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Intelligente Verschwendung oder die Suche nach einem neuen Wohlstandskonzept

Abfall war gestern, ab sofort gibt es nur noch Nährstoffe. Alle Produkte und Ressoucen verbleiben in einem steten Kreislauf, der nur noch nachhaltige Waren auswirft. Klingt nach SciFi? Ok, ein bisschen schon. Aber Braungart und McDonough zeigen mit ihrem Cradle2Cradle-Ansatz, dass dies in vielen Fällen geht. Lesenswert!

07.06.2016

Intelligente Verschwendung. The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft.

In ihrem aktuellen Buch „Intelligente Verschwendung“ steht nicht mehr nur das kluge Design einzelner Produkte im Fokus, vielmehr geht es um die Neugestaltung unseres Lebensstils – um gesundes Wohnen, freudvolles Arbeiten und die Errichtung zukunftsfähiger Städte. Die Deutsche Umwelthilfe schreibt lobend: „Wie kann ich in meinem Leben mehr Gutes für die Umwelt tun, anstatt mich darum zu bemühen weniger Schlechtes zu tun? Mit dieser polarisierenden Prämisse regt das Buch nicht nur zum Nachdenken an, sondern auch zum Handeln!“

Die Upcycling-Lösungen im Buch besseren dabei immer auf dem Cradle-to-cradle-Konzept der Autoren. Interessant ist die Upcycling Diskussion an zwei Punkten:

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Da ist zum einen die bekannte, pauschale Kritik, Wirtschaft ist Teil des Problems und kann deshalb nicht Teil der Lösung sein. Diese Art von Lagerdenken ist - leider muss man sagen - immer wiederkehrend. So schreibt etwa die Redaktion der sonst guten Sendung „nano“ bei 3Sat: „Ziemlich naiv erscheint allerdings das Vertrauen, das Braungart und McDonough in die Privatwirtschaft setzen. Bedenken sollte der kritische Leser auch: Braungart und McDonough verdienen mit der "Cradle-to-Cradle"-Zertifizierung von Produkten Geld. So gut ihre Absichten sein mögen, vollkommen objektiv sind sie sicher nicht. Interessant wäre eine unabhängige Analyse, was ihr Konzept wirklich taugt.“

Was ist daran problematisch? Zum einen verwehrt es dem Anderen, hier dem Akteur Wirtschaft, grundsätzlich die Chance, sich anders zu verhalten. Das ist eine Form von Vorverurteilung, die unreflektiert ist. Das gilt auch für den Vorschlag, dass nur Außenansichten angemessen sind. Zu Ende gedacht bedeutet dass, dass Medien dann auch nicht mehr über Medien schreiben dürften. Der Sender 3Sat könnte nach der Logik einen wichtigen Teil seiner Sendeformate einstellen.

Kurz: So eine Argumentation ist Blödsinn. Interessant ist dagegen der zweite Punkt, der Upcycling Diskussion reinfliesst. Die Frage nach der Incentivierung. Da haben wir auf der einen Seite Wirtschaftsakteure, die durchaus intrinsisch handeln wollen und auf der anderen Seite ein Wirtschaftssystem, dass zunächst einmal nur Profit als Erfolgs-Indikator anerkennt. Auch Familienunternehmen und deren langfristige Denkweise, die man gerne als Gegenbeispiel aufführt, sind es nicht wirklich: langfristig bedeutet einfach nur das Strecken des Messzeitraums, aber am Profitdenken wird nicht gerüttelt. Hier muss, radikal nachhaltig gedacht, der Upcycling Danke deshalb mit dem Degrowth-Gedanken zusammengeführt werden. Wiederverwertung ohne Wachstumswahnsinn lautet also die Idealformel. Nur wie auf der Basis auch „Wohlstand für alle“, um mal mit Ludwig Ehrhard zu sprechen, geschaffen werden kann, das zeigt das Buch tatsächlich noch nicht ausreichend aus.

Aber Braungart und McDonough sind smart und werden das weiterverfolgen. Man darf deshalb jetzt schon auf ihr nächstes Buch gespannt sein.

Michael Braungart, William McDonough
Intelligente Verschwendung.  The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft

208 Seiten, oekom verlag München, 2013
ISBN-13: 978-3-86581-316-9
Preis: 17.95 €
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Quelle: UmweltDialog
 

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