Sammler des verlorenen Schatzes
Alfred Russel Wallace ist einer der wichtigsten Biologen der Geschichte. Er entdeckte zahlreiche Arten, ist Mitbegründer der Evolutionstheorie. Bloß weiß es kaum jemand, schreibt Alinda Schadwinkel in der Zeit. Jetzt ist ein Reisebericht aus dem Jahr 1848 über den Amazonas erschienen. Er liest sich wie ein Abenteuerroman. Unbedingt lesen, sagt die UmweltDialog-Redaktion!
23.07.2014
Ein waghalsiger Forscher begibt sich auf eine der abenteuerlichsten Expeditionen, die es je gab: Alfred Russel Wallace und seine Forschungsreise ins Amazonasgebiet. Auf eigene Faust bricht der Naturenthusiast Alfred Russel Wallace im Jahr 1848 von England nach Brasilien auf, um die Tier- und Pflanzenwelt am Amazonas zu erforschen. Wallace schlägt sich von Pará (heute Belém) aus zu den Oberläufen des Rio Negro durch – und gelangt dabei in Gegenden, die noch kein Europäer vor ihm betreten hatte. Die Beobachtung der Affen- und Schmetterlingsarten an beiden Flussufern bringt ihn erstmals auf die Spur der Evolutionstheorie, die er später zeitgleich mit Charles Darwin entwickeln wird.
Die Erträge seiner Expedition sind großartig, das Unternehmen endet jedoch in einer Katastrophe: Von Krankheiten, Sandflöhen (die ihre Eier unter seine Zehennägel legen) und den ewigen Kriebelmücken geplagt, ist Wallace am Ende so ausgezehrt, dass er nur mit der Hilfe der Einheimischen überlebt. Die aber trinken den Alkohol, mit dem eigentlich die Fundstücke konserviert werden sollten; und Horden von Ameisen machen sich über die Sammlung her.
Auf dem Rückweg setzt Wallace alles auf eine Karte: Er selbst, seine Aufzeichnungen und Zigtausende Sammlungsstücke treten auf dem Zweimaster Helen die Heimreise an. Auf hoher See bricht an Bord ein Feuer aus. Die Besatzung kann sich auf Beiboote retten. Doch für Wallace’ Sammlung, auch für die lebenden Affen und Vögel, die in England an Zoos und Sammler verkauft werden sollten, gibt es keine Rettung. Nur einen einzigen Papagei kann Wallace lebend aus dem Wasser fischen. Der gesamte Ertrag seiner Reise versinkt in den Fluten des Ozeans.
Zurück in England, rekonstruiert Wallace seine Erlebnisse anhand von wenigen Notizen und Erinnerungen. Seinen Reisebericht, sowohl Abenteuerroman, Forschungsgeschichte und frühes Zeugnis der Suche nach dem Ursprung der Arten, gab es auf Deutsch nur 1855 in einer stark verstümmelten Fassung – nun, nach über 150 Jahren, wird er endlich für die deutschsprachige Leserschaft erschlossen!
»Ungeheuer dicht, packend … hochspannend geschriebener Reisebericht.« NDR Kultur
Über den Autor:
Alfred Russel Wallace (1823–1913) war einer der einflussreichsten Naturwissenschaftler seiner Zeit. Er entwickelte zeitgleich mit Darwin die Theorie von der Entstehung der Arten und begründete die Biogeografie. Nach ihm sind Mond- und Marskrater, Flugfrösche und ganze geografische Regionen benannt. Bei Galiani erschien 2013 die erste deutsche Biografie über Wallace, Am Ende des Archipels von Matthias Glaubrecht.
Alfred Russel Wallace
Abenteuer am Amazonas und am Rio Negro
Verlag Galiani Berlin, ca. 450 Seiten
Euro 24,99 (D) | sFr 34,70 | Euro 25,70 (A)
ISBN 978-3-86971-085-3
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