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Bauchgefühl im Management

Als Bauchgefühl stellt die innere Stimme eine Orientierung in einer gemeinsamen Welt dar und unterstützt uns darin, den Instinkt dafür nicht zu verlieren, was richtig ist. Entscheidungen, die nach dem Bauchgefühl getroffen werden, sind oft treffender als jene, die auf rein rationalen Argumenten basieren. Das Bauchgefühl kann aber auch richtiges Verstehen und vernünftige Kommunikation erschweren, und die Ursache von fehlgeleiteten Erwartungen und falschem Verhalten von Menschen sein. Sieben Tipps zur Verbesserung der Entscheidungsfähigkeit.

16.03.2022

Cover Bauchgefühl im Management

1. Fakten gegen Fakes

Es wird heute immer wichtiger, den eigenen Orientierungssinn zu nutzen, um Antworten zu finden, die dabei helfen, Komplexität, Unsicherheiten und Ängste auszuhalten – und zu lernen, die Wirklichkeit besser zu verstehen. In der Corona-Pandemie zeigte sich in besonderer Weise, dass die Grenze zwischen Fakten und Meinungen verschwimmt, Tatsachen, Meinungen und Ängste vermischt werden, und die Realitätsfeindlichkeit zunimmt. Fakten werden verzerrt oder verkürzt wiedergegeben. Der Meinungskampf dominiert alles und macht Aussagen beliebig. Wissenschaftliche Differenzierungen werden weggelassen, Urteile und Erklärungen dienen den eigenen Interessen. Unverstandenes wird für „böse“ gehalten. Das Richtige wird von vielen als Provokation empfunden. All schadet nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der Debattenkultur. Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis von Wirklichkeit. Ein stabiler Konsens ist das Verlässlichste, das wir Menschen haben. Ihm sollte mehr Vertrauen geschenkt werden als jeder Einzelmeinung. Durch sachliche Informationen können irrationale Ängste genommen werden.

2. Denkfallen verhindern richtige Entscheidungen

Wer die folgenden Entscheidungsfehler rechtzeitig erkennt, tappt weniger leichtfertig in Denkfallen: Es werden nicht alle Aspekte einer Entscheidung gegeneinander abgewogen; Korrelationen werden mit Kausalitäten verwechselt; Einzelfälle erhalten eine zu starke Gewichtung; aufgenommen werden nur jene Informationen, die zum Gedachten passen. Das Gehirn filtert alles heraus, was nicht zur eigenen Denkstruktur passt. Es wird davon ausgegangen, dass es immer besser ist, etwas zu tun als nichts zu tun. Zufallskomponenten werden ausgeblendet. Auch vage Formulierungen sollten kritisch betrachtet werden, denn es besteht darin, dass sie immer irgendwie stimmen.

3. Grenzen des Bauchgefühls

Das Bauchgefühl ist wegen seiner Fehleranfälligkeit („kognitive Verzerrungen“) auch umstritten. Intuitive Entscheidungen werden oft als einfacher, schneller und kreativer gefunden als analytisch vorbereitete. Da Menschen im intuitiven Modus oft unaufmerksam sind, führt die intellektuelle Trägheit häufig zu Fehlschlüssen und zuweilen zu irrationalen und schlechten Entscheidungen. So beziehen sich Menschen oft lieber auf persönliche Erfahrungen, Anekdoten und Geschichten statt auf Daten und Statistiken. Wenn jemand als Experte in Gebiete eindringt, in denen er kein Fachmann ist, kann es geschehen, dass sich fachliche Unerfahrenheit, Selbstüberschätzung und Begeisterung negativ auswirken.

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4. Im Zweifel

Es ist gut, Dinge auch in Frage zu stellen, sie auf Herz und Nieren zu prüfen, um sie dann besser zu machen. Der Zweifel kann beim differenzierten Denken und Abwägen helfen. Viele Menschen haben sich „im Zweifel“ angewöhnt, lieber noch einmal eine Nacht über ein zu lösendes Problem zu schlafen – aber dann loszugehen, dabei die Augen offen zu halten nach Parametern, die signalisieren, ob der eingeschlagene Weg richtig ist und eventuell nochmals neu überdacht werden muss.

Der Zweifel sollte allerdings nicht einen Großteil unseres Daseins ausmachen, denn der Verstand dominiert dann ständig das Bauchgefühl, und so werden ständig Optionen, Umstände oder Bedingungen geprüft, die erfüllt werden müssen. Indem auf den perfekten Zeitpunkt gewartet wird, um etwas zu tun, wird das Leben vertagt. Denn dieser Zeitpunkt wird niemals kommen, und wir werden auch nie wirklich bereit sein zum Handeln.

5. Nützlichkeit von Bauchentscheidungen

Niemand kann vorhersagen, ob eine Entscheidung hundertprozentig richtig ist – aber das Bauchgefühl kann helfen, die Trefferquote zu erhöhen. Bauchentscheidungen werden vor allem dann gebraucht, wenn Risiken nicht berechnet werden können und unter hoher Unsicherheit entschieden werden muss. Häufig wird uns suggeriert, dass Algorithmen für uns alles entscheiden könnten, doch sie funktionieren am besten unter bekannten Risiken, nicht unter Ungewissheit.

6. Verlässlichkeit des Bauchgefühls

Verlässlich und treffsicher ist das Bauchgefühl allerdings nur in jenen Themengebieten, wo wir uns gut auskennen und über viel Erfahrung verfügen. Komplexe Sachverhalte können dann schneller erfasst und geistig durchdrungen werden. Wenn es um neue und wichtige Entscheidungen geht, braucht es Zeit zum gründlichen Nachdenken, das genauso wichtig ist wie das Bauchgefühl, das ständig trainiert und immer wieder rückgekoppelt werden muss mit den Ergebnissen rationaler Analyse. Durch Erfahrungsaustausch lässt sich Erfahrungswissen, das in die Bauchentscheidung einfließt, erweitern, und es ermutigt und legitimiert zunehmend in einer ähnlichen Situation, auch auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Aus jeder Bauchgefühl-Entscheidung sollten die Erfahrungen mit in die nächste Entscheidung einbezogen werden.

7. Richtig entscheiden

Sind die Variablen eines Problems bekannt, ist es besser, rational zu entscheiden. Bei einem Problem mit vielen Unbekannten ist es häufig besser, sich vom Bauchgefühl leiten zu lassen. Die Verknüpfung des eigenen Bauchgefühls mit dem Intellekt verbessert die eigene Entscheidungsfähigkeit. Auch sollten unterstützende Fakten für das eigene Bauchempfinden gesammelt werden. Die besten Entscheidungen werden getroffen, wenn analytisches und intuitives Denken kombiniert wird. Die richtige Entscheidung ist eine Kombination aus Herz und Hirn. Der Verstand denkt und sortiert vor, das Gefühl liefert den letzten Anstoß. Wenn sich die Folgen einer Entscheidung abzeichnen, kann analysiert werden, ob der Bauch wirklich Recht hatte, was vor allem bei Entscheidungen hilft, die aufgrund ihrer Komplexität nicht vollständig überblickt werden können.

Cover Baugefühl im Management

A. Hildebrandt, W. Neumüller (Hrsg.)
Bauchgefühl im Management
Springer Verlag 2021, 324 Seiten
ISBN 978-3-662-63666-4
Harcover: 64,99 Euro
Auch als E-Book verfügbar

Quelle: UD
 

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