Politik

China: Höhere Todesrate bei staatsnahen Betrieben

In China ereignen sich Arbeitsunfälle mit Todesfolge in Unternehmen mit Polit-Kontakten häufiger als in jenen ohne ein Naheverhältnis zu staatlichen Entscheidungsträgern. Der Eintritt bzw. Weggang eines politisch stark vernetzten Geschäftsführers erhöht die Sterberate durchschnittlich um zehn bzw. senkt sie um 6,4 Personen pro 10.000 Arbeiter im darauffolgenden Jahr. Zu diesem Ergebnis sind der Ökonom Ray Fisman von der Columbia University und der Finanzwissenschaftler Yongxiang von der University of Southern California gekommen.

04.02.2013

Foto: pixelio.de
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Die beiden Forscher haben im Zeitraum zwischen 2008 und 2011 insgesamt 276 chinesische Unternehmen aus den Sektoren Bergbau, Verhüttung und Chemieverarbeitung untersucht. Darüber hinaus haben sie die politische Vergangenheit der jeweiligen Geschäftsführer überprüft. Sie schufen dadurch die Kategorie "politisch verbunden".

Zusätzlich arbeiteten sie mit Daten aus einem CSR-Report der Shanghaier Börse und verschiedenen anderen, öffentlich zugänglichen Quellen. "Natürlich, wenn man in ein Projekt hineingeht, erwartet man sich ein Ergebnis, doch diese Größenordnung hat uns echt verblüfft", sagt Fisman angesichts der eindeutigen Korrelation zwischen der Anzahl verunglückter Arbeiter und der politischen Nähe des Unternehmens.

Korruption als zentrales Problem

Erst unlängst hat der Governeur der Provinz Ghizou, Sun Guoqiang, mit einer Aussage anlässlich einer verheerenden Explosion mit rund zwei Dutzend Opfern für Aufsehen gesorgt. Er sagte gegenüber Lokaljournalisten, dass die Arbeit in staatsnahen Kohle-Bergwerken tödlicher sei als jene in privaten. Dies hänge damit zusammen, dass Geschäftsführer wegen ihrer politischen Kontakte auf gesetzlich eigentlich festgeschriebene Sicherheitsvorkehrungen verzichten. Die Situation sei gravierend.

"Die Grundbedingung für die nachhaltige Beseitigung eklatanter Sicherheitsmängel ist die Zulassung von freien Gewerkschaften, die weder von der Partei noch vom jeweiligen Unternehmen abhängig sind", erklärt Jörg Rudolph, Geschäftsführer des Ostasieninstituts Ludwigshafen. Mangelnde Sicherheit am Arbeitsplatz ist im Reich der Mitte seit jeher ein drängendes Problem. Laut den offiziellen Zahlen der Regierung verunglückten in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres insgesamt 1.146 Kohle-Arbeiter.

Im Vergleich dazu kamen in den USA im Vorjahr 17 Kohle-Arbeiter ums Leben. Der neue KP-Vorsitzende Xi Jinping hat erst vor kurzem Korruption als existenzielle Gefahr für die Partei bezeichnet und sieht in ihrer Bekämpfung ein wichtiges politisches Ziel. Experte Rudolph glaubt allerdings nicht an einen wirklichen Wandel im Umgang mit Bestechlichkeit und Schmiergeld. Zu oft hätten Jinpings Vorgänger dieses Vorhaben ohne nennenswerte Erfolge schon auf ihre Agenda gesetzt.
Quelle: pte
 
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