Politik
Rio+20: Düstere Umweltprognosen ermahnen zum raschen Umsteuern
Die internationale Umweltstiftung WWF und das US-amerikanische Worldwatch Institute haben zwei neue Studien zur Umweltsituation der Erde mit düsterem Tenor vorgelegt: Die global wachsende Konsumgesellschaft zerstöre die Ökosysteme in immer schnellerem Tempo, heißt es darin. Um die Lebensgrundlagen der Menschheit zu retten, bleibe nur wenig Zeit. Die muss nach Ansicht der Umweltexperten genutzt werden, um den Umbau der Weltwirtschaft hin zu einer „grünen“ Ökonomie voranzutreiben. Hoffnungen setzen sie unter anderem auf die im Juni anstehende Weltnachhaltigkeitskonferenz.
04.06.2012
„Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen“, kommentiert Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland, die Ergebnisse des Living Planet Report 2012. Die Studie zum Zustand der Erde wird alle zwei Jahre von der Umweltstiftung veröffentlicht und misst Veränderungen der weltweiten Artenvielfalt und des menschlichen Konsums. Als zentrale Messgröße dient der sogenannte „Ökologische Fußabdruck“. Dieser setzt den nötigen Flächenbedarf zur Befriedigung des menschlichen Ressourcenverbrauchs in Relation zu den in der Natur dafür tatsächlich vorhandenen Flächen.
Die Diskrepanz ist bereits erheblich: Die Menschheit nutzt laut WWF derzeit 1,5-mal mehr natürliche Ressourcen als sich jährlich erneuern. Möglich ist das durch Plünderung des „Sparkontos“ der Natur - durch Übernutzung der Fisch- und Waldbestände zum Beispiel. Die Verantwortung dafür sieht Brandes bei den reichen Ländern. Ihr Wachstum finde auf Kosten der ärmsten Länder statt. Diese steuerten die meisten Ressourcen bei, verbrauchten selbst aber am wenigsten. Natürliche Ressourcen müssten deswegen „endlich einen Preis haben und im internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden“.
Zu diesem Schluss kommen auch die Autoren des ebenfalls Mitte Mai veröffentlichten Berichts Zur Lage der Welt 2012, dessen deutsche Ausgabe von der Bonner Nord-Süd-Organisation Germanwatch, der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Washingtoner Worldwatch Institute vorgestellt wurde. Die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, der desolate Zustand der öffentlichen Haushalte, der Kampf um Nahrung und Energie - dies alles könne nur behoben werden, wenn das Prinzip der Nachhaltigkeit das Wirtschaften und das Leben der Menschen bestimme, heißt es seitens der Organisationen.
Sie schlagen unter anderem vor, mit sogenannten „Top-Runner“-Programmen Anreize für den Kauf von nachhaltigen Produkten zu schaffen. In diesem Modell werden die jeweils umweltfreundlichsten oder effizientesten Produkte am Markt zum Standard erhoben, den Mitbewerber in einem festgelegten Zeitraum ebenfalls erreichen müssen. Außerdem fordern sie, Ökoschäden, die bei der Herstellung von Produkten entstehen, bei deren Besteuerung zu berücksichtigen und Leistungen der Natur - wie etwa die Bereitstellung sauberen Wassers oder fruchtbarer Böden - ökonomisch aufzuwerten.
Vor einem schlichten „Weiter-so“ warnt auch der „Club of Rome“. Der internationale Forscherverbund hatte bereits 1972 die Diskussion über die Grenzen des Wachstums entzündet und weist in seinem neuen Ausblick für die nächsten 40 Jahre unter anderem auf die verheerenden Folgen des fortschreitenden Klimawandels hin. Max Schön, Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome und Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), sagt, die Staaten der Welt müssten künftig immer mehr Geld für die Bewältigung der Erderwärmung ausgeben, wenn jetzt nichts passiere.
„Die Vorzüge des Wirtschaftswachstums werden uns dann nicht mehr zugutekommen“ so Schön, „sondern für mehr Sicherheit ausgegeben werden müssen“. WWF-Chef Brandes sagt, ermutigend seien die zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien, die sich seit 2004 weltweit mehr als verfünffacht hätten. „Das ist ein Beispiel, auf dem wir aufbauen müssen.“ Die Autoren des Berichts „Zur Lage der Welt 2012“ sagen, Deutschland könne mit der Energiewende weltweit ein positives Zeichen setzen.
