Frese: Momentan sind wir in Afrika aktiv. Wir wollen das Training dort zunächst Schritt für Schritt weiter ausweiten und in den nächsten Jahren auch an Berufsschulen und weiterführenden Schulen implementieren. Das Training wurde jedoch nicht ausschließlich für Afrika konzipiert. Wir sehen in Asien, Mittel- und Südamerika auch ein großes Potenzial. Die strukturelle Situation dort ist teilweise sehr ähnlich wie in Afrika. Deshalb freuen wir uns, mit der Deutschen UNESCO-Kommission einen Partner zu haben, mit dem die Ausweitung des Programms umgesetzt werden kann. Die Kontakte zu Nationalkommissionen in vielen verschiedenen Ländern sind ausgesprochen wichtig und schaffen hervorragende Synergien. Wir planen, bis 2020 weltweit rund 20.000 Studenten zu trainieren.
Das Interview führte Farid Gardizi für unesco heute online.
Quelle: UD / pm