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Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik veröffentlicht Risikoanalyse zur Fischerei

Die Überfischung der Weltmeere wird heute stark in ihrer ökologischen Dimension wahrgenommen: Tierschutzorganisationen prangern mit teils drastischen Bildern die Fangmethoden an, Umwelt-NGOs warnen in Einkaufsratgebern vor dem Verzehr von Fisch aus besonders gefährdeten Beständen, und auch Produktsiegel beziehen sich weitgehend auf Kriterien wie Ressourcenmanagement und den Schutz der Ökosysteme. Die sozialethischen Risiken des Sektors, obwohl schwerwiegend, bleiben in der Debatte indes oftmals unterrepräsentiert.

09.02.2018

Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik veröffentlicht Risikoanalyse zur Fischerei
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Darauf weist die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik im dritten Band ihrer Reihe era-paper hin, der jetzt unter dem Titel „Fisch. Eine ethische Risikoanalyse“ erschienen ist. In vielen Weltregionen gefährdet die legale und illegale Überfischung Arbeitsplätze, beeinträchtigt die Ernährungssicherheit und stellt letztlich die Zukunftsperspektive der Fischer und ihrer Familien infrage. Die Suche nach Lösungen ist komplex, schon weil die Überwachungsmöglichkeiten auf See stark eingeschränkt sind. „Das Interesse und die Möglichkeiten der Staaten, auf eine wirksamere Regulierung und Kontrolle hinzuwirken, können sehr unterschiedlich sein“, sagt Sören Bachmann, einer der Autoren des Papers.

„Umso wichtiger erscheint uns die Frage, was die Europäische Union als größter Fisch-Importmarkt der Welt auch außerhalb ihrer eigenen Grenzen bewirken kann.“ Wenngleich die reformierten und neu eingeführten Maßnahmen der EU, aber auch andere Instrumente auf nationalstaatlicher und internationaler Ebene, zu Fortschritten geführt haben, weist die Regulierung der Fischerei nach wie vor erhebliche Lücken auf, wie die Autorinnen und Autoren des Papers anhand der beiden Länderbeispiele Thailand und Mauretanien zeigen.

Wirtschaftsakteure haben aber durchaus die Möglichkeit, die Transparenz in den Lieferketten weiter zu erhöhen. Einige Unternehmen zeigen längst, wie sich nachvollziehen lässt, woher der verarbeitete Fisch kommt und wer ihn gefangen hat. Das besonders in Deutschland verbreitete Produktsiegel des Marine Stewardship Council (MSC) war indes zuletzt erneut in die Kritik geraten, weil NGOs die Anforderungen der Zertifizierung für zu niedrig halten. Die Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik weist in ihrer Publikation auf einen anderen Aspekt hin: „Den Konsumenten sollte klar sein, dass es sich um einen reinen Umweltstandard handelt, die zahlreichen sozialen Aspekte der Fischerei für die Vergabe des Siegels also nicht entscheidend sind“, sagt Sören Bachmann. Nach Angaben des MSC sind zwölf Prozent des weltweiten Wildfangs gemäß den Vorgaben der Organisation zertifiziert. Zugleich zeigen die Daten der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen, dass fast ein Drittel der weltweiten Fischbestände überfischt oder zusammengebrochen ist und rund 58 Prozent maximal genutzt werden.

Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher sozialethischer und ökologischer Risiken der Fischerei, bilanzieren die Autorinnen und Autoren der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, sei neben der Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen gerade auf politischer Ebene eine stärkere Verknüpfung der Dimensionen Überfischung, Arbeitsbedingungen, Ernährungssicherheit und Entwicklungszusammenarbeit notwendig, um zu ganzheitlichen Lösungen kommen zu können. Die Publikation „Fisch. Eine ethische Risikoanalyse“ ist als PDF-Download kostenlos erhältlich.

Quelle: UD/cp
 

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