Politik

Haiti: „Gemeinsam kleine Schritte gehen“

Während sich inzwischen das verheerende Erdbeben in Haiti zum zweiten Mal jährt, steht der Karibikstaat weiterhin vor großen Herausforderungen beim Wiederaufbau. „Auch zwei Jahre nach der Katastrophe kann von Normalität nicht die Rede sein. Haiti steht erst am Anfang eines langen Weges“, berichtet CARE-Länderdirektor Beat Rohr aus Port-au-Prince.

11.01.2012

Brunnenreinigung in Haiti. Foto: CARE/Evelyn Hockstein
Brunnenreinigung in Haiti. Foto: CARE/Evelyn Hockstein
Unmittelbar nach dem Erdbeben am 12. Januar 2010 lieferte CARE Nahrung, Wasser, Unterkünfte und andere Hilfsgüter an 290.000 Menschen in den besonders schwer betroffenen Gebieten um Léogâne und Carrefour. Inzwischen hat CARE mehr als 2.500 Übergangshäuser für insgesamt 13.400 Menschen gebaut und 2.500 Toiletten und Duschen errichtet. Die Versorgung mit lebenswichtigen Hilfsgütern dauert an, im vergangenen Jahr wurden die Programme aber Schritt für Schritt von der Nothilfe zum Wiederaufbau überführt.
 
So arbeitet etwa das Programm „Nachbarschaften der Rückkehr“ mit 5.000 Haushalten in Carrefour, um die Infrastruktur wiederherzustellen sowie Bildung, Sicherheit und Einkommensperspektiven zu verbessern. Ziel ist es, die vom Erdbeben betroffenen Stadtviertel zu unterstützen, damit Familien, die zurzeit noch in Zeltlagern leben, dort Lebensgrundlagen wie Wasser, Latrinen und eine Unterkunft vorfinden. Die sukzessive Schließung der Zeltstädte hat auch für die haitianische Regierung oberste Priorität.
 
CARE erinnert nachdrücklich daran, dass Frauen im Erdbebengebiet und anderen Landesteilen in den letzten zwei Jahren enorm viel dazu beigetragen haben, die Schäden der Katastrophe zu beseitigen. Dabei fühlen sie sich von zentralen Entscheidungen des Wiederaufbaus ausgeschlossen, der zudem durch politische Blockaden verlangsamt wurde. „Haitianische Aktivistinnen betonen, dass noch viel mehr getan werden müsse, um die Bedürfnisse und den Beitrag von Frauen zum Wiederaufbau zu berücksichtigen“, berichtet CARE-Pressesprecherin Sabine Wilke, die ein halbes Jahr für CARE vor Ort war.
 
Frauen und Mädchen sind regelmäßig Ziel sexueller Gewalt und erhalten in den seltensten Fällen medizinische und psychologische Betreuung. CARE hat Gemeindezentren errichtet, in denen sich Frauen in einem sicheren Umfeld über Gewalt, sexuelle Gesundheit und andere Themen austauschen können. CARE unterstützt auch lokale Behörden, berichtet Sabine Wilke. In Carrefour etwa setze die Polizei nun weibliche Beamte zur Bearbeitung von Fällen sexueller Gewalt ein. „Das mag wie ein kleiner Schritt aussehen. Aber in Haiti hängt der Wiederaufbau eben davon ab, dass tausende Menschen jeden Tag gemeinsam solche kleinen Schritte gehen“, so Wilke.
 
Im letzten Jahr hat CARE auch ein Kleinsparprogramm in den Erdbebengebieten Haitis eingeführt, mit dem die Hilfsorganisation seit seiner Einführung 1991 weltweit nachhaltige Erfolge bei der Armutsbekämpfung verzeichnen konnte. Mitglieder der Spargruppen haushalten gemeinsam und erhalten Darlehen, um kleine wirtschaftliche Aktivitäten zu unternehmen. Ein Großteil der Mitglieder sind Frauen, die damit ihre Familien unterstützen und unabhängiger werden können.
 
Nach dem Erdbeben entwickelte CARE einen Fünfjahresplan zur Nothilfe und dem Wiederaufbau. In enger Zusammenarbeit mit der haitianischen Regierung und den Gemeinden konzentriert sich die seit 1954 in Haiti arbeitende Hilfsorganisation auf die Instandsetzung von Unterkünften, die Versorgung mit Wasser und sanitären Einrichtungen, Gesundheit, Bildung und Einkommensprojekte. Dabei legt CARE einen besonderen Fokus auf Frauen, die wie im Falle anderer Katastrophen auch in Haiti besonders unter den Folgen des Erdbebens zu leiden haben.
Quelle: UD / pm
 
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