Barrierefrei auf Exkursion
Pünktlich zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen Anfang Dezember hat der Global Nature Fund einen neuen Leitfaden zu barrierefreiem Naturerleben eröffnet.
11.12.2020
Am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen machen Institutionen weltweit auf die Lage von Menschen mit Behinderungen aufmerksam. Allein in der EU leben rund 80 Millionen Menschen mit einer mehr oder minder schweren Behinderung – das sind mehr als 15 Prozent der gesamten europäischen Bevölkerung. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens bessert sich ihre Chance auf Teilhabe deutlich. In anderen gibt es noch einiges aufzuholen, zum Beispiel beim Naturerleben. Gemeinsam mit europäischen Partnern engagiert sich der Global Nature Fund deshalb im Projekt „Nature without Barriers".
Ist Natur ohne Barrieren überhaupt möglich? Wie gestalte ich eine Exkursion für Menschen mit Behinderungen? Reichen Rampen statt Stufen aus, um ein Gebiet barrierefrei zu gestalten? Vor solchen und anderen Fragen stehen Naturpädagoginnen und -pädagogen bei der Planung von barrierefreien Angeboten. Um sie zu unterstützen, erarbeitet das Projektteam von Nature without Barriers seit 2018 Lösungen, die Menschen mit Behinderungen den notwendigen Zugang zu Naturräumen ermöglichen und zugleich zeigen, dass dieser Zugang für alle Besucherinnen und Besucher attraktiv ist. Dabei orientiert sich das Projekt grundsätzlich an zwei Fragestellungen: Wie kann das Angebot von Naturführungen für Menschen mit Behinderungen verbessert werden? Und wie können Naturlehrpfade für eine selbstständige – also unbegleitete – Nutzung durch Menschen mit Behinderungen gestaltet und/oder angepasst werden?
Antworten vor allem auf die erste Frage liefert eine neue Veröffentlichung im Rahmen des Projekts: der Leitfaden „Naturerlebnis und Naturbildung für Menschen mit Behinderungen", der Interessierten ab sofort auf der Projektwebsite zur Verfügung steht. Der Guide gibt Tipps für die Gestaltung von Exkursionen und Bildungsprogrammen, berücksichtigt dabei die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen und stellt Beispiele guter Praxis in den europäischen Partnerländern vor.
„Natur ohne Barrieren ist ein Bildungsprojekt", erklärt Katja Weickmann, Projektmanagerin beim Global Nature Fund, den Hintergrund und die Ausrichtung des Leitfadens. „Wir bauen keine Pfade um – aber wir entwickeln eine theoretische und dennoch praxisorientierte Basis für Naturpädagoginnen, um die Möglichkeiten für mehr Barrierefreiheit und Inklusion in ihren Angeboten einschätzen und umsetzen zu können. Dabei ist uns die Attraktivität der Gestaltung wichtig: Die simple Möglichkeit zur Teilhabe war gestern – heute wollen wir Angebote, die fordern, fördern und Spaß machen. Und wir haben als Projektteam Vorbildfunktion: Auch unsere eigene Arbeit soll so barrierefrei wie möglich sein." Dieser Ansatz zeige sich auf der barrierearmen Projektwebsite, die Inhalte auch in Leichter Sprache präsentiert und bald alle bislang veröffentlichten Leitfäden als barrierefreie PDF-Dokumente zur Verfügung stellt.
Hier geht es zum Download des Leitfadens.
Über das Projekt Nature without Barriers
Vor allem kleinere europäische Naturschutzeinrichtungen beziehen noch nicht überall Menschen mit Behinderungen in ihre Angebote mit ein. Das wollen fünf Organisationen aus vier europäischen Ländern ändern: Im Projekt „Nature without Barriers" haben sich der Global Nature Fund und der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) aus Deutschland, der Umweltdachverband aus Österreich, Etna aus Polen und LBDCA aus Ungarn zusammengeschlossen. So begeistert das Projekt grenzübergreifend Europäerinnen und Europäer für Inklusion in der Naturbildung. Unterstützt wird das Projekt vom Erasmus+ Programm der Europäischen Union.