Ihre Hoffnungen richten sie auch auf die im Juni in Rio de Janeiro stattfindende Weltkonferenz über nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Die Weltgemeinschaft müsse dort den Mut finden, den Rahmen für eine „grünere“ Weltwirtschaft zu setzen. „Deutschland und die Europäische Union sind ein wichtiger Treiber in Rio“, sagt Michael Renner vom Worldwatch Institute. „Sie sollten sich mit ihren umfassenden Erfahrungen mutig und intensiv einbringen.“
Die Ergebnisse der Weltnachhaltigkeitskonferenz werden ein thematischer Schwerpunkt der diesjährigen Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung sein. Die 12. Jahreskonferenz des RNE findet am 25. Juni im Berliner „Haus der Kulturen der Welt“ statt und steht unter dem Titel „WegeWissenWirkungen“. Für eine erste politische Bewertung der Rio-Ergebnisse konnte der RNE unter anderem den renommierten Ökonomen und ehemaligen Energieminister Ecuadors, Alberto Acosta, gewinnen.
Nachdruck eines Beitrags des Rates für Nachhaltige Entwicklung.
Die Diskrepanz ist bereits erheblich: Die Menschheit nutzt laut WWF derzeit 1,5-mal mehr natürliche Ressourcen als sich jährlich erneuern. Möglich ist das durch Plünderung des „Sparkontos“ der Natur - durch Übernutzung der Fisch- und Waldbestände zum Beispiel. Die Verantwortung dafür sieht Brandes bei den reichen Ländern. Ihr Wachstum finde auf Kosten der ärmsten Länder statt. Diese steuerten die meisten Ressourcen bei, verbrauchten selbst aber am wenigsten. Natürliche Ressourcen müssten deswegen „endlich einen Preis haben und im internationalen Finanzsystem berücksichtigt werden“.
Zu diesem Schluss kommen auch die Autoren des ebenfalls Mitte Mai veröffentlichten Berichts Zur Lage der Welt 2012, dessen deutsche Ausgabe von der Bonner Nord-Süd-Organisation Germanwatch, der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Washingtoner Worldwatch Institute vorgestellt wurde. Die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen, der desolate Zustand der öffentlichen Haushalte, der Kampf um Nahrung und Energie - dies alles könne nur behoben werden, wenn das Prinzip der Nachhaltigkeit das Wirtschaften und das Leben der Menschen bestimme, heißt es seitens der Organisationen.
Sie schlagen unter anderem vor, mit sogenannten „Top-Runner“-Programmen Anreize für den Kauf von nachhaltigen Produkten zu schaffen. In diesem Modell werden die jeweils umweltfreundlichsten oder effizientesten Produkte am Markt zum Standard erhoben, den Mitbewerber in einem festgelegten Zeitraum ebenfalls erreichen müssen. Außerdem fordern sie, Ökoschäden, die bei der Herstellung von Produkten entstehen, bei deren Besteuerung zu berücksichtigen und Leistungen der Natur - wie etwa die Bereitstellung sauberen Wassers oder fruchtbarer Böden - ökonomisch aufzuwerten.
Vor einem schlichten „Weiter-so“ warnt auch der „Club of Rome“. Der internationale Forscherverbund hatte bereits 1972 die Diskussion über die Grenzen des Wachstums entzündet und weist in seinem neuen Ausblick für die nächsten 40 Jahre unter anderem auf die verheerenden Folgen des fortschreitenden Klimawandels hin. Max Schön, Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome und Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), sagt, die Staaten der Welt müssten künftig immer mehr Geld für die Bewältigung der Erderwärmung ausgeben, wenn jetzt nichts passiere.
„Die Vorzüge des Wirtschaftswachstums werden uns dann nicht mehr zugutekommen“ so Schön, „sondern für mehr Sicherheit ausgegeben werden müssen“. WWF-Chef Brandes sagt, ermutigend seien die zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien, die sich seit 2004 weltweit mehr als verfünffacht hätten. „Das ist ein Beispiel, auf dem wir aufbauen müssen.“ Die Autoren des Berichts „Zur Lage der Welt 2012“ sagen, Deutschland könne mit der Energiewende weltweit ein positives Zeichen setzen.
Ihre Hoffnungen richten sie auch auf die im Juni in Rio de Janeiro stattfindende Weltkonferenz über nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Die Weltgemeinschaft müsse dort den Mut finden, den Rahmen für eine „grünere“ Weltwirtschaft zu setzen. „Deutschland und die Europäische Union sind ein wichtiger Treiber in Rio“, sagt Michael Renner vom Worldwatch Institute. „Sie sollten sich mit ihren umfassenden Erfahrungen mutig und intensiv einbringen.“
Die Ergebnisse der Weltnachhaltigkeitskonferenz werden ein thematischer Schwerpunkt der diesjährigen Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung sein. Die 12. Jahreskonferenz des RNE findet am 25. Juni im Berliner „Haus der Kulturen der Welt“ statt und steht unter dem Titel „WegeWissenWirkungen“. Für eine erste politische Bewertung der Rio-Ergebnisse konnte der RNE unter anderem den renommierten Ökonomen und ehemaligen Energieminister Ecuadors, Alberto Acosta, gewinnen.
Nachdruck eines Beitrags des Rates für Nachhaltige Entwicklung.
Quelle: UD / RNE